Programm für 2021 / Das „Centre de documentation sur les migrations humaines“ widmet sich den Beziehungen zwischen Afrika und Luxemburg
Das „Centre de documentation sur les migrations humaines“ (CDMH) in Düdelingen widmet sich das ganze nächste Jahr den komplexen und unterschiedlichen Beziehungen zwischen Luxemburg und Afrika. Neben Konferenzen und Filmvorführungen stehen auch Ausstellungen auf dem Programm. Die Kunst wird ebenfalls nicht zu kurz kommen.
„Das CDMH möchte analysieren, wie ein normaler Bürger sich ein Bild über Afrika machen konnte“, erklärt Marcel Lorenzini vom CDMH. Die Ausstellungen sollen im April nächstes Jahr beginnen. Zur deren Vorbereitung werden momentan die Archive nach dem richtigen Fotomaterial durchsucht. Zeitlich bewegen sie sich dabei von der ersten Präsenz von Luxemburgern in Afrika bis in die 60er Jahre, als die Teilnahme des Großherzogtums an der belgischen Kolonialherrschaft langsam in Kritik geriet.
Zurzeit finden Arbeitssitzungen zur Planung all dieser Aktivitäten statt: Im nächsten Jahr dabei sein werden das CDMH zusammen mit der Stadt Düdelingen und dem „Fotoclub Diddeleng“. Mit im Organisationsteam ist auch Finkapé, das „Réseau afrodescendant Luxembourg“.
Die Tatsache, dass Luxemburg ein Rassismusproblem hat, hat in den letzten Monaten hohe Wellen geschlagen. Doch Lorenzini spielt bereits seit ein paar Jahren mit dem Gedanken, etwas zu den Beziehungen zwischen Afrika und Luxemburg auf die Beine zu stellen. Schon 2019 wurde mit den ersten Vorbereitungen begonnen. Coronabedingt musste die Eröffnung jedoch auf das nächste Jahr verschoben werden.
Geschichte aufarbeiten
Doch zwei der Konferenzen sollen schon in diesem Herbst und Winter stattfinden. Auch die Düdelinger Galerie „Nei Liicht“ beschäftigt sich auf künstlerische Art und Weise mit dem Thema. Anfang März wird die Künstlerin Chantal Maquet dort ausstellen. Ihr Vater wurde im Kongo geboren. Sie arbeitet dessen Geschichte auf ihre ganz eigene Art auf: Als Beispiel kann ein großes Panorama genannt werden, mit einer Kulisse einer afrikanischen Stadt von damals.
Ein weiterer Teil des Programms soll sich der Thematik „Being Black in Luxembourg“ widmen. Dabei sollen beide Seiten gezeigt werden. Das CDMH beschäftigt sich allgemein mit der Migration und wer hier im Land ist und aus welchem Grund. „Den Kontext zu kennen, hilft dabei, viele Herausforderungen zu verstehen, denen die verschiedenen Gemeinschaften ausgesetzt sind“, sagt Antonia Ganeto von Finkapé. Das CDMH trage dazu bei, diesen Aspekt zu beleuchten. Finkapé möchte vor allem den Fokus auf Menschen mit afrikanischen Wurzeln richten. Doch nicht nur auf sie, sondern auch auf diejenigen, die durch ihr Aussehen manchmal schnell stigmatisiert werden.
Verstehen lernen
Dazu möchte Finkapé nächstes Jahr auch die historische Seite näher betrachten, denn sie habe immer Auswirkungen auf das heutige Geschehen. Dies zu analysieren, sei auch die Rolle des „Centre“. Finkapé möchte sich dabei auf die Kapverdier konzentrieren und inwiefern Luxemburg bereit war, diese zu empfangen. Um dies aufzuarbeiten, werden zurzeit verschiedene Protagonisten und Vereinigungen interviewt. Doch auch die Einwanderung der Eritreer wird behandelt. „Sie sind die letzte Community, die hierhergekommen ist, und sie kommen aus einem ganz anderen Kontext“, so Ganeto. Damit Luxemburg mehr über sie in Erfahrung bringen kann, sollen auch sie ihren verdienten Platz bei den Veranstaltungen bekommen.
Auch lokale Vereine werden bei der Arbeit des Zentrums stets mit eingebunden. Diesmal wirkt der „Fotoclub Diddeleng“ mit: Seine Mitglieder sollen die Präsenz der „Afrodescendants“ in Luxemburg ablichten. Gleichzeitig werden auch Fotografen mit afrikanischer Abstimmung ihre Sicht der Dinge dokumentieren. Auf diese Weise werden beide Blickwinkel gezeigt.
Ein weiterer großer Programmpunkt stellt die künstlerische Ausstellung „Braided Identities“ (Geflochtene Identitäten) dar. Dabei geht es darum zu erforschen, was passiert, wenn jemand in einem Kontext aufwächst und hineingeboren wird, in dem derjenige anders aussieht als die anderen und dann Anpassungsstrategien entwickelt, um damit umzugehen.
Rassismus sei momentan ein Main-Stream-Thema, sagt Ganeto. Es gebe sehr viele Vereinigungen, die bereits Veranstaltungen zu dem Thema organisieren. „Wir möchten dies, wenn es passt, auch gerne fördern und in unser Programm mit aufnehmen.“
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