Petingen / Lokale Betriebe leiden unter Leerstand und der Konkurrenz im Umland
Covid-19 schadet dem Handel. Auch in Petingen, wo die Lage im Einzelhandel schon seit Langem angespannt ist, blicken immer mehr Geschäfte und Horeca-Betriebe sorgenvoll in die Zukunft.
„Die Bäckereien in der Gemeinde haben während des Lockdowns noch relativ gut funktioniert, die Metzgereien ebenfalls“, berichtet der für den lokalen Handel verantwortliche Schöffe Romain Mertzig (LSAP). Alle Lebensmittelgeschäfte und Kiosks durften während des Lockdowns weiterhin Kundschaft empfangen. Vor einigen davon bildeten sich im März und April öfters Warteschlangen. „Die Leute waren zu Hause, aßen weniger im Restaurant, kochten öfters. Dementsprechend mussten sie auch häufiger einkaufen“, sagt ein Mitarbeiter einer Bäckerei.
Die Zeitungsläden konnten sich ebenfalls nicht über Kundenmangel beschweren, auch wenn in den ersten Wochen des Lockdowns ein Besucherrückgang verzeichnet wurde. „Ich hatte jeden Tag Leute hier, die eine Zeitung oder Magazine kaufen wollten. Man konnte ja außer Lesen nichts anderes tun und die Menschen wollten informiert bleiben“, so eine Kiosk-Mitarbeiterin.
Alle anderen Läden mussten wegen Covid-19 aber ihre Türen schließen. Davon waren unter anderem die Frisöre stark betroffen. Nach dem Lockdown wollten sich zwar alle wieder die Haare schneiden lassen, doch mittlerweile hat sich die Lage wieder beruhigt. Die Optiker durften öffnen, verzeichneten aber eigenen Angaben zufolge einen herben Kundenrückgang. Nur einige Personen kamen, um ihre Brille richten oder reparieren zu lassen.
Als Restaurant-Stadt bekannt
„Wenn viele Geschäfte geschlossen sind, ändern sich die Gewohnheiten“, schlussfolgert Mertzig. Er erklärt weiter, dass Petingen ohnehin nicht wegen seines florierenden Einzelhandels bekannt sei, sondern eher als Restaurant-Stadt. Aber auch die Horeca-Betriebe mussten flexibel sein, um durch die schwere Zeit zu kommen. Die Esssäle blieben geschlossen. Also schalteten viele Restaurants auf Take-away und Lieferservice um. „Seit den Lockerungen empfangen die Horeca-Betriebe zum Glück wieder Gäste, aufgrund der sanitären Regeln aber weniger als zuvor. Einige Restaurants haben wegen Platzmangel sogar Schwierigkeiten, wieder zu öffnen“, gibt Mertzig zu bedenken.
Der Betreiber der Pizzeria „Il Piccolino“ in Petingen bestätigt dies. Die Wiederaufnahme der Aktivitäten seien im Augenblick noch zaghaft In der ersten Woche hätte das Restaurant 35 Prozent weniger Umsatz gemacht als im vergleichbaren Zeitraum des vergangenen Jahres. Aufgrund der neuen sanitären Regeln fielen zehn der 66 Plätze weg. Durch die Tatsache, dass sich noch viele Arbeitnehmer im Home-Office befänden, sei die Zahl der Kunden, vor allem mittags, gesunken. Viele ältere Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören, würden im Augenblick zudem noch zögern, ein Restaurant zu besuchen. Die staatlichen Hilfen hätten aber die Verluste etwas abgefedert, so der Chef. Trotzdem mussten viele Händler und Gastronomen auf ihr Erspartes zurückgreifen, um über die Runden zu kommen. Die rezente Erlaubnis, Gruppen von bis zu zehn Personen an denselben Tisch zu setzen, eröffne aber neue Möglichkeiten, so der Restaurantbetreiber. Nichtsdestotrotz sei die Lage aber immer noch angespannt.
Tankstellen profitieren
Die Krise hatte aber auch einen Nutznießer: die Tankstellen. Viele davon verkaufen ebenfalls Lebensmittel und Hygieneartikel, waren also somit eine Art „Ersatz-Epicerie“. Romain Mertzig und die Vorsitzende der lokalen Handelskommission, Gaby Birtz (LSAP), sind der Meinung, dass mehr kleine Lebensmittelläden in die Ortschaften gehören. Mertzig bedauert in diesem Zusammenhang auch, dass der „Kuerbuttek“, der viele regionale Produkte anbietet, nicht mehr Zulauf hat.
Eine Förderung des lokalen Handels sei schwer, so der Schöffe. „Wo zieht man die Grenze? Wem hilft man und wem nicht? Es ist eine Frage der Gleichbehandlung.“ Die Gemeinde habe deshalb auch nur zwei Lokale vermietet: das Restaurant Wax und das Restaurant des Nationalen Kegelzentrums QT. Beiden will sie helfen, durch die schwere Zeit zu kommen. Die diesbezügliche Entscheidung im Gemeinderat steht aber noch aus. „Die beste Hilfe für den lokalen Handel besteht darin, einen attraktiven Rahmen herzustellen, wo sich die Geschäfte niederlassen können“, betont Birtz in diesem Zusammenhang.
Unter anderem die Neugestaltung der Dorfkerne werde in dieser Optik durchgeführt. Mertzig und Birtz bedauern beide den hohen Leerstand in der Gemeinde. Etwa 20 Geschäftslokale warten in den drei Ortschaften auf Betreiber. Birtz zufolge könnten Pop-up-Stores eine Lösung darstellen. „Zuerst müssen aber Interessenten gefunden werden und die Hausbesitzer müssen mitspielen. Das ist aber nicht so einfach“, sagt die Vorsitzende der lokalen Handelskommission.
Kein Ansprechpartner
Ein anderes Problem, das unter anderem bei der „assise commerciale“, die kurz vor dem Lockdown organisiert wurde, aufgeworfen wurde, ist das Parkproblem. Händler wie Feidt oder die Lingerie Wolf bemängeln das Fehlen von Parkraum in der Nähe der Geschäfte. „Jeder Kunde will mit seinem Auto bis vor die Tür der Läden kommen. Das ist in Petingen aber leider nicht möglich“, sagt Joëlle Wolf-Achen, die Inhaberin der „Lingerie Wolf“. Die Kunden würden aber so langsam wieder den Weg in ihr Geschäft finden, jedoch nicht, wie man vielleicht erwarten würde, um Bademode zu kaufen. Die Wahl gehe eher in Richtung Pyjamas und Unterwäsche. Der Online-Handel, der sich während des Covid-19-Lockdowns etwas gesteigert hatte, würde inzwischen wieder zurückgehen, meint die Geschäftsfrau.
Sorgen bereitet Mertzig außerdem das Fehlen eines lokalen Geschäftsverbandes. Die „Union commerciale et artisanale de Pétange“ sei schon seit einer Weile inaktiv und die „Union commerciale et artisanale de Rodange/Lamadelaine“ gibt es mittlerweile nicht mehr. Es fehle „ein Ansprechpartner, der den politischen Verantwortlichen über die Lage ‚um Terrain’ informiert”, schlussfolgert der Schöffe. Laut Birtz würden aber seit einiger Zeit Gespräche darüber geführt werden, den Geschäftsverband in Petingen wiederzubeleben. Gleichzeitig müsse eine genaue Analyse von Nachfrage und Angebot durchgeführt werden. Petingen sei nämlich von großen Geschäftszentren wie in Mont-Saint-Martin in Frankreich, Messancy in Belgien, der Cactus-Galerie in Käerjeng und der Gewerbezone in Foetz eingekesselt, ergänzt Mertzig. Er ist deswegen überzeugt: „Wir müssen Nischen besetzen.“
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Den Handel ass dout, och zu Péiteng.