Tierfreunde aus Canach / Kalamata Luxemburg sucht ein neues Zuhause für Hunde aus Griechenland
Montagnachmittag in Canach: In Christelle Jussacs Garten toben, bellen und rennen ganze 21 Hunde herum, als wüssten sie, dass sie es endlich in ein besseres Leben geschafft haben. Alle haben eine lange Reise aus Griechenland hinter sich. Heute ist der Tag, an dem sie ihre neuen Frauchen und Herrchen kennenlernen dürfen.
„21 Hunde den weiten Weg zu transportieren, das ist schon was“, sagt Christelle Jussac, die treibende Kraft hinter der Tierschutzorganisation Tierfreunde Kalamata Luxemburg, während sie die Tiere aus ihren Transportboxen holt. Meistens würden eine Handvoll Hunde gleichzeitig ankommen. Die 41-Jährige war diesmal persönlich auf Rhodos, um die Hunde in Empfang zu nehmen und sich erneut ein Bild vor Ort zu machen. Auf alle 21 Hunde – große und kleine, Welpen und Ausgewachsene – warten bereits ungeduldig deren neue Besitzer, die wegen Corona etwas länger auf ihr neues Haustier warten mussten.
Christelle Jussac arbeitet Vollzeit als Pflegehelferin und besitzt fünf eigene Hunde – seit 2003 auch welche aus Griechenland. In den Tierschutz ist sie 2016 hineingerutscht, wie sie selbst sagt. Sie half damals, Hunde zu versorgen sowie einen Transport zu organisieren. 2017 hat sich dann die Vereinigung Tierfreunde Kalamata Luxemburg zusammengefunden.
Bessere Bedingungen für die Hunde schaffen
Seit 2018 arbeiten die Tierfreunde enger mit dem kommunalen Tierheim „Rhodos Animal Welfare Shelter“ zusammen. Dort sitzen an die 400 Hunde in Zwingern. „Die dortigen Lebensbedingungen sind halt nicht schön. Die Tiere sitzen auf Beton und manche müssen auf gerade mal fünf Quadratmetern leben.“ Das ist für Jussac kein Tierschutz, sondern Tierquälerei. Deswegen ist eines ihrer Projekte für dieses Jahr, auf Rhodos ein Grundstück zu kaufen, um dort ein weiteres Tierheim mit Platz für 80 Tiere zu bauen, die dann zehn Quadratmeter zur Verfügung haben werden.
Zusätzlich dazu hat der Verein mittlerweile genug Geld gesammelt, um eine Quarantänestation bauen zu können. Unterstützung für ihre Projekte bekommt Jussac unter anderem von der 22-jährigen Michi, die zusammen mit ihrer Familie Mosaik-Untersetzer anfertigt und für den guten Zweck verkauft.
Seit April 2016 hat Christelle Jussac 410 Hunden ein neues Zuhause gegeben, alleine im letzten Jahr waren es 181. Sie möchte so vielen Hunden helfen wie möglich. Dabei ist immer wieder die größte Schwierigkeit, Flugpaten zu finden, die gerade die Heimreise aus Griechenland antreten. Meistens findet sie dann Urlauber über Facebook, die bereit sind, die Fellnasen in Empfang zu nehmen. Vor der Ausreise werden die Tiere gechippt, entwurmt und geimpft. Manche Hunde haben vorher sogar noch einen Termin beim Hundefriseur. Vierbeiner ab sechs Monaten werden auf die sogenannten Mittelmeerkrankheiten getestet, Welpen bis sechs Monate auf die Dünndarm-Parasiten Giardien. Zudem legt Jussac Wert darauf, dass die Fellnasen bereits in Griechenland kastriert werden, wenn sie alt genug sind: „Es ist nicht das Ziel, in Griechenland Hunde zu retten, damit sie in Luxemburg Junge bekommen.“
Entscheidung aus dem Bauch heraus
Die Vermittlung läuft ebenfalls zu 90 Prozent über das soziale Medium. Bei den vielen Interessenten entscheidet die Hundeliebhaberin aus der Emotion heraus, wer zu welchem Hund passt. „Die Vorkontrolle läuft bei mir über Herz, Bauch und Kopf. Wenn das alles stimmt, dann passt der Rest auch.“ Sie bemerke bereits beim ersten Telefongespräch, ob sie für den Interessenten nach einem Hund Ausschau halten möchte oder nicht.
Die Frage, ob es denn in Luxemburg nicht genug Hunde in Not gibt, die nach einem neuen Heim suchen, hört sie oft. Doch genauso oft hört sie Aussagen, dass jemand hierzulande keine Chance auf einen Vierbeiner bekommt, da er Kinder habe oder zu alt dafür sei. „Jemand, der von morgens sieben bis abends sechs arbeitet, bekommt auch von mir keinen Hund“, stellt sie klar, doch sie arbeite schließlich auch in verschiedenen Schichten und bekomme alles unter einen Hut.
„Eigentlich ist die Vereinigung wie eine große Familie. Doch Christelle ist diejenige, die alles zusammenhält“, sagt Freundin und Assistentin Dany, die vor drei Jahren einen Schäferhund aus Griechenland adoptiert hat. Zu den Tierfreunden ist sie gekommen, da ihre Kinder ihr neues Haustier ebenfalls über die Vereinigung gefunden haben. „Christelle hat einfach das Talent, die richtigen Hunde für die richtigen Menschen zu finden“, sagt Dani. Bei ihrem jetzigen Hund sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen.
Weitere Informationen:
Weitere Infos zu der Vereinigung und zu den Flugpatenschaften gibt es auf Facebook oder auf www.tierfreundekalamata.eu.
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