Corona-Krise / „Big Mike“ verschenkt Foodbags
Luxemburg hat bislang die Corona-Pandemie verhältnismäßig gut überstanden. Ganz anders sieht es allerdings auf den Philippinen aus. Neben dem Virus müssen sich die Menschen in dem südostasiatischen Staat vor schießwütigen Soldaten sowie dem Hungertod fürchten. Ein Luxemburger, der seinen Urlaub im Inselparadies Palawan nicht unterbrochen hat, unterstützt die hungernde Bevölkerung mit Foodbags, die mit Spenden aus Luxemburg finanziert werden.
Der Luxemburger Frührentner Mike Kirsten oder „Big Mike“, wie ihn die Einheimischen nennen, wollte eigentlich eine unbeschwerte Zeit auf der Insel Palawan im Westen der Philippinen verbringen. Er hatte ein Auto gemietet, um die Inseln zu entdecken. Den Rückflug hatte er erst für den Juni gebucht. Doch dann breitete sich Covid-19 in Asien und später in der ganzen Welt aus.
Mittlerweile haben sich rund 12.000 Menschen mit dem Coronavirus auf den Philippinen infiziert. 837 Menschen haben den Kampf gegen die Lungenkrankheit verloren. Der Präsident Rodrigo Duterte, der 2016 gewählt wurde und seitdem einen tödlichen Krieg gegen alle Drogensüchtige führt, verhängte strikte Ausgangssperren für die 106 Millionen Einwohner. Polizei und Armee erhielten den Befehl, all jene zu erschießen, die sich nicht an die Ausgangssperren halten.
„In Puerto Princesa auf der Insel Palawan, wo ich meinen Aufenthalt verbringe, sind viele Polizisten und Soldaten zu sehen. Auf der Insel blieb jedoch bislang alles ruhig“, erklärt Kirsten dem Tageblatt per Videochat. Anders sehe es allerdings in den Millionenstädten Cebu oder Manila aus. Dort sei die Lage sehr angespannt.
„Weil ich fast der Einzige war, dem ein Auto zur Verfügung stand, sind die Einheimischen sehr schnell auf mich zugekommen und haben mich gebeten, Einkäufe für sie zu erledigen. Das habe ich dann auch gemacht“, erzählt „Big Mike“. Im April wollte jedoch fast niemand meine Hilfe mehr. Da bin ich stutzig geworden und in die benachbarten Armenviertel gefahren. Die meisten Menschen, die dort leben, sind Tagelöhner und hatten wegen des Virus ihren Job verloren. Die Mehrheit der Inselbewohner arbeitet zudem in der Tourismusbranche. Doch diese ist ebenfalls komplett zusammengebrochen. Ohne Geld konnten sie sich keine Nahrungsmittel mehr leisten. Viele drohten zu verhungern. Da habe ich beschlossen, zu helfen.“
Spenden gesammelt
„Big Mike“ hat als Erstes einen Teil seiner Reisekasse geopfert. Doch das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Freunde aus dem Großherzogtum haben auf Facebook einen Spendenaufruf unter dem Titel „Supporting Mike buying Foodbags for starving people in the Philipines“ gestartet, um Kirsten und die Einwohner auf den Philippinen finanziell zu unterstützen. So kamen innerhalb kürzester Zeit fast 5.000 Euro zusammen. „Meine Kollegen und ich sind bislang neunmal in die Armenviertel gefahren. Bislang haben wir rund 1.300 Foodbags an Familien verteilt“, berichtet der Luxemburger. „Die Nahrungsmittel kaufen wir bei lokalen Fischern und Händlern, damit diese auch über die Runden kommen. Zusätzlich zum Coronavirus hat es noch einen Großbrand auf der Insel gegeben. Für die Menschen, die in der Brandkatastrophe alles verloren haben, haben wir zusätzlich 480 Essen zubereitet. Ein Großteil der Spenden wurde deshalb schon ausgegeben.“
Allerdings ist das Ende der Krise noch lange nicht erreicht. „Ich bräuchte dringend zusätzliches Geld, um weiterzuhelfen “, fügt der Helfer wider Willen hinzu. Der Spendenaufruf wurde auf Facebook bis auf Weiteres verlängert.
Wann der Luxemburger die Insel wieder verlassen kann, weiß er noch nicht. Momentan darf niemand sie betreten oder verlassen. Auch wann die Fluggesellschaften ihren Dienst wieder aufnehmen, ist zurzeit ebenfalls noch nicht absehbar. „Mir geht es den Umständen entsprechend gut“, sagt „Big Mike“ zum Abschluss. „Deshalb mache ich mir um meine Person recht wenig Gedanken.“
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