Naher Osten / Mindestens acht Tote bei israelischem Einsatz im Westjordanland
Bei einem Einsatz der israelischen Armee im besetzten Westjordanland sind am Montag nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mindestens acht Palästinenser getötet und 50 weitere verletzt worden.
In der Region um die Stadt Dschenin habe es „Bombenangriffe aus der Luft und eine Invasion am Boden“ gegeben, sagte der Direktor des palästinensischen Roten Halbmonds in Dschenin, Mahmud al-Saadi, der Nachrichtenagentur AFP. Die israelische Armee sprach von einem „groß angelegten Anti-Terror-Einsatz“.
In einem Flüchtlingslager sei ein „gemeinsames Einsatzzentrum“ getroffen worden, das als Kommandozentrale für die „Dschenin-Brigade“, eine örtliche militante Gruppe, gedient habe, teilte die israelische Armee mit. Die Armee habe mit ihrem Angriff „überrascht“, sagte Armeesprecher Richard Hecht. „Wir befinden uns immer noch im Lager. Wir beschlagnahmen weiter Waffen und Munition.“ Die Stadt Dschenin und das Flüchtlingslager seien aktuell „Kampfgebiet“.
Im Flüchtlingslager in Dschenin seien „terroristische Angriffe gegen Zivilisten“ angezettelt worden, sagte der israelische Außenminister Eli Cohen. „Wir gehen mit großer Kraft gegen diese Drehscheibe des Terrorismus vor.“ Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium befinden sich zehn der 50 Verletzten in Lebensgefahr. Zudem sei nahe Ramallah ein palästinensischer Jugendlicher von den „Besatzern“ erschossen worden.
„Brutaler“ Einsatz
Der Führer der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, Ismail Hanija, nannte den israelischen Einsatz in Dschenin „brutal“, der Islamische Dschihad erklärte, dass „alle Optionen offen sind, um den Feind (Israel) als Antwort auf seine Aggression in Dschenin zu schlagen“.
Die Stadt Dschenin im Norden des von Israel seit 1967 besetzten Westjordanlandes und das angrenzende Flüchtlingslager sind immer wieder Schauplatz von Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und militanten Palästinensern. Die israelische Armee nimmt regelmäßig Razzien in dem Gebiet vor, das theoretisch unter der Kontrolle der Palästinenserbehörde von Präsident Mahmud Abbas steht.
Vor zwei Wochen waren bei einer Razzia der israelischen Armee im Flüchtlingslager sieben Menschen getötet worden. Dabei feuerte die Armee Raketen von einem Hubschrauber aus ab. Kurz darauf starben vier Israelis bei einem Angriff von zwei bewaffneten Palästinensern an einer Tankstelle nahe der Siedlung Eli. In derselben Woche tötete die israelische Armee drei Mitglieder einer „Terrorzelle“ bei einem Drohnenangriff in der Nähe von Dschenin.
Die Gewalt im Westjordanland hat sich in den vergangenen Monaten verschärft. Seit Jahresbeginn wurden mindestens 185 Palästinenser, 25 Israelis, ein Ukrainer und ein Italiener getötet, wie eine Zählung von AFP auf Grundlage offizieller Quellen ergibt.
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