Gemeinderat Differdingen / 438.000 Euro an Mieten aufgeschoben
Wegen der Corona-Pandemie fand der Gemeinderat nicht wie gewohnt im Differdinger Rathaus, sondern in der „Hall O“ in Niederkorn statt. Die anwesenden Räte saßen an einzelnen Tischen und hielten den geforderten Mindestabstand von zwei Metern ein. Drei Räte waren nicht körperlich anwesend, sondern wurden per Videochat hinzugeschaltet. Covid-19 diktierte allerdings nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung.
Angestellte des CIGL sowie Gemeindemitarbeiter erledigen seit Mitte März den Einkauf von Grundnahrungsmitteln sowie verschreibungspflichtigen Medikamenten für Menschen, die über 65 Jahre alt sind und in der Gemeinde wohnen. „Bislang haben sich 153 Personen bei uns gemeldet. Insgesamt wurden 293 Bestellungen abgearbeitet“, erklärte Robert Mangen (CSV). Um alle anfallenden Kosten zu decken, hat der Gemeinderat gestern einen Dringlichkeitskredit in Höhe von 30.000 Euro gestimmt. Erst in einer zweiten Phase wird den Betroffenen dann eine Rechnung für die Einkäufe zugestellt. Um die Isolation von Senioren über 80 Jahren zu verhindern, hat die Gemeinde mit rund 900 älteren Menschen Kontakt aufgenommen. Die gesammelten Daten könnten der Gemeinde auch in Zukunft nützlich sein, so zum Beispiel bei Hitzewellen im Sommer, so Mangen weiter.
50 iPads zur Verfügung gestellt
In diesen schwierigen Zeiten erhielten jedoch nicht nur Senioren tatkräftige Unterstützung von der Gemeinde Differdingen, sondern auch die dort ansässigen Betriebe. Die Mieten für die Monate April und Mai wurden vorerst von der Gemeinde aufgeschoben. „Diese Maßnahmen wurden dankend von den Betrieben angenommen. Der noch ausstehende Betrag beläuft sich auf 438.000 Euro“, gab Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch („déi gréng“) bekannt. Die ausstehenden Mieten müssen allerdings zu einem späteren Zeitpunkt nachbezahlt werden. Alle Unternehmen, die in der Gemeinde ansässig sind, können sich zukünftig über Finanzspritzen freuen. Ali Ruckert von der kommunistischen Partei warnte jedoch davor, die finanzielle Unterstützung nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen. Die Kommune solle nur die kleinen Unternehmen unterstützen und nicht die großen, so die Auffassung von Ruckert. Um den lokalen Geschäften besser unter die Arme greifen zu können, regte Gary Diderich („déi Lénk“) an, eine lokale Währung nach dem Vorbild des Beki im Kanton Redingen zu schaffen.
Nach den Osterferien hat die Gemeinde 50 iPads an Schüler ausgeliehen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um sich die notwendige Hardware für den Online-Unterricht anzuschaffen. „Für den bevorstehenden Schulbeginn Ende Mai sind wir gut aufgestellt. Anders sieht es hingegen bei den ‚Maisons relais’ aus. Hier fehlt es bislang an Sälen. Zudem fehlt schätzungsweise ein Drittel Personal“, bedauerte die Bürgermeisterin. Auch die Bibliothek wird wegen Personalmangels ihre Türen erst am 18. Mai wieder öffnen und nicht am 11. Mai, wie gesetzlich angeregt. Die Musikschule hingegen wird ihren Betrieb am 11. Mai wieder aufnehmen. Rund 120 Schüler werden dann in Einzelkursen unterrichtet.
Da sämtliche kulturellen Ereignisse und Sportveranstaltungen bis zum Sommer ausfallen werden, erhalten alle Vereine die gleichen Subsidien wie 2019 von der Gemeinde. Paulo Aguiar („déi gréng“) versprach zudem eine einmalige Vergütung für die entstandenen Ausfälle. Fred Bertinelli von den Sozialisten wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass zwei Fußballclubs aus der Gemeinde im Sommer auf der europäischen Bühne auftreten werden. Aus dem Grund müsse man den Vereinen zu gegebener Zeit auch gute Trainingsbedingungen gewährleisten können.
Einstimmig nahmen die Gemeindevertreter die Renovierung des Schulkomplexes in der Niederkorner rue St-Pierre an. Das Bauprojekt wird mit rund 2,4 Millionen Euro zu Buche schlagen. Wegen der Corona-Pandemie wird sich der Baubeginn jedoch verzögern.
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