Gemeinderat Petingen / Die Stadt hat viel vor im Rahmen von „Esch 2022“
Kulturschöffe Jean-Marie Halsdorf und der Leiter der lokalen Koordinationszelle, Roland Breyer (beide CSV), stellten den Beitrag der Gemeinde Petingen für „Esch 2022“ vor. Sie kritisierten in dem Zusammenhang aber den Mangel an Rückmeldungen seitens der Luxemburger Verantwortlichen des Kulturjahres.
2022 soll Esch/Alzette gemeinsam mit der gesamten Süd-Region Luxemburgs und dem nahen Ausland für ein Jahr zur Kulturhauptstadt Europas werden. Die Vorbereitungen zum Mega-Event laufen auf Hochtouren, auch in Petingen, wo Kulturschöffe Jean-Marie Halsdorf und der lokale Leiter der Koordinationszelle für „Esch 2022“, Roland Breyer, am Dienstag erste Einblicke in den Petinger Beitrag gewährten.
Die Diskussionen über eine kulturelle und touristische Aufwertung des Südens Luxemburg begannen bereits 2017, erklärte Jean-Marie Halsdorf, der anschließend die Gespräche und Verhandlungen detailliert zusammenfasste. Man war sich schnell einig geworden, dass die Kavalkade in Petingen, das keltische Oppidum und die Industrie-Eisenbahn-Vergangenheit in der Gemeinde auf die Liste des Beitrags gehören. Auch die jährliche „Steampunk Convention“ soll in die Vitrine gestellt werden. Von den von der EU ausgegebenen Mottos der Kulturhauptstadt – „Remix Nature“, „Remix Art“, „Remix Europe“ und „Remix Yourself“ – wählte Petingen Letzteres als Leitfaden für seine Aktivitäten. „Es geht darum, dem Alltag zu entfliehen, sich zu verkleiden, eine andere Identität anzunehmen, in andere Welten einzutauchen“, so Breyer. 2018 wurden im Haushalt 300.000 Euro für „Esch 2022“ eingetragen, ein Betrag, der inzwischen sogar auf 700.000 anstieg.
Viele Ideen
Bis 2020 sollte eigentlich ein genauer Plan mit allen Daten der Events fertig sein. Dann sollte auch über die Finanzierung geredet werden. Diese sollte sich nach der Einwohnerzahl richten. Es wurde angekündigt, dass die Vereinigung „Esch 2022 asbl“ Konventionen mit den lokalen und regionalen Teilnehmern abschließen wird. „Da ist aber bis jetzt noch nicht viel passiert“, bedauern Jean-Marie Halsdorf und Roland Breyer. Dabei würde die Zeit drängen. Man benötige Planungssicherheit, so die beiden.
Roland Breyer wurde 2018 Koordinator einer Arbeitsgruppe, die lokale Projekte im Zusammenhang mit „Esch 2022“ ausarbeiten sollte. Im November 2018 wurde ein erstes Dokument vorgelegt und an den kommunalen Kulturausschuss weitergeleitet. Es wurde entschieden, den „Péitenger Wandjang“ und das Verkleiden im Allgemeinen ins Projekt zu integrieren. Auch die Tatsache, dass Petingen, wie Schengen, in einem Drei-Länder-Eck liegt, sollte berücksichtigt werden, ebenso wie die Befreiung Luxemburgs im Zweiten Weltkrieg durch die Amerikaner und der damit verbundene „American feeling and way of life“, der unter anderem Thema des „Rockabilly“-Festivals ist. Ein sogenannter „Historical Walk“, eine Art „kulinarische Wanderung“, wo man zugleich die geschichtlichen Highlights der Region entdecken kann, steht ebenfalls auf der Agenda. Es seien jedoch auch private Initiativen, Projekte und Ideen willkommen, betont Breyer. Mit jedem Initiator eines lokalen Projekts wird die Gemeinde eine Konvention unterzeichnen, wurde am 13. Juli betont. Partner seien u.a. das Kagepe (Organisator der Kavalkade), das lokale „Syndicat d’initiative et de tourisme“, die „Amis de l’histoire“, die AMTF („Association des musées et du tourisme ferroviaires asbl.“), der Minett-Park und die Nachbargemeinden sowohl aus Luxemburg (Differdingen) wie auch aus Frankreich (Longlaville, Mont-Saint-Martin, Longwy) und Belgien (Aubange). Zudem sollen die Schulen, Betreuungseinrichtungen und Vereine in das Event eingebunden werden. Die Arbeiten seien noch nicht abgeschlossen, jedoch sei man bereit für den nächsten Schritt, so Breyer. Jetzt fehle nur noch ein Feedback aus Esch, dann könne man loslegen.
