Luxemburg-Stadt / Bei Orange schon lostreten: Radfahrer als Versuchskaninchen
Der sogenannten „sanften Mobilität“ und ganz besonders dem Radfahrer hat die Stadtverwaltung der Hauptstadt gestern neue Privilegien gestattet. An sechs Kreuzungen genießen die Fahrradfahrer fortan unter gewissen Voraussetzungen freie Fahrt. Versuchsweise!
Den Tageblatt-Leitartikel vom Dienstag mit dem Vorwurf, die Hauptstadt sei nicht sehr fahrradfreundlich und es fehle ihr am notwendigen politischen Mut für neue Initiativen, hatte der Schöffenrat noch nicht gelesen, als er für denselben Tag zur Vorstellung einer neuen Verkehrsregelung einlud.
Er gewährt, nach der entsprechenden Änderung des „Code de la route”, dem Fahrradfahrer künftig an sechs hauptstädtischen Kreuzungen mehr Freizügigkeit. Gleich zweimal am Boulevard Roosevelt, an der Verkehrskreuzung zwischen der Avenue du X Septembre und dem Boulevard de Verdun, an der Avenue Marie Thérèse und an der Kreuzung der Avenue Monterey mit dem Boulevard Grande-Duchesse Charlotte regelt jetzt eine zusätzliche Ampel speziell den Fahrradverkehr. Anfang des kommenden Jahres kommt zwischen der rue de Bonnevoie und der rue du Laboratoire eine weitere spezielle Radfahrerampel dazu. Hier sind die Arbeiten etwas komplizierter, neue Signallichter mussten bestellt werden.
Bei Orange bitte fahren
Leuchtet die spezielle Ampel – gekennzeichnet mit einem Fahrrad und einem Pfeil in die freigegebene Richtung – orange auf, dann darf der Radler rechts abbiegen oder geradeaus fahren, selbst wenn der restliche Autoverkehr stillsteht. Das eigene Verkehrssignal ist orange, um dem Radler zwar freie Fahrt zu geben, ihn jedoch gleichzeitig aufzufordern, die bestehenden Verkehrsregeln, ganz besonders die schwächeren Verkehrsteilnehmer, weiterhin zu respektieren.
Die Verfügung gilt einstweilen für eine Dauer von sechs Monaten, danach soll eine Bilanz gezogen werden, um die daraus erfolgten Vor- oder Nachteile gründlich zu analysieren. „Wir wollen den Vorwurf, nichts für die Radfahrer zu tun, nicht auf uns sitzen lassen“, so der selbst fahrradaffine Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) mit dem Hinweis, die Stadtverwaltung arbeite schon seit mehr als 15 Jahren zusammen mit ausländischen Fachleuten an einem schlüssigen Fahrradkonzept. Sie habe den Autofahrern in den letzten Jahren viele Stellplätze weggenommen, um der sanften Mobilität entgegenzukommen.
Verkehrsteilnehmer müssen mitziehen
Die Stadt Luxemburg ist zudem stolz darauf, die erste Gemeinde zu sein, die dieses innovative Verkehrskonzept umsetzt. Jetzt sei es an jedem einzelnen Verkehrsteilnehmer, sich mit der neuen Regelung auseinanderzusetzen. „Die neuen Verkehrsregeln gelten nur für die entsprechend ausgestatteten Kreuzungen“, unterstreicht das Arbeitspapier der Stadtverwaltung. Sie gelten an den großen Kreuzungen nur für Rechtsabbieger, dem Radfahrer wird keinesfalls gestattet, sich über die geltenden Vorschriften hinwegzusetzen. Auf den kleinen Kreuzungen, wie z.B. in der rue Philippe II, müssen die Autofahrer ohnehin die Vorfahrt abtreten.
Die Versuchsperiode für die Neuorganisation wird allerdings darunter leiden, dass vorerst noch keine Tramverbindung bis zum Bahnhof besteht und dadurch, besonders auf dem Boulevard Roosevelt, ein sehr hohes Busverkehrsaufkommen herrscht, das das Zusammenleben der einzelnen Verkehrsteilnehmer erschwert.
Versuch einer Bilanz
Noch nicht ausgewertet ist der Versuch der Stadt Luxemburg, die Fußgängerzone rund um den „Knuedler“ zu erweitern. So war im Sommer beschlossen worden, das Endstück der rue Notre Dame und die darauffolgende rue du Fossé für den Durchgangsverkehr zu sperren und den Stadtkern somit fußgängerfreundlicher zu machen. Bislang waren die Ergebnisse noch nicht ausschlaggebend, sodass der Versuch um zwei weitere Monate bis Ende Oktober zusätzlich verlängert wird. Gleichzeitig sollen Bewohner und Benutzer konsultiert werden, um bei einer eventuellen definitiven Entscheidung auch ihren Erfahrungen und Wünschen Rechnung zu tragen. Aus Erfahrung weiß die autofahrende Autorin dieser Zeilen, dass das erzwungene Abbiegen aus dem Parking in die rue Notre Dame, in die rue de l’Ancien Athénée und von da aus auf den Boulevard Roosevelt manchmal viel Geduld erfordert.
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Totgefährlich!
@Schéifermisch: Fiirwat, zu Paräis geht et, a souguer am regelwütegen Däitschland geht et och, an Ostdäitschland ass esouguer Rietsoofbéie fir Autoë plaazeweis erlaabt. Jiddefals manner geféierlech wéi gréng fir Rietsoofbéie wann d’Foussgaenger, wéi bei ons üblech op dem Zebra hannert der Kéier och gréng hun.