/ Autofreier Marktplatz in Echternach: „Es ist eben eine Kompromisslösung“
Die Diskussion über einen autofreien Marktplatz steht in Echternach schon seit langem im Raum. Dennoch kam es bis heute nicht zur Umsetzung eines konkreten Plans für eine Umgehungsstraße. Fazit: Der Verkehr kommt nur zögerlich voran und der mittelalterliche Marktplatz wird weiterhin belastet. Als einziger Lichtblick gilt ein zeitlich limitiertes Fahrverbot. So soll das Verkehrsaufkommen phasenweise eingeschränkt werden.
Von Jo-Anne Wagner
Jeder, der schon mal morgens die route de Luxembourg bis nach Echternach genommen hat, kennt ihn: den unendlich langen Echternacher Stau. Ob man nun die älteste Stadt Luxemburgs als Zielort hat oder sie nur durchqueren muss, um in die Stadt Luxemburg zu gelangen, ist eigentlich egal – die Verkehrslage bleibt die gleiche. Aber nicht nur die Auto-, Bus- und Lastwagenfahrer sind davon betroffen. Auch die Anwohner klagen über die Situation. Eine unangenehme Geräuschkulisse, die tagtäglich vor ihrer Haustür stattfindet, und die gesundheitsschädlichen Schadstoffemissionen, die durch die Abgase der Fahrzeuge produziert werden, sind vielen ein Dorn im Auge. Bereits in den 1960er-Jahren wurde über eine mögliche Umgehungsstraße nachgedacht – bis heute aber ohne wirklichen Erfolg. Endgültige Entscheidungen blieben aus und die Diskussionen gingen weiter.
Seit März 2014 wird die rue du Charly vom Transitverkehr aus Diekirch und Bitburg als Umgehungsstraße genutzt. Die zu stark befahrene rue Maximilien soll somit weiter entlastet werden. Sie soll ebenfalls eine Ausweichmöglichkeit zum Markplatz bieten. Auch der Echternacher Bürgermeister Yves Wengler sieht den Arbeiten in der rue du Charly hoffnungsvoll entgegen: „Unser Ziel ist es, den Marktplatz in die Fußgängerzone zu integrieren. Aber das können wir nur umsetzen, wenn wir eine vertretbare Lösung für den Stadtverkehr haben. Die rue Charly, die in Zukunft als Entlastungsstraße umfunktioniert wird, wird den Verkehr flüssiger machen. Somit wird der Bypass Markplatz nicht mehr benötigt.“
Kritik an Plänen
Dennoch gibt es viel Kritik hinsichtlich der Zukunftspläne der rue du Charly. In einem Leserbrief, der am 6. Juli im Luxemburger Wort veröffentlicht wurde, kritisiert Edouard Brosius die geplante Entlastungsstraße und spricht eher von einer „Besserung in Ferne“ als von einer „Besserung in Sicht“, wie man so sagt. Seiner Meinung nach bietet die rue du Charly keine Verbesserung, sondern das Projekt wird das Problem nur verlagern und weitere Bewohner der Stadt werden sich durch den alltäglichen Verkehr, der nun auch bei ihnen vorbeifährt, belästigt fühlen. Eine wahrhafte Lösung scheint da nur eine richtige Umgehungsstraße zu sein, die den Verkehr gänzlich aus der Stadt fernhält.
Auf die Frage hinsichtlich einer zukünftigen Umgehungsstraße meint der Bürgermeister: „Wir als Schöffenrat haben bereits nach neuen konkreten Lösungen gesucht. Wir haben ebenfalls eine mögliche Variante für eine zukünftige Umleitung gefunden, mit der wir ziemlich zufrieden sind. Der erste Schritt aber ist, dass wir uns lokal einig sein müssen. Im Herbst wollen wir eine Arbeitssitzung des Gemeinderats einberufen, um das Projekt genauer vorzustellen. Es gab bereits einige Projekte in der Vergangenheit, die aber alle daran gescheitert sind, dass wir uns hier nicht einig waren. Dieses Mal müssen wir es besser hinkriegen.“
Kontrollen von Ordnungskräften
Vorwiegend Restaurants und Cafés mit Terrassen sind am zentralen Marktplatz angesiedelt. Um die Lebensqualität zu verbessern und den Geräuschpegel zu reduzieren, wird das Stadtzentrum zeitweise für den Verkehr gesperrt. „Fakt ist, wenn kein Auto vorbeifährt, verbessert sich die Lebensqualität der Menschen drastisch“, so Wengler. „Leider haben wir bis jetzt noch keine langfristige Lösung, um den Durchgangsverkehr gänzlich umzuleiten. Deswegen gilt die Sperrung in der Woche nur von 19.00 bis 6.00 Uhr. An den Wochenenden wird der Marktplatz ganztägig für den Verkehr geschlossen, da der Berufsverkehr während dieser Zeit ausbleibt. Deshalb haben wir es auch nur auf die Sommermonate begrenzt. Es ist eben eine Kompromisslösung.“
Nur der Citybus, die City-Navette, der Linienbusverkehr sowie die Anlieger dürfen noch den Weg über den Marktplatz benutzen. Es sollen auch Kontrollen der Ordnungskräfte geben. Aber auch die diesjährige Version des autofreien Marktplatzes bringt wieder einen bitteren Nachgeschmack mit sich. Manche Anwohner kritisieren eben genau das: Es ist eine vorübergehende Kompromisslösung. Außerdem wird das sporadische Vorankommen hinsichtlich der Umgehungsstraße angeprangert. Gefordert wird eine ganzjährige Sperre für den Verkehr über den Marktplatz.
Da dies aber wegen des starken Verkehrs und der fehlenden Ausweichmöglichkeiten zurzeit unmöglich ist, müssen sich die Bewohner des Echternacher Marktplatzes mit der temporären Sperre begnügen und die Anlieger sowie die Fahrer weiterhin mit dem schleichenden Durchgangsverkehr zurechtfinden.
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