USA / Deutsche Bank distanziert sich von Trump
Nach dem Angriff auf das Kapitol geht die Deutsche Bank auf Abstand zu US-Präsident Donald Trump. Das größte deutsche Geldhaus wolle künftig keine Geschäfte mehr mit Trump und seinen Firmen machen, berichtete die „New York Times“ am Dienstag unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Auch eine andere Bank wendet sich von ihm ab.
Die Trump Organization schuldet der Deutschen Bank rund 340 Millionen Dollar, die 2023 und 2024 fällig werden. Das Institut hatte ihm noch Darlehen für Golfclubs und Hotels gewährt, als andere Banken sich längst zurückgezogen hatten. Reuters hatte bereits vor der US-Präsidentschaftswahl berichtet, das Geldhaus wolle die Beziehung zu Trump beenden.
Ein Sprecher der Deutschen Bank lehnte einen Kommentar zu dem Zeitungsbericht ab. Trumps Familienunternehmen, die Trump Organization, und das Weiße Haus in Washington waren zunächst nicht erreichbar.
Trump ist seit über zwei Jahrzehnten Kunde der Deutschen Bank. Seit Ende der 1990er-Jahre erhielt Trump Insidern zufolge mehr als zwei Milliarden Dollar an Krediten. Der prominente Kunde hat dem Geldhaus viele Negativschlagzeilen eingehandelt. Immer wieder verlangten die Demokraten im US-Kongress Auskünfte über die Geschäfte mit dem republikanischen Präsidenten, der diese unter Verweis auf die Gesetzeslage zurückwies.
Seit dem Sturm auf das Kapitol, bei dem fünf Menschen getötet wurden, wenden sich immer mehr Firmen von Trump ab. Der Kurznachrichtendienst Twitter sperrte etwa seinen Account dauerhaft. Trumps Tweets ließen das Risiko von Anstiftung zur Gewalt erkennen, hieß es zur Begründung. Kurz vor dem Angriff aufs Kapitol hatte Trump in einer Rede vor Tausenden Demonstranten erneut in scharfen Worten angeblichen Wahlbetrug angemahnt. Mittlerweile hat er aber seine Niederlage gegen den Demokraten Joe Biden eingeräumt.
Auch die amerikanische Signature Bank, die seit Jahren an Trumps Seite steht, wendete sich von dem US-Präsidenten ab und forderte seinen Rücktritt. Dies sei „im besten Interesse des Landes und der US-Bürger“, erklärte das Institut auf seiner Internetseite.
Zuständige Beraterin hat gekündigt
Die US-Chefin der Deutschen Bank, Christiana Riley, hatte den Angriff auf das Kapitol vergangene Woche in einem Beitrag bei dem Online-Netzwerk LinkedIn scharf verurteilt. „Wir sind stolz auf unsere Verfassung und stehen zu denen, die versuchen, sie aufrechtzuerhalten, um sicherzustellen, dass der Wille des Volkes gewahrt bleibt und ein friedlicher Machtwechsel stattfindet“, schrieb sie. Bereits vor Weihnachten hatte eine Deutsche-Bank-Mitarbeiterin, die seit Jahren für die Trump-Darlehen zuständig war, das Geldhaus verlassen.
Manager der Deutschen Bank spielen Insidern zufolge seit einiger Zeit verschiedene Szenarien durch, wie sie die Trump-Kredite loswerden können. Wenn er kein Präsident mehr ist, wäre es einfacher, auf Rückzahlung der Darlehen zu bestehen, sie zu verkaufen oder die Zwangsvollstreckung einzuleiten, wenn Trump die Darlehen nicht zurückzahlen oder refinanzieren könne. Die Trump Organization hat den Insidern zufolge bislang nur die Zinsen für die Kredite zurückgezahlt und ist damit bislang nicht in Verzug geraten.
Die mit den Darlehen finanzierten Hotels und Golfclubs leiden unter der Corona-Krise. Die Einnahmen sind wie in der gesamten Touristikbranche eingebrochen. Trump hatte geplant, auf Golfplätzen wie dem in Miami Hotels und Häuser zu bauen und so zusätzliche Einnahmen zu erwirtschaften. Doch bislang ist daraus nichts geworden.
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