Nahost / Hisbollah feuert erneut „dutzende“ Raketen auf Israel ab – Sorge vor regionalem Krieg wächst
Die Angst vor einem regionalen Krieg in Nahost wächst: Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon hat gestern nach eigenen Angaben „dutzende“ Raketen auf Israel abgefeuert.
Die Miliz hatte zuvor im Falle einer israelischen Offensive mit großflächigen Angriffen auf das Nachbarland gedroht. Die israelische Armee wiederum hatte einen Einsatzplan für eine Offensive im Libanon abgesegnet. Israel nahm unterdessen am Donnerstag laut Augenzeugen und einem Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP das Zentrum des Gazastreifens mit Luftangriffen und Artilleriebeschuss ins Visier.
Die Hisbollah erklärte am Donnerstag, der Raketenbeschuss des israelischen Nordens sei eine Vergeltung für einen tödlichen israelischen Angriff im Dorf Deir Kifa gewesen. „Dutzende Katjuscha-Raketen“ seien auf eine israelische Einrichtung abgeschossen worden.
Die libanesische Presseagentur ANI hatte berichtete, dass ein Mensch nahe des Ortes Deir Kifa im Südlibanon bei einem israelischen Drohnenangriff getötet worden sei. Die israelische Armee sprach von einem Hisbollah-Kämpfer, der für die Planung und Ausführung von „Terroranschlägen gegen Israel“ verantwortlich gewesen sei und die Bodentruppen der Hisbollah befehligt habe. Die Hisbollah verkündete lediglich den Tod einer ihrer Kämpfer.
„Der Feind weiß genau, dass wir uns auf das Schlimmste vorbereitet haben (…), und dass kein Ort (…) von unseren Raketen verschont bleiben wird“, hatte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah am Mittwoch in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache gesagt. Nasrallah drohte außerdem Zypern und warnte das EU-Land davor, Israels Armee im Kriegsfall seine Flughäfen und Stützpunkte nutzen zu lassen.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vor mehr als acht Monaten feuert die vom Iran unterstützte und mit der Hamas verbündete Hisbollah Raketen und Drohnen auf Israel ab. Zehntausende Menschen in Israel mussten seitdem ihre Häuser verlassen. Israel reagiert auf den Beschuss verstärkt mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon.
Die israelische Armeeführung hatte am Dienstag einen Einsatzplan für eine mögliche Offensive im Libanon beschlossen. Ranghohe Armeevertreter hätten bei einer gemeinsamem Lagebeurteilung im Nordkommando eine Offensive im Libanon „genehmigt und freigegeben“, teilte die Armee mit. Der israelische Außenminister Israel Katz drohte der Hisbollah mit ihrer Zerstörung in einem „umfassenden Krieg“.
Derweil gingen am Donnerstag auch die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der Hamas im Gazastreifen weiter. Nach Angaben eines Mediziniers wurden zwei Menschen bei einem Angriff nahe der Flüchtlingssiedlung Nuseirat getötet. Augenzeugen berichteten auch von Panzerbeschuss in Seitun, einem nördlich gelegenen Stadtviertel Gazas, sowie in den Flüchtlingssiedlungen Bureidsch und Maghasi.
Armeesprecher wirft Fragen auf
Im Süden des Gazastreifens komme es zudem zu Gefechten zwischen israelischen Soldaten und palästinensischen Kämpfern im Zentrum und im Westen der Stadt Rafah, hieß es aus Kreisen des bewaffneten Arms der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas. Die Armee erklärte, sie setze ihren „präzisen“ Einsatz in Rafah fort und habe am Vortag „mehrere Terroristen in Nahkämpfen eliminiert“.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu will den Gaza-Krieg nach eigener Aussage bis zu einer vollständigen Niederlage der Hamas führen. Dieses Vorhaben der Regierung stellte Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwoch in Frage: „Hamas ist eine Ideologie, wir können eine Ideologie nicht eliminieren“, sagte Hagari dem Sender Channel 13. „Zu sagen, dass wir dafür sorgen, dass die Hamas verschwindet, bedeutet, den Menschen Sand in die Augen zu streuen.“
Netanjahus Büro wies die Äußerungen umgehend zurück. Die „Zerstörung der militärischen und Regierungskapazitäten der Hamas“ seien vom politischen und vom Sicherheitskabinett festgelegt worden, hieß es. Die israelische Armee sei diesem Ziel „natürlich verpflichtet“. Die Armee betonte in einer Erklärung im Onlinedienst Telegram, dass sich Hagaris Äußerungen auf die „Ideologie“ der Hamas bezogen hätten. (AFP)
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