Österreich / Mann lebte zeitweise in Luxemburg: „Drahtzieher“ von Ibiza-Video wegen Drogendelikten verurteilt
Wegen Drogendelikten wird der „Drahtzieher“ des Ibiza-Skandal-Videos zu einer Haftstrafe verurteilt. Das Video hatte 2019 zum Sturz der österreichischen Regierung geführt. Menschenrechtsaktivisten laufen Sturm. Die Staatsanwaltschaft ihrerseits betont, die Anklage gegen Hessenthaler habe „nichts mit einem Video zu tun“.
In einem brisanten Prozess ist der „Drahtzieher“ des sogenannten Ibiza-Skandalvideos in Österreich zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht St. Pölten habe Julian Hessenthaler wegen Drogenhandels und Urkundenfälschung schuldig gesprochen, sagte Vize-Gerichtspräsidentin Birgit Eisenmagen am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Reporter ohne Grenzen kritisierten die Gerichtsentscheidung.
Der 41-jährige Privatdetektiv Hessenthaler wird beschuldigt, in den Jahren 2017 und 2018 insgesamt 1,25 Kilogramm Drogen zu einem Grammpreis von 40 Euro an einen Bekannten übergeben zu haben. Zudem soll er bei einer Polizeikontrolle im Jahr 2019 falsche Papiere vorgelegt haben. Hessenthaler will gegen das Urteil in Berufung gehen.
Der Prozess ist verheerend für die Unabhängigkeit der Justiz in Österreich und für das Vertrauen in den Rechtsstaat
Der Privatdetektiv gilt als Hintermann des sogenannten Ibiza-Skandal-Videos, das 2019 zum Sturz der österreichischen Regierung geführt hatte. Auf dem auf Ibiza mit versteckter Kamera aufgenommenen Video war zu sehen, wie der damalige österreichische Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache von der Rechtsaußen-Partei FPÖ mit einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte fragwürdige Deals bespricht.
Das Video erschütterte die österreichische Politik, die Koalition aus ÖVP und FPÖ zerbrach. Im vergangenen August wurde Strache im Zusammenhang mit der Ibiza-Affäre wegen Bestechlichkeit zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Heftige Kritik an Urteil
Hessenthaler, der seine Jugend in Japan, den USA und Indien verbrachte, lebte später auch mehrere Jahre in Luxemburg bei seiner österreichischen Mutter. Erst danach gründete er in Deutschland seine Firma, mit der er laut Aussagen vor Gericht Konzerne mit „Private Intelligence“, also geheimdienstlich beraten habe.
Eine Gruppe aus 15 NGOs, darunter Amnesty International und Reporter ohne Grenzen, kritisierten das Urteil gegen Hessenthaler. Der Geschäftsführer der österreichischen Organisation epicenter-works, Thomas Lohninger, bezeichnete die „Optik des Verfahrens“ als „verheerend für die Unabhängigkeit der Justiz in Österreich und für das Vertrauen in den Rechtsstaat“. Während des gesamten Prozesses habe es keine Beweise gegen den Angeklagten gegeben, außer den Aussagen zweier Belastungszeugen.
Die Staatsanwaltschaft ihrerseits betonte in ihrem Schlussplädoyer, die Anklage gegen Hessenthaler habe „nichts mit einem Video zu tun, das 2017 auf Ibiza gedreht wurde“. Hintergrund der Anklage sei vielmehr ein zufälliger Drogenfund im Keller einer späteren Belastungszeugin gewesen.
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