Medienberichte / Israel erwägt freies Geleit für Hamas-Chef
Israel hat Medienberichten zufolge den Entwurf für eine neue Vereinbarung mit der radikalislamischen Hamas ausgearbeitet, der eine Freilassung von Geiseln im Gegenzug zu freiem Geleit für Hamas-Anführer Jahja Sinwar und einem Stopp der Kämpfe vorsieht.
Der Vorschlag sehe zudem eine Freilassung palästinensischer Gefangener aus israelischer Haft und die Errichtung eines neuen Regierungssystems im Gazastreifen vor, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender Kan gestern. Laut der „Times of Israel“ hat der israelische Geiselbeauftragte Gal Hirsch den Vorschlag „den Amerikanern vorgelegt, die ihn an arabische Vertreter weiterleiten sollten“.
Bei einer Pressekonferenz wollte sich Israels Regierungssprecher David Mencer gestern nicht zu den Berichten äußern. Stattdessen erneuerte er Forderungen an die internationale Gemeinschaft, Druck auf die Hamas auszuüben, um eine Vereinbarung zur Geiselfreilassung zu treffen.
Unterdessen hat der Hisbollah-Chef nach der Explosion hunderter Kommunikationsgeräte der pro-iranischen Miliz im Libanon mit „harter Vergeltung“ gedroht. Israel werde seine „gerechte Strafe“ erhalten, sagte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah gestern in einer Fernsehansprache. Mit den Explosionen, bei denen nach Regierungsangaben mindestens 37 Menschen getötet und mehr als 2.900 weitere verletzt wurden, habe Israel „alle roten Linien überschritten“.
Die Hisbollah werde ihre seit elf Monaten andauernden Angriffe auf israelisches Gebiet nicht einstellen, solange Israel weiter im Gazastreifen Krieg gegen die verbündete Hamas führe, sagte Nasrallah. Die vor den Kämpfen geflohenen Bewohner Nordisraels könnten nicht in ihre Heimat zurückkehren: „Keine militärische Eskalation, keine Tötungen, keine Morde und auch kein umfassender Krieg können die Bewohner wieder ins Grenzgebiet zurückbringen.“
Im Libanon waren am Mittwoch hunderte Walkie-Talkie-Funksprechgeräte explodiert, nachdem bereits am Tag zuvor hunderte Funkempfänger, sogenannte Pager, von Hisbollah-Mitgliedern explodiert waren. Gesundheitsminister Firass Abiad zufolge wurden bei der ersten Explosions-Welle zwölf Menschen getötet, bei der zweiten Welle am Mittwoch starben demnach 25 Menschen. Die Schiitenmiliz macht Israel verantwortlich. Hisbollah-Chef Nasrallah kündigte eine interne Untersuchung zu den Vorfällen an.
Israelische Militärflugzeuge durchbrachen während Nasrallahs Fernsehansprache über Beirut die Schallmauer, wie die staatliche Nachrichtenagentur im Libanon berichtete. Bereits zuvor hatte die israelische Armee nach eigenen Angaben erneut Ziele der pro-iranischen Miliz angegriffen. Ziel sei es, „die terroristischen Fähigkeiten und die Infrastruktur der Gruppe zu schwächen“, erklärte die Armee.
Der Einsatz sei Teil der Bemühungen, die Rückkehr von Israelis zu ermöglichen, die vor den seit Monaten andauernden Hisbollah-Angriffen auf den Norden Israels geflohen sind, erklärte die Armee weiter. (AFP)
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