/ Das Mandolinen-Orchester „Hèmechtsle’ft“ geht von Kayl aus auf musikalische Reise
Vor zwei Jahren feierte er seinen 90. Geburtstag. Seitdem herrscht wieder „business as usual“ beim Kayler „Cercle des mandolinistes Hèmechtsle’ft“. Oder auch nicht.
Das Tageblatt trifft Präsident Patrick Staudt und Sekretärin Diane Klopp-Darquenne im Proberaum in der Faubourg-Schule. Dieser Tage geht es noch hektischer zu als üblich. In einer Stunde sollen die Kassenrevisoren kommen, sagt Staudt. Sie prüfen die Finanzen im Vorfeld der Generalversammlung, die kürzlich stattfand. Außerdem findet am Samstag das Galakonzert in der Schungfabrik in Tetingen statt, bei dem die Kayler Verstärkung aus Saarhölzbach erhalten.
Gleich beim Betreten des Probesaals in einem umgewandelten Klassenzimmer wird ersichtlich, dass hier nicht nur das Instrument benutzt wird, das dem Verein den Namen gegeben hat. In einer Ecke steht ein Kontrabass. Zum Zupforchester gehören auch die Mandola, eine etwas größere und eine Oktave tiefer gestimmte Mandoline, und die Gitarre. Insgesamt 16 aktive Mitglieder zählt das Orchester, quer durch alle Altersgruppen, außer bei den ganz jungen, geben Staudt und Klopp-Darquenne unumwunden zu. Oftmals stoßen junge Musikinteressierte hinzu, gehen dann ins Ausland studieren, mit ungewisser Rückkehr für den Verein.
„Der Nachwuchs ist schon ein Problem“, gibt Diane Klopp-Darquenne zu bedenken. Das sei jedoch bei anderen Vereinen nicht anders, fügt sie hinzu. Ob das im konkreten Fall des Mandolinenvereins mit dem Instrument selbst zu tun haben könnte? Früher war der „Cercle des mandolinistes Hèmechtsle’ft“ eher ein Dorfverein, wo gleich mehrere Familienmitglieder spielten. Das gehe aus der Vereinschronik hervor, sagt Staudt. Da tauchen immer wieder dieselben Namen auf.
In den vergangenen Jahren seien jedoch weitere Liebhaber des Instruments dazugestoßen. Tatsächlich aber würden die jungen Menschen die Mandoline oftmals nicht kennen, bedauert die Vereinssekretärin.
Anders als in den Jahren zuvor kommt der hausinternen Ausbildung der Musiker heute eine eher untergeordnete Rolle zu. „Es ist wie bei den anderen Musikgesellschaft“, erklärt Präsident Staudt. Früher habe man sich selbst um die Ausbildung gekümmert. Mittlerweile seien die Ansprüche höher.
Hinzu kommt, dass auch die Musikschulen Mandoline-Kurse anbieten. Ansprechpartnerin für die Kayler ist die Musikschule in Düdelingen, mit der die Gemeinde Kayl eine Konvention abgeschlossen hat.
Zum Orchester
1927 gründeten ein Dutzend Liebhaber des Zupfinstruments den „Cercle des mandolinistes Hèmechtsle’ft“. Der Verein gab sein erstes Konzert Mitte 1928, wurde aber 1942 von den deutschen Besatzern aufgelöst. Seine zweite Geburt feierte er 1945. Dirigent ist seit 2011 Yann Cariou. Geprobt wird dienstags von 19.30 bis 21.00 Uhr in der Faubourg-Schule.
Sie selbst habe beim langjährigen Dirigenten Jos Dittgen gelernt, erzählt Diane Klopp-Darquenne. Ihre Ausbildung setzt sie derzeit in Düdelingen fort. Man könne die Neuen intern bis auf ein bestimmtes Niveau hochziehen, für mehr reiche es jedoch nicht.
Ein besonderes Verhältnis unterhalten die Kayler zum Bettemburger Mandolinenverein. Man nimmt an den Proben der jeweils anderen Seite teil. Das verbindende Element ist Yann Cariou, Dirigent beider Orchester seit 2011. Gemeinsam spielt man bei den Konzerten auf, die vom jeweiligen Verein organisiert werden.
Neben dem Galakonzert am Samstag stehen dieses Jahr noch ein Auftritt im Rahmen des Sommerprogramms auf der hauptstädtischen place d’Armes, das Sommerkonzert und ein Konzert mit einer portugiesischen Folkloregruppe in Esch an.
Das Repertoire beinhaltet neben eigenen Kompositionen auch solche aus Japan und Deutschland. Außerdem werden bekannte, zeitgenössische Stücke für das Zupforchester arrangiert. Natürlich müsse man das Repertoire auffrischen, weil ja der Geschmack des Publikums ändere, sagt Staudt. Derzeit spiele man auch spanische, rhythmische Stücke und irische Kompositionen, die an irische Folklore erinnern.
Die Mandoline sei ein äußerst vielfältiges Instrument, schwärmt Patrick Staudt. Man könne damit klassische Musik, romantische oder populäre Songs aus Italien spielen. In Amerika werde Western Music gespielt. Kontakte zu Vereinen aus Italien, der Heimat der Mandoline, haben die Kayler keine. Engere Beziehungen pflegen sie zum belgischen „Ensemble à plectres de Nassogne“, dessen Musiker 2018 in Luxemburg aufspielten. Im September folgt der Gegenbesuch aus Kayl.
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Die meisten anderen Mandolinen-Clubs haben längst die Saiten abgegeben und sich aufgelöst.