Deutschland / Gesundheitsminister Spahn und RKI mahnen bei Corona-Entwicklung zur Vorsicht
Angesichts nur noch leicht sinkender Corona-Zahlen fordern sowohl Gesundheitsminister Jens Spahn als auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, eine strikte Einhaltung der Corona-Maßnahmen.
„Die Seitwärtsbewegung bei den Neuinfektionen mahnt zur Vorsicht“, sagte Spahn am Freitag in Berlin. „Wir stehen möglicherweise erneut an einem Wendepunkt“, mahnte auch Wieler mit Blick auf die schnelle Verbreitung hochansteckender Virusvarianten. Laut RKI beträgt der Anteil der Mutanten an den Positivfällen bereits mehr als 23 Prozent. Beide betonten ebenso wie der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) angesichts der Debatte um den Impfstoff von AstraZeneca, dieser sei „sicher und schützt“.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist nach Angaben des RKI wieder leicht gesunken. Das Institut meldete am Freitag 9113 neue Fälle, am Freitag der Vorwoche waren es 9860. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz sank leicht auf 56,8(Vortag: 57,1). Es starben 508 weitere Menschen an oder mit dem Virus. Auffallend sind weiter die großen geografischen Differenzen. So liegt laut RKI die Sieben-Tage-Inzidenz in Baden-Württemberg bei nur noch 41,1, in Thüringen dagegen bei 116,7. Der Wert gibt an, wie viele von 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche rechnerisch neu positiv getestet werden. In Schleswig-Holstein, das in Flensburg eine starke Verbreitung der britischen Virusvariante registriert und dort eine nächtliche Ausgangssperre verhängt hatte, fiel der Wert unter die 50er-Marke (49,1).
Spahn zufolge muss man deshalb zunehmend zu einer stärkeren Regionalisierung bei den Corona-Maßnahmen kommen. Holetschek verwies darauf, dass einige bayerische Gebiete von der Grenzlage zu Tschechien beeinflusst seien. Dort werden sehr hohe Infektionszahlen verzeichnet. Die tschechische Regierung verschob daher am Freitag die für kommende Woche geplante Öffnung von Läden. Verbände der Logistik (BGL), des Einzelhandels (HDE) und des Fruchthandels (DFHV) plädierten für eine Lockerung der seit dem Wochenende bestehenden Grenzkontrollen.
Bund und Länder streben zunächst bundesweit eine Inzidenz von 50 an. Öffnungen etwa des Einzelhandels werden aber erst in Aussicht gestellt, wenn der Wert stabil unter 35 liegt. Grundschulen und Kitas sollen in einigen Bundesländern aber bereits am Montag wieder öffnen. Bayerns Gesundheitsminister Holetschek plädierte für eine schnellere Impfung von Grundschullehrern und Erziehern. Spahn sagte zu, dass der Bund für die Beratungen mit den Gesundheitsministern der Länder am Montag einen Vorschlag vorlegen werde. Sollte es dann breite Übereinstimmung geben, werde die Verordnung für die Impfpriorisierung entsprechend angepasst. „Das Impfangebot zubekommen, ist ein Privileg“, betonte er zudem. Wer es bekomme, solle sich auch im Interesse aller anderen impfen lassen.
Die deutschen Arztpraxen wollen ab Anfang April bundesweit mit Impfungen beginnen. Wie der Vize-Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Stephan Hofmeister, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland sagte, könne man in Arztpraxen täglich zusätzlich eine Million Menschen impfen, fünf Millionen in der Woche. Spahn sagte, das Gesundheitsministerium habe aber keinen festen Zeitpunkt genannt, ab wann die Arztpraxen Teil der Impfkampagne werden können. Dafür müsse man über eine ausreichende Anzahl an Impfdosen verfügen. Bayern und einige andere Bundesländer experimentieren derzeit, wie sie Arztpraxen stärker einbinden können.
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