Gastronomie / Aus der „Munnerefer Stuff“ wird das „Eden Café“ – ein verstecktes Paradies in der Thermalstadt
Vor über einem Jahr hat Irina Meissner das Traditionslokal „Munnerefer Stuff“ übernommen und zu ihrem ganz eigenen Projekt gemacht. Das Konzept des „Eden Café“ ist zwischen gezapftem Bier und frisch gepressten Säften einzigartig und lockt viele Gäste an.
Wer das über 100 Jahre alte Haus Nummer fünf in der Remicher Straße betritt, wird zuallererst vom schwarzen Kater Miezi unter die Lupe genommen. „Er ist der eigentliche Chef hier“, sagt Irina Meissner, die gerade durch den Flur hereinkommt. Ohne zu zögern, macht sie kehrt und geht, dicht gefolgt von Miezi, zurück in den Hinterhof – ihren „Garten Eden“, den sie pünktlich zu Sommeranfang auf Vordermann gebracht hat.
„Hier war nur Wiese“, sagt Irina und zeigt auf die einladende Terrasse, die mit Blumen und Dekoelementen liebevoll eingerichtet wurde. Den Lockdown habe sie genutzt, um das Projekt zusammen mit ihren Freunden Robert und Anika umzusetzen. Die Backsteine, die den Innenhof umgeben, haben die drei in Regenbogenfarben angemalt – mit dem Ziel, ihren Gästen gute Laune zu bereiten. Während Eltern einen entspannten Nachmittag genießen können, können sich die Kleinen in der Kinderecke austoben. Lichterketten und rustikale Sitzgelegenheiten runden die kleine Oase ab.
Der Hinterhof ist nicht das einzige Projekt, das Irina seit ihrem Umzug nach Mondorf in Angriff genommen hat. Als die 44-Jährige das Traditionslokal im Dezember 2018 übernommen hatte, lag eine Menge Arbeit vor ihr: „Auf den Treppen lag eine fingerdicke Staubschicht, die Rohre waren kaputt und die Einrichtung nicht zeitgemäß“, erinnert sie sich. Weil über die Feiertage niemand ihr helfen konnte, nahm sie die meisten Renovierungsarbeiten selbst in die Hand. Heute ist sie stolz auf das, was sie aus dem alten Haus herausholen konnte.
Dass sie inzwischen ein Café führt, war eigentlich nie ihr Plan. Denn Irina ist ausgebildete Naturtherapeutin und hat unter anderem Diplome in Ernährungswissenschaft und Bioresonanztherapie. In Rumänien, wo sie bis vor elf Jahren gelebt hat, absolvierte sie ein Psychologiestudium. Sie glaubt daran, dass viele Leiden der Menschen – psychisch und physisch – mithilfe der Natur geheilt werden können. Ihre Dienste als Gesundheitsberaterin sowie selbstgemachte Detox-Säfte und rohvegane Kuchen bietet sie ganz nebenbei im Dorfcafé an.
Balance
„Viele fragen mich, wie mein gesundheitlicher Ansatz mit einem Dorfcafé, in dem nicht gerade wenig Alkohol konsumiert wird, zusammenpasst“, sagt die gebürtige Rumänin. Ihre Antwort lautet: „Balance.“ Denn die Menschen, die regelmäßig im Café sind, bräuchten häufig einen kleinen Schubs, um über ihre Gesundheit nachzudenken – und den versucht Irina ihnen zu geben, ohne ihnen jedoch etwas aufzuzwingen. „Wenn sie zum Arzt gehen, haben sie gleich eine gewisse Anspannung und Angst vor einer Diagnose. Wenn sie jedoch ins Café kommen, sind sie offen.“
Dass die Naturtherapeutin ihre Aktivität nach Mondorf verlagert hat, ist kein Zufall. Vier Jahre lang bot sie ihre Beratungen und Behandlungen in Esch an. Wegen einer Baustelle sei es jedoch nicht mehr möglich gewesen, dort zu bleiben. Im Kurort sah sie eine neue Chance. Nachdem ihre Anfrage für ein Büro im „Domaine thermal“ abgelehnt wurde, gab Irina nicht auf und suchte weiter. „Eine Freundin brachte mich auf die Idee, bei der Brasserie nachzufragen, ob sie kein Lokal zu vermieten hätte.“ Ein paar Tage später durfte sie sich das historische Haus an Mondorfs Hauptstraße ansehen. „Ich stand davor und wusste sofort: Hier will ich hin“, schwärmt Irina.
Dabei seien die Kunden zunächst skeptisch gegenüber ihrem doch ungewöhnlichen Konzept gewesen. „Je öfter sie herkamen, desto interessierter zeigten sie sich“, sagt Irina. Die meisten würden früher oder später anfangen, Fragen zu stellen und sich für das Thema Gesundheit interessieren. Inzwischen hat sie ihre Stammkunden – und auch wenn nicht jeder sich für ihren holistischen Ansatz begeistern kann: Willkommen sind sie alle. Der Tischtennisverein und die ehemaligen Fußballspieler des „US Mondorf“ haben das „Eden Café“ mittlerweile zum Vereinslokal ernannt.
Irinas einmaliges Konzept in der „Munnerefer Stuff“ hat jedoch keine langfristige Zukunft. „Im Juli 2022 läuft mein Mietvertrag aus, dann wird das Haus abgerissen und muss Wohnungen weichen“, sagt sie. Die Fassade des über 100 Jahre alten Hauses würde wohl erhalten bleiben. Irina will dann am liebsten weiterhin in Mondorf bleiben. „Mein Traum ist eine kleine Klinik mit einer Bar, in der es Smoothies und gute Schokolade gibt“, sagt sie und ist zuversichtlich, dass dieser Traum irgendwann einmal wahr wird.
Mehr Infos
Wer kein Event in Irinas Garten Eden verpassen will, folgt dem Café auf seiner Facebookseite „Eden Café Mondorf-les-Bains“. Wer sich für Irinas holistische Gesundheitsansätze interessiert, findet Informationen dazu auf www.healthysolution.lu.
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