/ Ärgernis Bahnhof-Baustelle in Schifflingen: CFL und Straßenbauverwaltung sind in der Pflicht
Während Roberto Traversini in Differdingen seinen Rücktritt als Bürgermeister verkündete, nahm in Schifflingen der politische Alltag seinen Lauf. Der Gemeinderat besprach am Freitagmorgen Themen wie die Teilnahme an „Esch 2022“ oder den Lärmschutz entlang der A13. Ein besonderer Aufreger: die Baustelle am Schifflinger Bahnhof.
Die Baustelle am Schifflinger Bahnhof bleibt das Sorgenkind der Gemeinde. „Ich verzweifle an dem Dossier. Wenn ich den Betonklotz sehe, der uns dahin gebaut wurde, und daran denke, dass jetzt auch noch ein Hochhaus daneben kommt!“ So hat sich der Schifflinger Bürgermeister Paul Weimerskirch (CSV) bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats am Freitag, 20.9., geäußert.
Marc Spautz (CSV) bedauert, dass die CFL und die Straßenbauverwaltung, die jeweils 45 Prozent des Projektes tragen, noch nicht bereit dazu waren, eine Bürgerversammlung einzuberufen und sich der Kritik der Einwohner zu stellen. Das Projekt liegt zwar auf einem Schifflinger Grundstück, wird aber nur zu 10 Prozent von der Gemeinde getragen. Yves Marchi gab seinem Parteikollegen recht. Die Zustände, wie sie jetzt sind, ohne funktionierenden Lift, mit ständig geschlossenen Zugbarrieren und dem daraus entstehenden Stau, könnten nicht weiter andauern.
Teure Kunst und 26 neue Schüler
Ein Punkt der Tagesordnung behandelte Anpassungen im Budget. LSAP-Rat Rizo Agovic hat hier genauer hingesehen und den Bürgermeister gefragt, was eine Investition von 30.000 Euro in ein Kunstwerk des Künstlers El Paso rechtfertigen würde. Weimerskirch vertrat den Standpunkt, dass es auch Aufgabe einer Gemeinde sei, das kulturelle Erbe hochzuhalten. „Ich denke, es ist eine gute Investition – auch in Hinsicht auf ‚Esch 2022′“, so der Bürgermeister.
Weimerskirch (CSV) informierte den Gemeinderat auch darüber, dass in diesem Schuljahr 26 Schüler hinzugekommen seien. Insgesamt besuchen 1.098 Kinder die drei Grundschulen in Schifflingen.
Das Verhältnis von Schülern mit luxemburgischer Nationalität und jenen mit ausländischer Staatsangehörigkeit steht fast genau 50 zu 50. 22 der neu hinzugekommenen Kinder haben laut Weimerskirch einen nicht frankofonen Hintergrund, weshalb es wichtig sei, noch einen weiteren Lehrerposten zu schaffen, um diese Schüler besser betreuen zu können.
Wie das Tageblatt bereits am 3. August berichtete, muss eine vierte Schule in Schifflingen her. Hierzu wurde in einer Ideenwerkstatt ein Masterplan ausgearbeitet, der unter anderem den Ausbau der Lydie-Schmit-Schule vorsieht. Am 5. Oktober soll die Entscheidung fallen, wo die Kinder aus der Lydie-Schmit-Schule unterrichtet werden sollen, während diese umgebaut wird.
Carlo Feiereisen (LSAP) schlug vor, noch im September eine Arbeitssitzung zu diesem Thema einzuberufen, um am 5. Oktober jeglicher Polemik aus dem Weg zu gehen. Marc Spautz (CSV) merkte an, dass bei dem Masterplan der Größe der Gemeinde Rechnung getragen werden müsse: „Schifflingen ist von der Fläche her die viertkleinste Gemeinde Luxemburgs – von der Einwohnerzahl her ist sie hingegen die neuntgrößte.“
Mitglied von „Esch 2022“
Paul Weimerskirch informierte den Rat darüber, dass Schifflingen inzwischen offiziell Mitglied von „Esch 2022“ ist. Die Gemeinde habe drei Projekte eingereicht, darunter eines für eine Ferienwohnung, das sich in den Plan der sogenannten „Gîtes“ einreiht. Im ganzen Süden sollen besondere Übernachtungsmöglichkeiten entstehen, die auch über 2022 hinaus bestehen bleiben sollen.
Seit Donnerstag wird in Schifflingen der Lärm gemessen, der von der Autobahn A13 ausgeht. Zusammen mit Experten wurden drei Orte ausgesucht, an denen die Lautstärke gemessen wird: In der Cité „op Soltgen“, in der rue de Noertzange sowie auf dem „Schëfflengerbierg“. Die Ergebnisse der Messstationen werden ausgewertet und genutzt, um über eventuelle Schallschutzmaßnahmen zu entscheiden.
Bericht des medizinischen Schuldienstes
Christiane Zacharias ist Krankenschwester in den Schifflinger Schulen. Sie präsentierte den Räten am Freitagmorgen den Bericht des medizinischen Schuldienstes in der Gemeinde. Weil es in den Schulen inzwischen mehr als einen Klassenlehrer gibt, sei der Dienst dabei, darüber nachzudenken, wie das Personal am besten über die verschiedenen Krankheiten und Bedürfnisse der Schüler informiert werden kann. „Sie müssen wissen, welche Hilfe das Kind braucht, wo seine Medikamente liegen und wie sie im Zweifelsfall verabreicht werden müssen“, erklärte die Krankenschwester. Dazu komme, dass immer mehr Kinder Lebensmittelunverträglichkeiten haben.
Yves Marchi (CSV) wollte wissen, wie das Lehrpersonal ausgebildet wird, damit es im Notfall die richtigen Handgriffe kennt. „Diese Fortbildungen biete ich den Lehrern selbst an“, antwortete Zacharias. Sie nutzt die Pausen, um mit den Lehrern das benötigte Wissen durchzugehen.
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„Ich verzweifle an dem Dossier. Wenn ich den Betonklotz sehe, der uns dahin gebaut wurde, und daran denke, dass jetzt auch noch ein Hochhaus daneben kommt …“, sagte Paul Weimerskirch. Aber als Bürgermeister hat Weimerskirch das Projekt ja wohl genehmigt? Zudem ist die Gemeinde an dem Projekt beteiligt, wenn auch nur mit 10 Prozent. Oder gibt es etwa gar keine Baugenehmigung?