Verantwortliche der lokalen Vereinigungen haben ihre volle Unterstützung bereits zugesagt. Ein Erfolg von „Esch 2022“ sei schließlich eine gute Werbung für die gesamte Region.
Jean-Marie Halsdorf zog während der Gemeinderatssitzung außerdem Bilanz der „Carena“, die vom 3. Juni bis zum 3. Juli auf dem Eucosider-Gelände stattfand. Die Auto-Konzerte und Filmvorführungen seien am Anfang des Corona-Lockdowns beschlossen worden, um den Menschen weiterhin den Zugang zu kulturellen Ereignissen zu garantieren. Die Planung habe bereits am 11. Mai, die Vorbereitungsarbeiten auf dem Eucosider-Areal am 25. Mai begonnen. Im Laufe der Zeit habe sich die Lage durch die Wiedereröffnungen der Restaurants (1. Juni) und Kinos (17. Juni) aber geändert. Dazu sei die Konkurrenz aus Mamer und Echternach gekommen, wo ebenfalls Auto-Kinos und -Konzerte organisiert worden seien, so der Schöffe. Trotzdem sei die Aktion ein Erfolg gewesen. Bei den 20 Filmen, sieben Konzerten, dem Tedeum und der Vorstellung der „Déckkäpp 2000“ seien im Durchschnitt 52 Fahrzeuge auf dem Areal gezählt worden. Die Konzerte von Tim Bendzko und Gentleman seien ausverkauft gewesen. Bei Serge Tonnar habe man 130 Autos gezählt. Gut angekommen seien die Events am Nationalfeiertag (Tedeum, die Filme „Die Schatzritter“ und „Superjhemp retörns“ sowie die „Déckkäpp“), unter anderem weil sie gratis gewesen seien. Finanziell könne man die Aktion auf jeden Fall stemmen, da durch den Ausfall etlicher Events noch Geld im Kulturhaushalt übrig sei, so Halsdorf.
99 Kinder in Quarantäne
Am Dienstag wurde zudem die Bilanz der Corona-Erkrankungen in den Schulen der Gemeinde gezogen. Bürgermeister Pierre Mellina (CSV), der die Zahlen anstelle der abwesenden Schulschöffin Raymonde Conter (CSV) vorstellte, sagte, man sei bislang noch relativ gut durch die Krise gekommen. Er gab an, dass in den Grundschulen der Gemeinde insgesamt sechs Schüler positiv auf Corona getestet worden seien: drei in Lamadelaine (alle aus derselben Familie) und drei in Petingen. Infolgedessen mussten in Lamadelaine 34 Kinder und sieben Lehrkräfte sowie in Petingen 65 Schüler und acht Lehrer in Quarantäne. Sie durften während zwei Wochen das Haus nicht verlassen. 99 Kinder würden etwa fünf Prozent der rund 2.000 Grundschüler darstellen, rechnete Mellina vor. Auch in der „Maison relais“ sei ein Erzieher positiv auf Covid-19 getestet worden, so der Bürgermeister weiter. Die Folge: Zehn Mitglieder des Personals mussten in Quarantäne. Zudem wurden in Petingen 26 Kinder und in Lamadelaine fünf Kinder für zwei Wochen nach Hause geschickt. „Es ist gut, dass jetzt Ferien sind. Der Schöffenrat hofft, dass die Lage sich bei der ‘Rentrée’ im September beruhigt hat“, so Mellina.
- Roland Breyer, ein Leben im Dienst der Gemeinde - 17. September 2020.
- Roland Breyer, ein Leben im Dienst der Gemeinde - 17. September 2020.
- Klimafreundliche Mobilität - 13. September 2020.
Hoffentlich hat Petingen es drauf, Esch hat es offensichtlich nicht.