Corona / BioNTech will Impfstoff-Nachahmern in Entwicklungsländern nicht im Wege stehen
BioNTech will sich nicht gegen mögliche unautorisierte Kopien seines Covid-19-Impfstoffs zur Wehr setzen.
„Unsere Zielsetzung ist nicht, andere daran zu hindern, unsere Technologie zu nutzen, sondern unsere Zielsetzung ist, aktiv dafür zu sorgen, dass unsere Technologie möglichst sicher, möglichst breit auf allen Kontinenten verfügbar ist“, sagte Vorstandschef Ugur Sahin in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit Reuters-TV auf die Frage, ob er gegen Kopien des Biontech-Vakzins etwa durch Organisationen in Entwicklungsländern juristisch vorgehen würde.
Das Unternehmen stellte am Mittwoch Pläne zum Aufbau einer mRNA-Impfstoffproduktion in Afrika vor. Dafür will Biontech eigens entwickelte spezielle Container auf den Kontinent liefern, in denen die Produktion von Boten-RNA (mRNA) – die grundlegende Technologie für die Impfstoffe von Biontech – möglich sein soll. Doch viele Länder und Nicht-Regierungsorganisationen hatten kritisiert, dass die Hersteller von Covid-19-Impfstoffen wie Biontech und sein Partner Pfizer ihre Patente nicht freigeben. Sie fordern eine Freigabe, um einen weltweit besseren Zugang zu den Vakzinen zu erreichen.
Sahin sagte, das nun vorgestellte Container-Projekt sei die schnellstmögliche Lösung, um die Technologie des Unternehmens nach Afrika zu bringen. „Die schlüsselfertige Lösung, die wir haben, ist aus unserer Sicht das Beste, was wir momentan machen können, wenn wir eine schnelle Produktion in Afrika etablieren wollen“, betonte er. „Die wesentliche Herausforderung momentan ist, dass eine mRNA-Produktion mit den ganzen Qualitätskontrollen circa 50.000 Schritte beinhaltet. Das heißt, wenn wir jetzt beginnen, einen Technologietransfer zu machen für den jetzigen Prozess muss trotzdem gewährleistet sein, dass diese 50.000 Schritte implementiert, kontrolliert und in der entsprechenden Reinraumklasse umgesetzt werden können.“
Afrigen entwickelt eigene Version
Biontech wolle die Anlage zunächst mit seinen Produktionsspezialisten initiieren und parallel Mitarbeiter und Experten vor Ort, aber auch an seinem Standort im hessischen Marburg trainieren. „Zielsetzung ist auf jeden Fall, langfristig zu gewährleisten, dass wir die Verantwortung auch an die lokalen Partner übergeben können.“
In Südafrika hatte kürzlich das Biotechunternehmen Afrigen Biologics bekannt gegeben, an einem Covid-Impfstoff auf Moderna-Basis zu arbeiten. Afrigen will dafür die öffentlich zugängliche Sequenz des mRNA-Vakzins von Moderna verwenden, um eine eigene Version des Impfstoffs zu entwickeln. Diese könnte noch in diesem Jahr am Menschen getestet werden. Der Impfstoffkandidat wäre der erste, der ohne die Unterstützung und Genehmigung des Entwicklers hergestellt wird.
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