Corona-Ansteckung / Covid bei Haustieren: Das weiß die Wissenschaft
Während der Corona-Pandemie sind viele Menschen nicht nur um ihre eigene Gesundheit und die Gesundheit ihrer Mitmenschen besorgt, sondern auch um die ihrer Haustiere. Mittlerweile ist klar, dass sich Hunde und Katzen mit dem Virus infizieren können – auch wenn nur sehr wenige Fälle bekannt sind. Oft handelt es sich bei den betroffenen Tieren um solche, die engen Kontakt zu infizierten Menschen hatten. Dass Menschen sich bei Tieren anstecken können, halten Forscher derzeit für unwahrscheinlich. Um diese Fragen restlos zu klären, muss allerdings noch mehr geforscht werden.
Das Interesse der Wissenschaft weckten Hunde aus Hongkong, die sich das Virus eingefangen hatten. Wenn in Hongkong bei einer Person Covid-19 festgestellt wird, wird sie in ein Krankenhaus eingewiesen und ihre Kontaktpersonen werden unter Quarantäne gestellt. Besitzer von Hunden und Katzen erhalten die Möglichkeit, ihre Vierbeiner der Landwirtschaftsbehörde zu übergeben, damit diese sich um sie kümmern. Dabei soll auch untersucht werden, was der beste Umgang mit solchen Tieren ist, zum Beispiel wann der beste Zeitpunkt ist, den Besitzern die Tiere zurückzugeben. Dabei werden die Tiere auch auf das Virus hin untersucht.
Laut einem Artikel, der im May im Fachblatt Nature erschien, fand man auch unter den Hunden tatsächlich solche, die infiziert waren. Einer der Hunde lebte zusammen mit einer 60-jährigen Dame, bei der das Virus bereits im Februar festgestellt wurde. Auch eine Haushaltshilfe und ein weiteres Haushaltsmitglied wurden positiv getestet. Bei dem tierischen Patienten handelte es sich um einen 17-jährigen Spitz mit einer langen Liste von Vorerkrankungen. Trotzdem ließ sich „Hund 1“, wie er in dem Fachartikel genannt wird, nicht unterkriegen. „Während der gesamten Dauer der Quarantäne blieb der Hund hellwach und wachsam, ohne offensichtliche Veränderung des klinischen Zustands“, steht in dem Artikel.
Der alte Hundeherr ist nicht alleine. Auch bei einem Deutschen Schäferhund aus Hongkong wurde das Virus festgestellt. Anders als sein Kollege war er gerade einmal 2,5 Jahre alt. Auch sein Herrchen war positiv auf das Virus getestet worden. Bei einem weiteren Hund, der in dem Haushalt lebte, wurden keine Spuren von Antikörpern festgestellt.
Trauriges Schicksal
Für Aufmerksamkeit sorgte auch der Fall von „Buddy“ aus New York. In einer Pressemitteilung gab das amerikanische Veterinäramt Anfang Juni bekannt, dass sich ein Deutscher Schäferhund wohl bei einer Person aus seinem Haushalt angesteckt hat – er befinde sich auf dem Weg der Besserung. Allerdings war dem nicht so: Buddy starb. Später wurde bekannt, dass er zudem womöglich an Lymphdrüsenkrebs litt. Ob eine Krebserkrankung ihn anfälliger für das Virus gemacht hat und seine Symptome in Wirklichkeit von dem Krebs ausgelöst wurden, ist nicht restlos geklärt. In einem Exklusivinterview mit dem Magazin National Geographics erzählten seine Besitzer, sie hätten Mitte April festgestellt, dass es dem Rüden schwerfiel, zu atmen. Einen Leitfaden für den Umgang mit an Covid-19 erkrankten Tieren gibt es nicht. Dazu fehlen schlicht die Erfahrungswerte. Ein zweiter Hund im Haushalt hat keine Anzeichen einer Erkrankung gezeigt; jedoch wurden auch bei diesem Hund Antikörper identifiziert, was auf eine Exposition hindeutet, schreibt das Veterinäramt.
Das amerikanische Veterinäramt hat im Internet eine Liste mit allen Tieren veröffentlicht, die in den USA positiv getestet wurden. Die Fallzahlen sind im Vergleich zu den von Menschen extrem niedrig. Die Liste umfasst derzeit 37 Tiere. Darunter vor allem Hunde und Katzen, aber auch Tiger, Löwen und Nerze. Bislang ist nicht bekannt, welche Spezies sich mit dem Virus anstecken können und welche nicht.
Auf welchem Wege sich Tiere anstecken, ist derzeit auch noch nicht erforscht. Solide Studien über das Thema gibt es noch nicht. Erste genetische Untersuchungen zeigen jedoch, dass sich die infizierten Tiere bei Menschen angesteckt haben. Das gilt auch für eine Gruppe infizierter Tiger und Löwen im Bronx Zoo in New York. Aufgrund der bislang vorliegenden Daten schätzen Experten, wie etwa die amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC, das umgekehrte Risiko einer Übertragung von Tieren auf Menschen als sehr gering ein.
Bei 6.000 Tests kein positiver Fall
Inzwischen werden Menschen in einigen Ländern der Welt, darunter in Luxemburg, systematisch und teils mehrfach getestet. Bei Tieren ist das nicht der Fall. Darum ist nicht klar, wie weit die Krankheit in der Tierpopulation verbreitet ist. Bei Tests, die das auf Tiermedizin spezialisierte Unternehmen IDEXX bis Mitte April an rund 6.000 Hunden, Katzen und Pferden in den USA, Südkorea, Europa und Kanada durchgeführt hat, wurde dem Unternehmen zufolge allerdings kein einziger positiver Fall entdeckt. Dabei wurde auch in Regionen getestet, die stark von der Pandemie betroffen waren. Anders als bei den oben genannten Fällen wurden diese Tiere zufällig ausgewählt. Sie wurden nicht getestet, weil bereits ein Mensch im Haushalt erkrankt war.
Die amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC schreibt: „Einige Coronaviren, die Tiere infizieren, können auf Menschen übertragen und dann zwischen Menschen verbreitet werden, aber das ist selten. Dies ist bei dem Virus der Fall, das den aktuellen Ausbruch von Covid-19 verursacht hat, wobei das Virus wahrscheinlich von Fledermäusen stammt.“ Das Sars-CoV-2-Virus (nur eines von mehreren Coronaviren) wird hauptsächlich durch Tröpfchen beim Husten, Niesen und Sprechen von Mensch zu Mensch übertragen. Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung spielen Menschen, die zwar infiziert sind, aber keine Symptome zeigen.
Obwohl Tiere, einschließlich Haus- und Heimtiere, häufig als Quelle neu auftretender Krankheitserreger infrage kommen, sei es beim Sars-CoV-2-Virus wohl eher so, dass sich Tiere beim Menschen anstecken und nicht umgekehrt, glauben Wissenschaftler. Ihre Vermutung begründen sie damit, dass es viel mehr Infektionen bei Menschen als bei Haustieren gibt, wie es in einer neuen, noch nicht Peer-geprüften Studie aus den USA heißt. Einen Lichtblick gibt es allerdings. Die meisten Hunde und Katzen scheinen durch das Virus nicht ernsthaft krank zu werden und zeigen meist überhaupt keine Symptome. Die Autoren dieser Studie machen des Weiteren darauf aufmerksam, dass die anhaltende Präsenz von Märkten, auf denen mit lebenden Tieren hantiert wird, optimale Bedingungen für das Auftreten von Zoonosen (Krankheiten, die die Artengrenze überspringen) bietet.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos