/ Entscheidung über Sea-Watch-Kapitänin vertagt – Salvini erwartet „Stille und Respekt“
Kommt Sea-Watch-Kapitänin Rackete nach ihrem umstrittenen Manöver auf freien Fuß? Die Entscheidung darüber wurde vertagt. Unterdessen schwelt der Streit zwischen Deutschland und Italien in dem Fall weiter.
Die Entscheidung über einen möglichen Haftbefehl für die deutsche Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete ist auf Dienstag vertagt worden. Das bedeute, dass Rackete noch bis Dienstag unter Hausarrest stehen werde, sagte Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Die Vertagung der Entscheidung bestätigte auch Racketes Anwalt Leonardo Marino der dpa. Innenminister Matteo Salvini erklärte, dass Italien in jedem Fall bereit sei, „die reiche, gesetzlose Deutsche auszuweisen“.
Die Staatsanwaltschaft wirft der 31-Jährigen nach Angaben ihres Anwalts Widerstand gegen ein Militärschiff und Vollstreckungsbeamte vor. Zudem wird wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung gegen Rackete ermittelt. Im schlimmsten Fall droht ihr eine Haftstrafe.
Rackete war am Samstag mit dem Schiff „Sea-Watch 3“ mit 40 Migranten unerlaubt nach Lampedusa gefahren. Sie wurde festgenommen und auf der sizilianischen Insel unter Hausarrest gestellt. Ein neues italienisches Sicherheitsdekret stellt das unerlaubte Einfahren nach Italien unter eine Geldstrafe. Die „Sea-Watch 3“ wurde beschlagnahmt.
Der Fall sorgt für Spannungen zwischen Italien und Deutschland. Dort hat sich ein breites Bündnis an Unterstützern von Rackete formiert. Der italienische Regierungschef Giuseppe Conte sagte am Montag in Brüssel, Bundeskanzlerin Angela Merkel habe ihn auf die 31-Jährige angesprochen. „Ich habe ihr gesagt, dass sich in Italien wie (…) auch bei ihr in Deutschland die exekutive Macht von der gerichtlichen Macht unterscheidet.“ Er könne als Regierungschef nicht eingreifen und den Richtern ein Verhalten nahelegen. Der Fall „liegt in den Händen des Gerichts“, sagte Conte.
Italien weist auf unabhängige Justiz hin
„Aus unserer Sicht kann am Ende eines rechtsstaatlichen Verfahrens nur die Freilassung von Carola Rackete stehen. Das werde ich Italien nochmal deutlich machen“, hatte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Montag auf Facebook erklärt.
Aus dem Außenministerium in Rom hieß es, Maas habe seinen italienischen Kollegen Enzo Moavero Milanesi angerufen. Der habe darauf hingewiesen, dass die Richterschaft „gänzlich unabhängig von der Regierung“ sei, weshalb alle „mit Vertrauen und Respekt“ warten müssten. Innenminister Salvini erklärte, er erwarte insbesondere von Deutschland und Frankreich „Stille und Respekt“.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte Italien am Sonntag wegen der Festnahme der Kapitänin kritisiert und Maßnahmen der Regierung in Rom gegen Seenotretter in Frage gestellt.
Die Bundesregierung wandte sich generell gegen eine „Kriminalisierung von Seenotrettern“. „Wenn es konkrete Vorwürfe der italienischen Behörden gibt, müssen sie auf rechtsstaatlichem Wege und so schnell wie möglich geklärt werden“, sagte Vize-Regierungssprecherin Martina Fietz. Das humanitäre Engagement zur Rettung von Menschenleben auf See verdiene Respekt, müsse aber auch im Einklang mit geltendem Recht stehen.
Nach der Festnahme Racketes sind die Spenden für die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch in die Höhe geschossen. Über den Aufruf der Fernsehmoderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf kamen am Montag mehr als 800.000 Euro zusammen, auf einer italienischen Facebook-Seite wurden mehr als 425.000 Euro gesammelt.
Italien will vor dem Anlegen eine gesicherte Übernahme von Flüchtlingen
Rackete hatte nach der Rettung von Migranten vor der libyschen Küste zwei Wochen auf dem Meer vergeblich auf eine Erlaubnis zum Anlegen in Italien gewartet. Sie rechtfertigte ihr unerlaubtes Anlegen mit der verzweifelten Lage an Bord und der Sorge um die Migranten. Italien will keine NGO-Schiffe anlegen lassen, wenn es keine Sicherheit gibt, dass die Migranten auf andere EU-Staaten verteilt werden.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte wenige Tage vor dem unerlaubten Einlaufen in Lampedusa einen Eilantrag unter anderem von Rackete abgelehnt, mit dem Schiff in Italien anlegen zu dürfen.
„Seenotrettung ist ein seit langem bestehender humanitärer Imperativ, der auch völkerrechtlich vorgeschrieben ist“, sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär Antonio Guterres, Stephane Dujarric, in New York. Den Einzelfall Rackete wollte er nicht kommentieren, sagte aber: „Kein Schiff oder Schiffsführer sollte von Geldstrafen bedroht sein, wenn er Booten in Seenot zu Hilfe kommt, bei denen Menschen sonst ihr Leben verlieren würden.“
„Ich denke, der internationale Druck auf die italienische Regierung wird einiges bewirken“, sagte der Vater der in Kiel geborenen und in Niedersachsen aufgewachsenen Kapitänin, Ekkehart Rackete, der Deutschen Presse-Agentur. Er halte Italien „nach wie vor“ für einen souveränen Rechtsstaat und mache sich keine großen Sorgen um seine Tochter. Am Sonntag habe er mit ihr telefoniert: „Sie ist lustig und guter Dinge und sieht der ganzen Sache eigentlich gelassen ins Auge.“
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) rief die Seenotretter zu Selbstkritik auf. Die Organisationen sollten vermeiden, mit ihrer Arbeit falsche Signale zu senden und so das Geschäft der Schlepper zu befördern, sagte er der „Bild“-Zeitung (Montag).
- Was Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen bedeutet - 20. Januar 2025.
- Israelische Medien melden Fortschritte bei Waffenruhe-Gesprächen - 13. Januar 2025.
- Illegaler Tiertransport: Gerettetes Gorillababy sorgt in Istanbul für Aufsehen - 13. Januar 2025.
Unter Seenotrettung verstehe ich die Rettung in Seenot geratener Menschen mit anschließendem Ansteuern des nächst gelegenen Hafens. In diesem Fall wäre es ein libyscher Hafen gewesen, nicht Lampedusa.
Um das Sterben im Mittelmeer einzudämmen, könnten die Hilfsorganisationen vor Ort Überzeugungsarbeit gegen das florierende Geschäft der Menschenschlepper leisten, damit die Menschen sich nicht mehr auf die gefährliche Seereise begeben.
Lybien ist ein Land das sich im Buergerkrieg befindet. Die Menschen dahin zurueck zu bringen, und sie Mishandlung die bis zur Sklaverei geht, auszusetzen, waere unmenschlich und ist keine Option.
Warum flüchten die Migranten denn nach Europa und nicht in andere afrikanische Länder? Ägypten,Tunesien usw. Da ist kein Krieg. Ihnen wird in Europa ein Leben in Milch und Honig vorgemalt und deshalb setzen sie sich allen Gefahren aus.
Genau! In dieser ganzen Polemik geht es um humanitäre Hilfe, nicht um Seenotrettung
Oder, man macht etwas richtig sinnvolles, jund man versucht Ursachenbekämpfung zu begehen, und keine Symptombekämpfung, denn die meisten Leute lassen nicht einfach so Habgut, Familie, und die eigenen Wurzeln zurück, nur um „ins schöne Europa zu kommen“, weil sie gehört haben, da hätte man es doch gut…
Ihr Vorschlag ist demnach mein Meinung nach nicht so sinnvoll wie sie es evtl denken, Herr Jang. Er würde halt nur das Elent weiterhin weit weg halten, so nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“…
Déi Leit sin 20 KM vun der libyscher Küst ewech gerett gin. Vun do bis op Malta sin et nach 340 KM.