/ Chef des Geschäftsverbands beklagt „zu viele tote Schaufenster“ in Ettelbrück
Das Einkaufszentrum des Nordens plagt sich mit den gleichen Problemen herum, die man auch aus anderen Städten kennt. Traditionshäuser verschwinden, in der Fußgängerzone gibt es zu viele „tote Schaufenster“, die Verkehrssituation rund um das Zentrum ist zeitweilig katastrophal usw. „Es hat sich in letzter Zeit vieles zum Positiven gewendet“, so Marc Jager, seit fünf Jahren Präsident des Ettelbrücker Geschäftsverbandes, „dennoch ist längst nicht alles im Lot“.
Von Roger Infalt
Der Name Jager ist in Ettelbrück und darüber hinaus nicht unbekannt und steht für Qualität in Sachen Bekleidung. Aus dem einstigen „Huttegeschäft Jager“ in der Großstraße entwickelte sich mit den Jahren ein Fachbetrieb für Männerbekleidung, in dem es zwar noch immer Hüte zu kaufen gibt, doch die Kopfbedeckungen nehmen heute nur mehr einen kleinen Teil des Geschäfts ein. Vor kurzem haben Marc Jager und seine Frau auch das benachbarte Bekleidungsgeschäft „Confection Lanners“ übernommen.
Der junge, dynamische Geschäftsmann spricht viel Lob über das aus, was in den letzten Jahren in Ettelbrück umgesetzt wurde, spart aber auch nicht mit Kritik. Doch alles der Reihe nach.
Tageblatt: Was hat sich in den letzten Jahren Positives, aber auch Negatives in der Ettelbrücker Geschäftswelt getan?
Marc Jager: Ich beginne vielleicht mit dem Negativen: Es sind gleich mehrere Traditionshäuser verschwunden, so z.B. die Geschäfte Jacoby-Wanderscheid, Chaussures Herrmann, Chaussures Carline, um nur diese zu nennen. Es handelte sich hierbei um Geschäfte, die über lange Jahre unsere Geschäftswelt geprägt haben. Es waren Magnete, die viele Kunden anzogen. Es gab verschiedene Gründe, warum sie ihre Türen für immer schlossen. Die einen fanden niemanden, der das Geschäft übernehmen wollte, andere legten aus Altersgründen den Schlüssel unter den Teppich, wiederum andere gaben aus finanziellen Gründen auf.
Ich möchte aber gleich erwähnen, dass wir in den letzten beiden Jahren einige bekannte Geschäfte für Ettelbrück gewinnen konnten, so unter anderem die Librairie Ernster oder die Maroquinerie du Passage, Delhaize ist zurück und hat sich in der Fußgängerzone etabliert, Cactus hat das frühere Monopol-Gebäude wieder zum Leben erweckt usw. Es hat sich also sehr wohl auch Positives für Ettelbrück und seine Geschäftswelt getan.
Es gibt aber trotzdem noch zahlreiche leerstehende Geschäftslokale, eine Tatsache, die natürlich negative Auswirkungen auf das Gesamtbild hat.
Ja, leider! Zusammen mit den Gemeindeverantwortlichen haben wir als Geschäftsverband eine Erhebung aller leer stehenden Lokale gemacht, da wir zusammen dafür Sorge tragen wollen, diese wieder mit Leben zu füllen. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Wir haben viele in Luxemburg bereits tätige Geschäftsleute angeschrieben oder auch persönlich angesprochen, doch das Interesse hielt sich in Grenzen.
Dazu muss man aber sagen, dass sich die Inhaber der oben genannten Geschäfte, die sich erst vor Kurzem in Ettelbrück niedergelassen haben, sehr zufrieden über ihre Bilanzen der ersten Monate äußern.
Wie können denn weitere Geschäftsleute nach Ettelbrück angezogen werden?
Es gibt einige Besitzer, die ihre Lokale in Ettelbrück seit nunmehr vier Jahren für Pop-up-Stores zu niedrigeren Mietpreisen für zwei, drei oder mehr Monate anbieten. Das ist meines Erachtens nach eine sehr gute Möglichkeit für Geschäftsleute, sich in Ettelbrück zu versuchen. Gute Beispiele dafür sind u.a. die Maroquinerie du Passage oder der Bitzbuttik. Sie nahmen zuerst das genannte preiswerte Angebot in Anspruch, merkten nach drei bis vier Monaten, dass es sich lohnt, in Ettelbrück zu bleiben, was dazu führte, dass sie heute in jeweils einem anderen Lokal zum normalen Mietpreis ein Geschäft betreiben.
