Offener Brief an Meisch / Elternvertretung: „Was bringt das denn?“
Die Elternvertretung RNP hat sich am Dienstag in einem offenen Brief an Bildungsminister Claude Meisch gewendet. Dort wurden die Bedenken, die viele Eltern plagen, gebündelt. Kritisiert wird die mangelnde Einbindung der RNP in die Entscheidungen der Taskforce. Man wolle keinen Streit mit dem Minister, aber eine konstruktive Zusammenarbeit, so Alain Massen, Präsident der Elternvertretung.
Das Gesetz spricht der Elternvertretung RNP („Représentation nationale des parents“) das Recht zu, quasi als Partner der Schule zu fungieren. „Und Partner reden mit“, sagt Alain Massen, Präsident der Elternvertretung. Man stehe im Austausch mit Bildungsminister Claude Meisch. Doch dieser Austausch bestehe aus wöchentlichen Telefonaten, in denen der Minister die Elternvertretung darüber informiert, wie es nun weitergeht. „Wir beklagen uns darüber, dass wir nicht aktiv an den Plänen mitarbeiten konnten“, so Massen.
Die Elternvertretung sei nicht Teil der Taskforce gewesen. „Auf diese Weise hätte man viele Fragen und Kritikpunkte, die nun entstehen, von Anfang an mit hineinbringen können. Das ist schade.“ Insbesondere weil der Elternvertretung andere Informationen und Zugangsquellen zur Verfügung stehen als dem Ministerium. „Wir haben das Angebot am Anfang gemacht. Aber es wurde bis heute nicht wahrgenommen“, so Massen.
In dem offenen Brief geht die Elternvertretung unter anderem auf ihre Bedenken zum Cycle 1 und den Kompetenzzentren ein. Bei Letzteren gebe es meist Eins-zu-eins-Betreuungen. Bei Kindern mit Behinderungen oder beispielsweise Autisten seien die vom Ministerium vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen gar nicht umsetzbar. Und von den kleinen Kindern des Cycle 1 könne man nicht verlangen, dass diese auf Distanz bleiben und ihre Freunde nicht in den Arm nehmen sollen. Laut Massen sollte man sowohl für die Kompetenzzentren als auch für den Cycle 1 die Verantwortung den Eltern überlassen. Diese sollten die Wahl haben, zu entscheiden, ob sie ihre Kinder dorthin schicken oder nicht. „Es sind nur noch drei Wochen Schule“, so der RNP-Präsident. „Für dieses bisschen, das sie dort verlieren“, sollten die Eltern die Möglichkeit haben, zu entscheiden, ob sie das mittlerweile nur noch kleine Risiko eingehen wollen oder nicht.
Wenn man sagt, die Schule ist relativ sicher und das Risiko für eine Infektion ist relativ klein, dann gibt es keinen Grund, so eine riesige Organisation aufzuziehen, die vorne und hinten nur sehr schwer aufgehtPräsident der Elternvertretung
Die Elternvertretung war von Anfang an gegen das Splitting. „Wenn man sagt, die Schule ist relativ sicher und das Risiko für eine Infektion ist relativ klein, dann gibt es keinen Grund, so eine riesige Organisation aufzuziehen, die vorne und hinten nur sehr schwer aufgeht“, sagt Massen. In den „Lycées“ würde man nun sehen, dass die Sicherheitsregeln in der Schule selbst gut funktionieren, aber außerhalb gar nicht. Die Schüler würden Distanz halten und ihre Masken in der Schule tragen. Nach Schulschluss würden sie herausgehen, sich dort in Gruppen versammeln, rauchen und miteinander reden. „Dann fragt man sich: Was bringt das denn?“
Eltern sind in Panik geraten
Vielleicht sei das bei den Kleinen in der Grundschule weniger, weil die Eltern sie abholen. „Entweder wir machen die Schulen normal auf oder wir lassen den Eltern die Wahl“, sagt der Präsident. „Wir sehen viele Schwierigkeiten in der Praxis. Das ist in der Theorie gut angedacht, aber man muss auch das menschliche Verhalten bedenken.“ Dann werde es in der Praxis sehr kompliziert.
