Brauchtum / Dippach zündelt doppelt gegen den Wintereinbruch
In vielen Luxemburger Gemeinden brennen an diesem Wochenende die Burgen. In Dippach werden am Samstag sogar gleich zwei Holzhaufen in Flammen aufgehen, um den Winter zu vertreiben.
Der Winter ist hierzulande angekommen. Mitte der Woche hat’s in Luxemburg geschneit. Er soll nach Wunsch jedoch schon bald wieder vorbei sein, denn bereits an diesem Wochenende findet das „Buergbrennen“ statt, eine uralte Tradition, mit der der Winter vertrieben werden soll. Um was handelt es sich dabei? Am ersten Samstag oder Sonntag nach dem Karneval wird jedes Jahr ein großes Feuer in den Dörfern und Städten Luxemburgs angezündet. Auf diese Weise soll symbolisch der Winter „verbrannt“ werden. In der Gemeinde Dippach brennen am Samstag gleich zwei Burgen.
Patrick Johanns ist Mitglied der Amicale der Feuerwehr und zugleich Chef des Einsatzzentrums in Dippach. „Seit rund 40 Jahren organisiert die Feuerwehr das Burgbrennen. Jetzt, nach der Gründung der nationalen Rettungsdienstbehörde (CGDIS), darf sie es nicht mehr. Deshalb macht es jetzt die Amicale.“ Diese zählt mehr als 60 Mitglieder und sammelt erst am Tag, an dem das Event stattfindet, das notwendige Material für die Burg. „Viele Leute fahren regelmäßig zum Recyclingcenter, um Holz zu entsorgen, und auch die Bauern haben weniger Stroh als früher. Für eine anständige Burg reicht es aber immer noch”, kommentiert der Feuerwehrkommandant. Während der Sammelaktion in Dippach und Bettingen/Mess wird das Kreuz angefertigt, das in der Mitte des Haufens thronen wird. Gegen 17 Uhr soll alles fertig sein, so Patrick Johanns. Um 18 Uhr dann startet der Fackelzug zu der Burg, die in diesem Jahr zum ersten Mal neben dem Einsatzzentrum des CGDIS auf der Drei-Kanton-Straße abgebrannt wird. Zwischen 25 und 30 Personen wollen dafür sorgen, dass das „Buergbrennen“ der Amicale der Feuerwehr ein voller Erfolg wird.
In einer anderen Ecke der Gemeinde
Quasi zur selben Zeit wird auch der Holzhaufen in Schuller angezündet. Diese Burg wird von der FNEL-Pfadfindergruppe „Dippecher Dachsen“ aufgebaut. Sie zählt etwa 100 Mitglieder. Die jungen Leute sind bereits vor einer Woche gemeinsam mit Mitgliedern der Amicale der Pfadfinder in Schuller und Sprinkingen von Tür zu Tür gezogen, um Spenden und Brennmaterial zu sammeln. „Wir haben uns die Dörfer der Gemeinde aufgeteilt, so entsteht kein Streit“, erklärt Marcel Seyler, Vorsitzender der Amicale. Die Amicale zählt ungefähr 20 Mitglieder und unterstützt seit etwas mehr als zehn Jahren die „Dippecher Dachsen“ bei ihren Events. „Wir kümmern uns zum Beispiel ums Catering oder helfen beim Burgbrennen, indem wir unter anderem die Maschinen stellen”, erläutert Seyler. Die Pfadfinder schichten ihre Burg ebenfalls an diesem Samstag auf. „Genug Brennholz haben wir, weil wir unter anderem die Weihnachtsbäume erhalten, welche die Gemeinde gesammelt hat”, freut sich Seyler. Auch hier wird ein Kreuz angefertigt. Wie bei den Nachbarn in Dippach kommt kein Glas, Metall oder Plastik in den Haufen. Zwischen 17 und 18 Uhr startet auch in Schuller der Fackelzug zum „Scoutshome“ (bei der Grundschule und dem Gemeindehaus). Die Burg selbst wird aus Sicherheitsgründen in einigen hundert Metern Abstand zum „Home“ auf der Wiese eines Landwirts errichtet. Angst, dass sie nicht brennt, hat Marcel Seyler keine. „60 bis 70 Fackeln dürften das Ganze gut entzünden.“
Konkurrenz machen sich beide Veranstalter gegenseitig keine, beteuern die Organisatoren. Für jede Burg rechnet man mit rund 200 Besuchern. Zudem gehe es nicht nur ums Geld, sondern vor allem um den Erhalt einer Tradition und der Veranstaltung eines beliebten Volksfestes, betonen Patrick Johanns und Marcel Seyler. Nach dem „Buergbrennen“ wird während zwei bis drei Tagen der abgebrannte Haufen überwacht, um ein erneutes Aufflammen zu vermeiden. In der Regel sei der Platz eine Woche nach dem Event wieder in seinem ursprünglichen Zustand, so beide Männer abschließend.
„D’Buerg“
Das Wort „Buerg“ stammt vom lateinischen Verb „comburo“ („verbrennen“). Historikern zufolge stammt die Tradition des Burgbrennens aus dem antiken Rom, wo das Jahr am 1. März begann. Die Burg soll nicht nur den Winter vertreiben, sondern auch die Leute zusammenbringen. Das gelang aber nicht immer. Früher versuchten konkurrierende Dörfer, die Burg des „Nachbarn“ vor dem Stichtag anzuzünden. Dabei kam es nicht selten zu handfesten Schlägereien.
Laut einer Bauernregel können die Winzer das Wetter des Frühsommers durch die Burg vorhersagen: „Wéi den Damp op Buergsonndeg geet, esou geet en de ganze Virsummer.“
Das „Buergbrennen“ gibt es auch bei unseren Nachbarn, jedoch unter einem anderen Namen: „Hüttenbrennen“ in der Eifel, „Funkenfeuer“ im schwäbisch-alemannischen Raum, „Osterfeuer“ in verschiedenen deutschen Gegenden und „Sechseläuten“ in Zürich (Schweiz). Eine vergleichbare Tradition ist zudem in diversen Regionen Frankreichs (u.a. Auvergne, Loire, Ain) und Belgiens (z.B. Nivelles) unter dem Namen „Fête des brandons“ bekannt.
- Roland Breyer, ein Leben im Dienst der Gemeinde - 17. September 2020.
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- Klimafreundliche Mobilität - 13. September 2020.
Wie schon erwähnt. Traditionen, und seien sie auch noch so bescheuert,müssen nicht um jeden Preis fortgeführt werden.Zumal in Zeiten wo wir über Klima und Luftqualität reden und Leute mit Dieselfahrzeugen Stadtverbot bekommen. Greta sieht alles.