Apropos Mietpreis: Wie hoch sind denn die Mieten für Geschäftslokale in der Fußgängerzone?
Der Mietpreis hängt von der Lage, vom Zustand und natürlich auch von der Sichtbarkeit des Lokals ab. Ich kenne natürlich nicht alle Verträge, einige aber wohl. Und daraus schließe ich, dass der durchschnittliche Mietpreis im Moment zwischen 30 und 35 Euro pro Quadratmeter liegt.
Es gibt mitten in der Fußgängerzone ein großes Geschäftslokal, in dem früher einmal die Eisenbahnerkooperative und anschließend der Cactus waren und das seit Jahren leer steht. Tut sich da in nächster Zeit etwas?
Nein, da tut sich meines Wissens kurzfristig nichts. Ich möchte mich aber zu diesem Thema nicht weiter äußern, da ich sonst Gefahr laufe, mich in private Angelegenheiten des Besitzers dieses Gebäudes einzumischen, was ich vermeiden möchte. Ich kann nur sagen, dass die Lage dieses Lokals überaus gut ist, der Mietpreis, so sagt man, sei aber auch sehr hoch.
In den beiden letzten Jahren haben sich gleich mehrere Immobilien- oder Versicherungsagenturen in der Fußgängerzone niedergelassen. Tragen diese zur Attraktivität eines Geschäftszentrums bei?
Nein, sicherlich nicht. Ich verstehe natürlich sowohl den Betreiber der Agentur, der seine Immobilien dort zur Schau stellen möchte, wo die meisten Leute vorbeigehen, als auch den Besitzer des Lokals, das sonst vielleicht leer stehen würde. Doch diese toten Schaufenster locken nicht unbedingt Besucher an, es ist eher das Gegenteil der Fall. Unsere Fußgängerzone verfügt über genügend Seitenstraßen, die für Büros dieser Art hervorragend geeignet sind.
Nur ein Beispiel: Samstags, wenn die meisten Leute durch die Geschäftsstraße schlendern, sind diese Büros „leblos“ und wenn verkaufsoffene Sonntage oder andere Events der Geschäftswelt stattfinden, haben diese Lokale geschlossen, da ihre Betreiber kein Interesse daran haben. Somit ist ein nicht unwesentlicher Teil der Fußgängerzone „tot“. Erlauben Sie mir aber noch eine ganz persönliche Bemerkung: Schaufenster mit Fotos von Immobilien sind trotzdem noch immer schöner als solche, die mit braunem Einpackpapier zugeklebt sind.
Was fehlt Ihrer Meinung nach in der Ettelbrücker Geschäftsstraße?
Da brauche ich nicht lange zu überlegen. Es fehlen mit Sicherheit ein bis zwei Schuhgeschäfte. Manche Kleidergeschäfte haben dieses Manko erkannt und haben in Zwischenzeit auch das eine oder andere Paar Schuhe in ihrem Angebot, doch dies ersetzt bei weitem kein Schuhgeschäft. Wir haben uns als Geschäftsverband auch in dieser Sache bereits mehrfach bemüht, doch bis dato blieb das Interesse von in anderen Städten bestehenden Schuhgeschäften aus. Ich bin und bleibe aber zuversichtlich, dass wir kurz- bis mittelfristig einen Interessenten an Land ziehen können.
Thema Parkplätze: Wie sieht es damit im Geschäftszentrum des Nordens aus?
Da können wir uns sicherlich nicht beklagen. Neben den zahlreichen kleineren Parkings mitten im Zentrum haben wir rund 1.000 Parkplätze im Deich, wo zudem jetzt noch ein Parkhaus mit über 400 Stellplätzen entsteht, das im Juni nächsten Jahres bezugsfertig sein soll. Ferner ist im Gesamtprojekt „Bahnhof Ettelbrück“ ein P&R-Parkhaus vorgesehen, das die momentane Situation auf dem Parking Deich wesentlich entschärfen wird.
