Naher Osten / Was über die Geiseln im Gazastreifen bekannt ist
Als die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas vor einem Jahr ihren Großangriff auf Israel verübte, tötete sie nicht nur mehr als 1.000 Menschen, sondern nahm auch 251 Geiseln. Einige dieser Menschen waren bereits tot, als sie in den Gazastreifen verschleppt wurden. Weniger als die Hälfte der Geiseln kam später im Austausch mit palästinensischen Häftlingen frei, nur wenige der Entführten konnte die israelische Armee lebend befreien.
Von etwa hundert verbliebenen Geiseln im Gazastreifen sind heute nach israelischen Angaben noch 63 am Leben, darunter zwei Kinder. Für die Hamas sind sie ein Faustpfand, mit dem sie Israel zu einer Waffenruhe und zur Freilassung weiterer palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zwingen will.
Von den 251 am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln wurden 117 freigelassen, zumeist Kinder und Frauen sowie ausländische Gastarbeiter. Die meisten Freilassungen erfolgten während einer einwöchigen Waffenruhe Ende November. Im Gegenzug ließ Israel 240 palästinensische Häftlinge frei.
Am Jahrestag des Hamas-Angriffs gab das Forum der Geisel-Familien den Tod von Idan Schtivi bekannt. Der 28-Jährige war auf dem Nova-Musikfestival von Hamas-Anhängern verschleppt worden. Die israelischen Behörden gehen davon aus, dass es nun im Gazastreifen noch 63 lebende Geiseln gibt: 51 Männer, zehn Frauen, darunter fünf Soldatinnen, sowie zwei Kinder.
Die Armee und das Angehörigen-Forum bestätigten, dass die 71 übrigen tot sind. Die sterblichen Überreste von 34 von ihnen befinden sich nach Armee-Angaben noch im Gazastreifen. Israelische Soldaten konnten die Leichen von 37 Geiseln bergen, die entweder bereits am 7. Oktober oder später im Gazastreifen getötet worden waren. Von den 63 lebenden Geiseln, die noch im Gazastreifen vermutet werden, sind 56 Israelis, darunter mindestens 20 mit einer weiteren Staatsbürgerschaft. Bei den übrigen handelt es sich um sechs Thailänder und einen Nepalesen. Die jüngste Geisel in der Gewalt der Hamas ist das Baby Kfir Bibas: Der Junge war erst achteinhalb Monate alt, als er zusammen mit seinem damals vierjährigen Bruder Ariel aus dem Kibbuz Nir Oz entführt wurde. Auch Ariel ist bis heute nicht aus dem Gazastreifen zurückgekehrt. Nach Angaben der Hamas sind die beiden Kinder und ihre Mutter tot, Israel hat dies jedoch nicht bestätigt.
Kein Lebenszeichen
Seit dem Ende der einzigen bislang verhandelten Waffenruhe am 1. Dezember kamen nur noch sieben Geiseln frei, alle im Zuge von israelischen Militäreinsätzen. Zuletzt wurde am 27. August der 52 Jahre alte israelische Beduine Kaid Farhan Alkadi befreit. Von den 63 verbliebenen Geiseln gibt es kein Lebenszeichen, ihre Angehörigen leben in völliger Ungewissheit. Der bewaffnete Arm der Hamas erklärte am 12. August, seine Kämpfer hätten eine Geisel erschossen und zwei weitere verletzt. Noch zu weiteren Gelegenheiten verkündete die Hamas den Tod einzelner Geiseln, von offizieller israelischer Seite gab es aber keine Bestätigung, sodass die Angehörigen weiter bangen.
Die Kämpfer der Hamas und weiterer, mit ihr verbündeter militanter Palästinensergruppen verschleppten am 7. Oktober auch mehrere getötete Israelis in den Gazastreifen, darunter die Leichen von zehn israelischen Soldaten. Mindestens 28 Geiseln wurden seit dem Beginn des Gaza-Kriegs in dem Palästinensergebiet getötet. Drei Geiseln – der 28-jährige Yotam Haim sowie die etwas jüngeren Geiseln Samer al-Talalka und Alon Schamris – wurden am 15. Dezember irrtümlich von der israelischen Armee getötet.
Nach Angaben der israelischen Armee richtete die Hamas im August sechs Geiseln hin: die jungen Männer Hersh Goldberg-Polin, Alexander Lobanov, Almog Sarusi und Ori Danino sowie die beiden Frauen Carmel Gat und Eden Yeruschalmi. Carmel Gat war die Schwägerin der im November aus der Hamas-Geiselhaft freigekommenen Deutsch-Israelin Yarden Roman-Gat. Sie war aus ihrem Elternhaus im Kibbuz Beeri entführt worden. Die anderen fünf Geiseln waren bei dem Hamas-Großangriff am 7. Oktober auf das Nova-Musikfestival im Süden Israels verschleppt worden. Die israelische Armee fand ihre Leichen in einem Tunnel in Rafah im Süden des Gazastreifens.
Die meisten Zivilisten wurden am 7. Oktober im Kibbuz Nir Oz als Geiseln verschleppt sowie auf dem von mehr als 3.000 jungen Menschen besuchten Nova-Musikfestival nahe des Kibbuz Reim. Von den mindestens 76 Geiseln, die aus Nir Oz verschleppt wurden, kamen 40 frei. Weitere 20 aus dem Kibbuz sind noch im Gazastreifen, die israelischen Behörden gehen davon aus, dass sie am Leben sind. Die übrigen 16 sind tot.
Von den 43 Geiseln vom Nova-Musikfestival wurden nur neun freigelassen, von den 34 weiter im Gazastreifen festgehaltenen Festival-Teilnehmern sollen 18 bereits tot sein.
Am 7. Oktober wurden ganze Familien in den Gazastreifen verschleppt. In manchen Fällen wurden die Kinder im November freigelassen, während ihre Väter weiter in der Gewalt der Hamas blieben.
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