Neuer Bachelor / Erste Medizin-Studenten in Luxemburg sollen im Herbst loslegen
Die Corona-Pandemie hat es deutlich gezeigt. Luxemburg ist in seiner Gesundheitsversorgung stark vom Ausland abhängig. Mit einem neuen Studiengang für künftige Ärzte will die Uni Luxemburg jetzt Abhilfe schaffen. Auch in anderen wissenschaftlichen Bereichen sind moderne Vorgehensweisen gefragt.
Im Kampf gegen die aktuelle Krise steht die Uni Luxemburg ihren Mann. Die Mediziner aus ihren Reihen, allen voran die Virologen, aber auch Logistiker, Mathematiker und Verhaltensforscher, sind in den unterschiedlichen Arbeitsgruppen aktiv, die von der Regierung eingesetzt wurden, um der Pandemie Herr zu werden. Konkrete Forschungsprojekte sind ebenfalls schon angelaufen. Das beginnt bei der „Con-Vince”-Studie, die vom Neurowissenschaftler Rejko Krüger vom Luxembourg Institute of Health (LIH) koordiniert wird und wo die asymptomatischen Träger systematisch überwacht werden, um so an umfassende Daten zur Epidemiologie und Dynamik der Krankheit zu kommen, und reicht bis zu der geschichtswissenschaftlichen Erhebung, mit der Benoît Majerus die Entwicklung und Auswirkung der Pandemie analysieren will.
Diese direkte Implizierung, kombiniert mit der schon längerfristig bekannten Tatsache, dass über die Hälfte der aktuell hierzulande tätigen Mediziner in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen, waren tatkräftige Argumente, um die medizinische Ausbildung zu fördern und zu vervollständigen.
Schon seit der Gründung der Universität vor nunmehr 17 Jahren schwebt die Wunschvorstellung einer „école de médecine“ über der Uni Luxemburg. Mit dem Bachelor, der medizinischen Grundausbildung, die ab September angeboten wird, kommt sie diesem Wunsch entgegen. Rund 100 Schüler werden nach bestandenem Abitur aufgenommen. Nach dem ersten Studienjahr können 25 unter ihnen weiter in Luxemburg studieren, 50 weitere können Studienplätze in den Partner-Universitäten in Frankreich, Belgien und Deutschland belegen. Großes Gewicht wird bei dieser Ausbildung vor allem auf moderne Technologien und Arbeitsmethoden gelegt. Bereits bei der Unterzeichnung des Abkommens zwischen der Universität und dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung vor zwei Jahren war diese Voraussetzung formuliert worden, bei der praktischen Vorstellung des Studiums wurde sie nochmals hervorgehoben.
Der Zukunft angepasst
Parallel zur Medizin werden drei Lehrgänge im Ingenieurswesen, in der Mathematik und der Physik angeboten. Sie entsprechen einem Bachelor, also der Grundausbildung, umfassen aber auch einen Master und die Möglichkeit zur Vorbereitung eines Doktorates.
Genau wie die ärztliche Ausbildung entspricht das neue Ausbildungsangebot in Engineering dem Bedarf des Landes. Fast 1.500 Arbeitsplätze stehen dem Vernehmen nach offen, die künftigen Ingenieure sind sowohl in der Industrie als auch im Straßenbau, in der Elektrotechnik und in der Digitalwissenschaft gefragt, wobei auch analytische und verwaltungstechnische Fähigkeiten sowie ein bewusster Umgang mit der Umwelt gefragt sind. Rund 100 Studenten werden ab September aufgenommen, wobei hier die Hauptlehrsprache Deutsch ist.
Neu konzipiert und der modernen Realität angepasst wurde auch das Angebot für die Ausbildung künftiger Mathematiker und Physiker. Auch hier stehen wiederum analytische und logische Aspekte im Blickpunkt. Dadurch finden diese früher vorrangig als Lehrberufe angesehene Wissenschaften heute in Forschung, Industrie und in den Finanzen interessante und vielseitige Perspektiven. Auch hier werden sprachliche Fähigkeiten in Französisch, Deutsch und Englisch gefordert. Allein diese Art des Unterrichts macht aus der Uni Luxemburg erwiesenermaßen die internationalste Universität der Welt. Auch in der internationalen Klassierung hat Luxemburg zugenommen. Die Uni liegt auf Platz 17 unter den Universitäten, die vor weniger als 50 Jahren gegründet wurden. Im weltweiten Ranking hat sie es unter die 200 Besten geschafft.
Stolz auf Krisenmanagement
Genau wie die meisten hiesigen Unternehmen war auch auf dem Campus in Belval, Kirchberg und Luxemburg-Stadt ab dem 13. März alles anders. „Wir sind sehr stolz darauf, in nur einem Wochenende eine Struktur auf die Beine gebracht zu haben, die es uns erlaubt, so gut wie möglich weiterzuarbeiten”, so Rektor Stéphane Pallage bei der Videokonferenz zur Vorstellung der neuen Lehrgänge. Unterrichtet wird digital, die Forscher ihrerseits sind weiterhin aktiv, schwieriger ist es allerdings für diejenigen, die in Laboren arbeiten müssen.
Über den Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Tätigkeit an der Uni, die mittlerweile fast 9.000 Menschen betrifft, konnte der Rektor noch nichts Genaues sagen. Er geht allerdings davon aus, dass die Arbeit etappenweise wieder anlaufen wird, wobei die Forscher in den Laboren beziehungsweise die Doktoranden wahrscheinlich prioritär starten werden. Wichtig sei in jedem Fall, dass die Sicherheit und
Gesundheit aller gewährleistet seien.
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