/ Italien am Scheideweg: Präsident entscheidet über Regierung
Steht Italien vor der Wende? In der Regierungskrise hat nun der Staatspräsident das letzte Wort. Die Sozialdemokraten könnten ein mittelfristig heikles Comeback hinlegen. Europa dürfte es freuen.
Es ist der Tag der Entscheidung in Rom: Auf der Suche nach einer neuen Regierung in Italien zeichnet sich ein Bündnis von Sozialdemokraten und populistischer Fünf-Sterne-Bewegung ab. Die Allianz der zwei ungleichen Parteien könnte erneut der bisherige Premier Giuseppe Conte führen. Staatspräsident Sergio Mattarella beendet am Mittwochabend die Konsultationen mit den verschiedenen Parteien. Danach wird er entscheiden, ob künftig die Sterne mit den europafreundlichen Sozialdemokraten regieren oder ob doch nur eine Neuwahl möglich ist.
„Regierung der Wende“
Die europakritische Regierung aus Sternen und rechter Lega von Innenminister Matteo Salvini war in der vergangenen Woche endgültig zerbrochen. Der parteilose Conte hatte seinen Rücktritt eingereicht. Nun soll eine „Regierung der Wende“ oder der „Umkehr“ zwischen Sternen und PD entstehen, die sich eigentlich bisher stets bekriegt hatten. Mit der Koalition, die nun aus der Taufe gehoben werde, „wird sich das Profil der italienischen Politik ändern“, versprach PD-Chef Nicola Zingaretti.
Damit bezog er sich auch auf die stramm rechte Linie von Lega-Chef Salvini, der die Allianz mit den Sternen Anfang August aufgekündigt hatte. Salvini spekuliert auf eine Neuwahl im Herbst – auch weil seine Umfragewerte sehr gut sind und er eine Wahl gewinnen könnte. Mattarella „möge diesem schändlichen Handel ein Ende bereiten und dem Volk das Wort geben“, sagte Salvini. Ein Bündnis von Sternen und PD – die beide in Umfragen weiter hinter der Lega liegen – wäre eines der „Verlierer“.
Bei einer neuen Allianz PD-Sterne würde Salvini in der Opposition landen. Für die EU wäre das wesentlich angenehmer, da der Lega-Chef mit Polemik gegen Brüssel stets Stimmung gemacht hat.
Hindernisse bei den Verhandlungen
„Beenden wir die Zeit des Hasses, des Grolls, der Durchtriebenheit, des Egoismus'“, sagte Zingaretti. Eine neue Regierung müsse „die Schande des Verhaltens, das die Menschenrechte verletzt und den Rechtsstaat erniedrigt hat, auslöschen“. Salvini hatte zusammen mit den Sternen immer wieder Schiffe mit Migranten wochenlang auf dem Meer blockiert und zudem Hetze gegen Ausländer betrieben. Zingaretti forderte zudem eine „loyale Zugehörigkeit“ zu Europa.
Zwar gab es diverse Hindernisse bei den Verhandlungen für einen „rot-gelben Pakt“. Aber die Sozialdemokraten waren optimistisch. „Heute Abend wird es einen Namen eines Premiers mit Regierungsauftrag geben, danach gibt es viel zu tun. Der Weg ist immer noch lang“, sagte der PD-Fraktionschef des Abgeordnetenhauses, Graziano Delrio.
Als neue Hürde kam hinzu, dass die Sterne ihre Parteibasis über das neue Bündnis auf einer Onlineplattform abstimmen lassen wollen. Dies soll kommende Woche passieren. Wie das allerdings mit dem engen Zeitplan des Präsidenten zusammenpassen soll, war zunächst unklar. Diskussionen gab es auch darüber, ob der Sterne-Chef Luigi Di Maio Vize-Premier bleibt.
Mattarella könnte Conte bereits am Mittwochabend einen Regierungsauftrag geben. Der müsste dann eine Regierungsmannschaft zusammenstellen, die dann vereidigt werden könnte. Die andere Option ist, dass Mattarella die Gespräche zwischen Sternen und PD für gescheitert erklärt, das Parlament auflöst und eine Neuwahl ausruft.
- Mindestens 76 Menschen sterben bei Brand in Skihotel - 21. Januar 2025.
- Israels Generalstabschef Herzi Halevi erklärt Rücktritt wegen Versagens am 7. Oktober 2023 - 21. Januar 2025.
- Was Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen bedeutet - 20. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos