Retro 2020 / Die neue „Normalität“: Wie uns dieses Jahr verändert hat
Letztes Jahr habe ich am Ende dieses Kommentars geschrieben, dass ich mich „auf viele spannende Themen in 2020“ freue. Da konnte ich noch nicht ahnen, dass uns in 2020 ein Thema beherrschen wird. Corona, das Virus mit der einer Krone ähnlichen Form. Die von der Weltorganisation (WHO) ausgerufene Pandemie hat uns vieles gelehrt.
Sie hat uns gezeigt, wie wenig vorbereitet wir auf allen Ebenen sind und wie fragil die vielen als selbstverständlich angenommenen Alltäglichkeiten sind. Für uns Journalisten hat sie Veränderungen gebracht. Wissenschaftsjournalismus erlebt eine nie für möglich gedachte Renaissance, Datenjournalismus ist plötzlich „Königsdisziplin“ und persönliche Freiheiten wie Reisefreiheit und soziales Miteinander sind lange nicht mehr so selbstverständlich wie früher. Recherchen haben sich endgültig in den Onlinebereich verlagert, weil es vor Ort nur schwierig möglich ist, Gespräche laufen vielfach telefonisch, wir sind im Home-Office.
Die Pandemie hat uns aber noch etwas anderes gebracht: eine neue sprachliche Normalität. Über Fragen wie „hast du deine Maske dabei?“ wundert sich heute niemand mehr. Genauso wenig wie über die Frage „wo kann man sich eigentlich testen lassen?“, Reisen machen wir derzeit nur noch kulinarisch. Orient (Döner), Asien (Sushi) oder doch lieber Italien (Pizza und Pasta) sind Entscheidungen, die vor der Online-Bestellung zum Mitnehmen im Lieblingsrestaurant fallen müssen. Hingehen und sich treffen ist aktuell zum zweiten Mal in diesem Jahr nicht möglich.
Hinzu kommen Durchsagen wie „schützen Sie sich und andere, halten Sie Abstand!“, die uns neuerdings zwischen Tiefkühlfach und Gemüseabteilung erreichen und das gewohnte musikalische Einerlei aus den Lautsprechern der Supermärkte unterbrechen. Apropos Einkauf: Heutzutage ist es normal, dass der Blick zuerst ins Regal mit dem Toilettenpapier fällt. Die unscheinbaren Rollen sind zum Sensor der Versorgungslage geworden. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht …
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