Die Gemeinde hat zudem ein Parkleitsystem installieren lassen, das ab Juni/Juli dieses Jahres operationell sein soll. An den Einfahrten zur Stadt werden dann auf großen Leuchttafeln die freien Plätze im Zentrum angezeigt, die durch ein spezielles Kameraverfahren, das auf allen Parkplätzen angebracht wurde oder noch wird, ermittelt werden. Dies soll unter anderem vermeiden, dass Autofahrer mehrmals durch oder rund um Ettelbrück kreisen müssen, bevor sie einen freien Platz gefunden haben.
Damit wären wir bei einem nächsten Thema, und zwar dem hohen Verkehrsaufkommen, den Bauprojekten und den dadurch entstehenden täglichen Staus. Die Verkehrsteilnehmer haben es im Moment wirklich nicht leicht.
Nein, wirklich nicht. Ich möchte aber gleich vorweg sagen, dass die Situation wesentlich entschärft wird, wenn die jetzigen Arbeiten an dem Großprojekt „Bahnhof Ettelbrück“ einmal beendet sind. Bis dahin braucht man eine große Portion Geduld.
Doch es sind nicht allein die jetzt laufenden Projekte, die für Probleme sorgen. Im weiten und auch direkten Umfeld von Ettelbrück sind verkehrstechnisch gesehen in den letzten Jahrzehnten manche Maßnahmen getroffen worden, die insgesamt auf wenig Verständnis stoßen. In Höhe von Colmar-Berg lässt man eine zweispurige Autobahn zusätzlich einer Auffahrt – insgesamt also drei Fahrspuren – in eine einzige münden und dazu kommt dann noch wenige Meter später die punktuelle Verringerung der Fahrgeschwindigkeit auf 70 km/h. Man braucht kein Hellseher zu sein, um herauszufinden, was das bewirkt. Hat man diesen Teil der Strecke einmal hinter sich gebracht, steht man erneut in der Ausfahrt nach Ettelbrück im Stau.
Wenige Hundert Meter weiter sieht man die Ursache des Rückstaus, nämlich einen Verteilerkreis, der bereits in der Planungsphase eine Katastrophe war. Diejenigen, die diesen Verteilerkreis planten, genehmigten und bauten, haben bestimmt keine Auszeichnung verdient. In Zwischenzeit ist es so, dass der Verkehr sowohl in Richtung B7 als auch in Richtung Niederfeulen zurückstaut. In den Spitzenstunden haben wir das gleiche Bild aus Richtung Bahnhof bzw. Zentrum der Ortschaft. Der Hauptverkehrsknotenpunkt ist der erwähnte Verteilerkreis mit der daran angeschlossenen „kleinen Entlastungsstraße“.
Dass seit mehr als 25 Jahren Diskussionen über eine ihrem Namen gerecht werdende Umgehungsstraße geführt werden, ohne dass auch nur das Geringste passiert, ist absolut unverständlich.
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ok, eng Ëmgehungsstrooss fehlt op jidde Fall, d’Verkéierssituatioun ass katastrophal. Mä ech ka mech erënneren datt Enn der 50er Joehren esou eng geplant war an zwar am Ausgang vu Schieren bis an d’Feelener Strooss.Mä do waren et awer déi ettelbrécker Geschäftsleit déi Sturm gelaaf sinn a gefaart hun et kéim da kee Mënsch méi bei sie kaafen, ähnlich war et och nach mit der Fousgängerzone, dein gouf och eréicht gebaut nodems déi Dikricher e Succè war.
idem Eechternoach
Tödlich für die Ettelbrücker Geschäftswelt ist das leicht zugängliche Einkaufszentrum mit Parkplätzen zwischen Ettelbrück und Diekirch.
Eng Ëmgéiungsstrooss fir d’Geschäfter z’ëmgoen, perfekt.
An deenen anere Stied ass et net besser, vill sinn der mol net amstand fir Foussgängerzonen anzeriichten, déi maachen op ’shared space‘.
Den Handel ass dout, dat wat bleift sinn d’Coifferen, d’Bäckeren an d’Immobilienagencen.
da kuckt emol op Esch…. do geet och ee Geschäft nom aaneren zou
De Problem ass, fir iwwerhaapt an eis Stied eran ze kommen. Stau hannen a viir, Sens uniques, nët genug Parkplaazen, alles zevill komplizéiert an zäitopwendeg.