Massen spricht sich dafür aus, dass die Kinder der Grundschule nicht den ganzen Tag in einem Raum verbringen sollten. Es gebe die Gruppe A, die Gruppe B, die Nachbetreuung der einen und jene der anderen. Morgens der Lehrer, nachmittags der Betreuer. Wegen der Distanzregeln könnten sich die Kinder im Klassenraum oder in der „Maison relais“ nicht viel bewegen. „Wir wollen, dass die Lehrkräfte mit den Schülern vor die Tür gehen. Sie können ja in der kleinen Gruppe bleiben, aber sie müssen spazieren gehen, mehr als einmal am Tag. Sonst wird das sehr heftig.“
„Viele Eltern haben sich bei uns gemeldet, die in Panik geraten sind“, sagt Massen. Das war vergangene Woche, als die Fragebögen an die Eltern geschickt wurden. In diesen Fragebögen sollten die Eltern angeben, ob und wann sie eine zusätzliche Betreuung ihrer Kinder benötigen. Da aber zu diesem Zeitpunkt niemand wusste, ob sein Kind in die Gruppe A oder B kommt, wussten auch viele nicht, was sie ankreuzen sollten. Viele Eltern sagten, dass sie dies erst mit ihrem Arbeitgeber klären müssten. Eine Sache, die sich aber als unmöglich erwies, da die Eltern nicht wussten, in welchen Wochen ihr Kind in die Schule geht und in welchen es zu Hause bleibt.
Auch sei unklar gewesen, so Massen, ob die Antworten der Eltern im Fragebogen nun verbindlich seien oder nicht. Dies sei übrigens auch heute noch nicht klar, so Massen. Das Ministerium solle dies unbedingt klarstellen. Er verstehe, dass das Ministerium die Antworten im Fragebogen brauche, um planen zu können. Aber eine Klarstellung, wie verbindlich dies nun sei, wäre angebracht gewesen.
Arztatteste werfen viele Fragen auf
Kritik übt die Elternvereinigung auch an der Vorgehensweise aus, wie die Arztatteste für vulnerable Schüler ausgegeben werden. Dies habe viele Fragen aufgeworfen. „Ärzte haben uns mitgeteilt, dass sie sich in ihren Rechten eingeschränkt fühlen“, so Massen. Vom Ministerium gebe es eine Liste, die genau vorgibt, unter welchen Kriterien ein Kind fallen muss, um als vulnerabel zu gelten. Diese Liste sei relativ limitiert. Massen nennt ein Beispiel. Ein Kind, das jetzt im Frühling asthmatische Anfälle wegen Pollenallergie bekommt, dadurch in Atemnot gerät und von den Eltern aus der Schule geholt werden muss, bekommt kein Attest, weil dies nicht auf der vorgegebenen Liste vorgesehen ist. Würde sich ein solches Kind mit dem Coronavirus infizieren, dann könnte das sicherlich problematisch werden, so Massen.
Wir machen keine Oppositionspolitik. Es geht uns um die Kinder, es geht dem Minister um die Kinder, dann kommt, lasst uns zusammen darüber nachdenkenPräsident der Elternvertretung
Wie geht es nun weiter? Massen sagt: „Das müssen wir jetzt abwarten.“ Er stellt klar, dass es nicht darum gehe, in eine Opposition oder in ein Streitgespräch mit dem Bildungsminister zu geraten. „Das ist nicht unsere Absicht. Auch wenn die Kritik in dem offenen Brief das vielleicht vermuten lässt“, so der Präsident. „Unsere Absicht ist es, die vielen Bedenken der Eltern zu bündeln und hervorzuheben, um Lösungen zu finden.“ Das solle die Debatte positiv und konstruktiv beeinflussen.
Man wisse, dass die Situation auch für den Minister und seine Leute nicht einfach sei. Man sei sich auch bewusst, dass es keine einfachen Lösungen in einer komplexen Situation geben könne. „Wir stehen weiterhin zur Verfügung, um jeden Tag mitzuhelfen und nachzudenken. Das ist unsere erste Priorität. Wir machen keine Oppositionspolitik. Es geht uns um die Kinder, es geht dem Minister um die Kinder, dann kommt, lasst uns zusammen darüber nachdenken.“
- Was Jugendliche im Internet treiben: Bericht zeigt Nutzungsverhalten auf digitalen Geräten - 8. Februar 2023.
- Kritik am FDC: Die „schmutzigen“ Investments des „Pensiounsfong“ - 7. Februar 2023.
- Ein Plan für mehr Naturschutz in Luxemburg - 3. Februar 2023.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos