Kurz vor „COP 27“ / Wegen Umwelt und Menschenrechten: Kritik an Weltklimakonferenz-Gastgeber Ägypten
Kurz vor der 27. Weltklimakonferenz (COP27), die am 6. November in Scharm el-Scheich beginnt, sieht Gastgeber Ägypten sich mit wachsender Kritik an seiner Menschenrechts- und Umweltpolitik konfrontiert.
Die Wahl des Ausrichtungsortes wird von Ägyptens schlechter Bilanz in Sachen Umwelt und Menschenrechte überschattet, da dem Schutz der Umwelt nicht genügend Bedeutung eingeräumt wird und tausende politisch Andersdenkende im Gefängnis sitzen.
Die Organisation Human Rights Watch hat davor gewarnt, dass Ägypten „versuchen wird, seinen Vorsitz bei der COP27 dafür zu nutzen, ein Bild von Offenheit und Toleranz zu vermitteln, obwohl die politische Unterdrückung unter Präsident Abdel Fattah al-Sisi eine der schlimmsten Krisen im Bereich Menschenrechte seit Jahrzehnten ausgelöst hat“.
Gezielte Strategien, um Proteste fernzuhalten
Es wird erwartet, dass Proteste, die bei vergangenen Klimagipfeln Politiker zum Handeln anstacheln sollten, dieses Mal stark eingeschränkt werden. Zivilgesellschaftliche Gruppen sind in ein Gebäude weit weg vom Austragungsort abgeschoben worden.
„Uns wurde schon bedeutet, dass nur angemeldete Proteste zugelassen werden“, sagt Patience Nabukalu von Fridays for Future Uganda. Außerdem halten nach ihrer Einschätzung die teuren Hotelpreise in dem ägyptischen Urlaubsort viele Aktivisten fern, vor allem aus afrikanischen Ländern. „Wo bleiben die Opfer bei dieser Konferenz?“, kritisiert Nabukalu angesichts der Tatsache, dass afrikanische Länder zu den größten Leidtragenden des Klimawandels gehören, obwohl sie am wenigsten zu der Erderwärmung beigetragen haben.
Die Länder mit niedrigerem Einkommen verlangen jetzt nach Entschädigungen für bereits eingetretene Verluste und Schäden durch den Klimawandel. Bei der UN-Klimakonferenz wird das für heiße Diskussionen sorgen.
Klimapolitik zulasten ärmerer Länder?
Die Debatte wird darüber hinaus in einer Atmosphäre des Misstrauens geführt, da die reichen Länder ihre Versprechen noch nicht eingehalten haben, den ärmeren Staaten jährlich 100 Milliarden Dollar (101,4 Milliarden Euro) für die Senkung ihres Treibhausgasausstoßes und ihre Anpassung an den Klimawandel bereitzustellen.
Die COP27 ist ein erneuter Versuch, die Bemühungen um eine Eindämmung des Klimawandels wiederzubeleben, der zu immer häufigeren und schlimmeren Naturkatastrophen beiträgt – von Waldbränden über tropische Stürme bis hin zu den diesjährigen Jahrhundert-Überschwemmungen in Pakistan. Ägypten sieht sich selbst wachsenden Gefahren gegenüber, wie etwa brütende Hitze in den Wüstengebieten oder die Überflutung seiner Kornkammer im Nildelta durch den steigenden Meeresspiegel.
Kritik an COP27-Gastgeber Ägypten
Ägyptens Klima- und Umweltpolitik trägt diesen Problemen Kritikern zufolge unzureichend Rechnung. Umweltministerin Jasmina Fuad räumte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP ein, dass es in ihrem Land „ein Luxus“ sei, sich um die Umwelt zu sorgen.
Viele Ägypter beklagen die Zerstörung von Grünanlagen vor allem in der sich ausbreitenden Hauptstadt Kairo. In den vergangenen Monaten ist der Happyland Park im Nildelta und ein großer Teil vom Merryland Park in Kairo verschwunden. Der internationale Garten in Nasr City ist in einen Parkplatz umgewandelt worden.
Die Wahl von Coca-Cola als offizieller Sponsor der COP27 kann als Ausdruck eines unzureichenden Umweltbewusstseins des Gastgebers gewertet werden. Greenpeace nannte die Entscheidung für den Getränkeriesen „ungeheuerlich“, da Coca-Cola einen nennenswerten Teil des Plastikmülls auf der Welt verursache.
Bis 2035 will Ägypten 42 Prozent seines Strombedarfs mit erneuerbaren Energien decken, zum Beispiel mit großen Solaranlagen. Aber Ägypten ist auch Afrikas zweitgrößter Gas-Produzent und arbeitet daran, seine Öl- und Gasproduktion zu erhöhen, vor allem verflüssigtes Erdgas. Die Klima-Website Climate Action Tracker hat die Klimapolitik des COP27-Gastgebers die Note „höchst unzureichend“ gegeben.
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