Umfrage / Wie die arabische Welt zum Gaza-Krieg steht
Der Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober auf Israel wird in der arabischen Welt mehrheitlich als „legitimer Widerstand“ angesehen. Das geht aus einer Umfrage des „Arab Center for Research and Policy Studies“ hervor, einem in der katarischen Hauptstadt Doha angesiedelten sozialwissenschaftlichen Institut.
Seit nun mehr als drei Monaten wütet im palästinensischen Gazastreifen ein Krieg, der das Potenzial hat, einen Flächenbrand in der Region auszulösen. Daher ist es von Bedeutung, zu wissen, wie die Menschen in der Region und darüber hinaus in arabischen Staaten die gewaltsamen Ereignisse sehen. Dazu hat das „Arab Center for Research and Policy Studies“ jüngst eine Umfrage veröffentlicht, die in 16 Staaten und Gebieten durchgeführt wurde. Dabei fällt zuvorderst auf, dass die Autoren der Studie den zumindest in den sogenannten westlichen Staaten als „terroristisch“ qualifizierten Überfall der Hamas am 7. Oktober als eine „militärische Operation“ bezeichnen.
Eine durchschnittliche Mehrheit von 67 Prozent meint denn auch, dass der Überfall am 7. Oktober eine „legitime Widerstandsoperation“ war. 19 Prozent sind zwar ebenfalls dieser Meinung, wenngleich mit Einschränkungen, und fünf Prozent der Befragten meinte, es sei eine illegitime Operation gewesen. Am meisten erachten die Menschen in Libyen (91 Prozent), Jordanien (84) und dem Westjordanland (79) den Überfall als legitime Widerstandsoperation. Am wenigsten wird dies in Ägypten (34), dem Irak (40) und Sudan (58) so gesehen.
Rund zwei Drittel der Befragten sind weiter der Ansicht, dass es einen kompletten Unterschied zwischen der palästinensischen Hamas und der radikalislamischen Miliz des Islamischen Staates (IS) gibt. 15 Prozent geben an, dass es einen großen, fünf Prozent einen teilweisen Unterschied gibt. Nur drei Prozent sehen keinen Unterschied zwischen den beiden, während zehn Prozent erst gar nicht auf die Frage antworten wollten.
69 Prozent der Befragten wiederum gaben an, dass sie sowohl zu den Menschen im Gazastreifen als auch zur Hamas stehen. 23 Prozent sagte, sie würden zwar zu den Menschen im Gazastreifen stehen, seien aber gegen die Hamas. Die restlichen Befragten wollten entweder nicht antworten oder konnten keiner der beiden Aussagen zustimmen.
Der Krieg im Gazastreifen hat auch die Aussichten auf Frieden mit Israel in weite Ferne gerückt. Wer nun genau mit Israel Frieden schließen soll, geht nicht aus der Frage hervor. Doch zeigten sich 59 Prozent der Befragten sicher, dass ein Frieden mit Israel nicht möglich ist, 14 Prozent äußern ernsthafte Bedenken und neun Prozent gaben an, dass selbst vor dem Gazakrieg keine Möglichkeit bestanden habe, Frieden mit Israel zu schließen. Dennoch gaben 13 Prozent der Befragten an, dass Frieden mit Israel weiterhin möglich ist. Dieser Ansicht sind vor allem die Menschen im Sudan (20), Marokko (19) sowie Ägypten, Irak und dem Oman mit jeweils 17 Prozent. Keine Möglichkeiten auf Frieden mit Israel sehen die Menschen in Jordanien (71), dem Libanon (69), dem Jemen (66) sowie Katar und Kuwait (63).
Hohe Mehrheit gegen eine Anerkennung Israels
Mehrere Frage der Studie befassten sich mit der Rolle der USA in dem Konflikt. Diese wird weitgehend als negativ betrachtet, wobei sich die Meinungen über die USA nach Angaben der Befragten im Zuge des gegenwärtigen Krieges noch weiter verschlechtert haben. Doch auch andere westliche Staaten – Großbritannien, Frankreich und Deutschland – werden nicht mit Wohlwollen in der Region betrachtet. Bessere Karten haben demgegenüber Russland, China, der Iran und die Türkei. Doch auch für diese Länder fällt die allgemeine Bilanz eher durchwachsen aus. Keinem dieser Länder wird in der arabischen Welt eine mehrheitlich positive oder negative Rolle in der Region zugedacht.
Dass die Aussichten auf Frieden mit Israel in der arabischen Welt mehrheitlich als sehr gering angesehen werden, dürfte wohl auch damit zusammenhängen, dass die Menschen in diesen Ländern in sehr hohem Maße den israelischen Staat nicht anerkennen wollen. Nur vier Prozent der Befragten sprachen sich in der Umfrage dafür aus, Israel anzuerkennen, ganze 89 Prozent sind dagegen. Sieben Prozent der Befragten wollte sich dazu nicht äußern. Selbst in Ländern wie Jordanien, Ägypten und Marokko, die auf staatlicher Ebene ihre Beziehungen mit Israel über entsprechende Abkommen längst geregelt haben, sprechen sich die Menschen gegen eine Anerkennung Israels aus. Mit dem Gazakrieg hat diese Haltung in den arabischen Ländern offensichtlich nichts zu tun. Denn seit dem Jahr 2011 bis 2022 schwankt die Ablehnung einer Anerkennung zwischen 84 und 88 Prozent.
Zur Studie: www.dohainstitute.org/en/Lists/ACRPS-PDFDocumentLibrary/arab-opinion-war-on-gaza-full-report-en.pdf.
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