Kayl / Gemeinderat: Das Virus eint, das Seniorenheim trennt
Dort, wo in Karnevalszeiten das Tanzbein geschwungen wird, Konferenzen und Ausstellungen stattfinden, saßen am vergangenen Donnerstag die Gemeinderäte von Kayl-Tetingen zusammen – Covid-19-bedingt in gebührender Distanz voneinander.
Rätin Astrid Müller-Belleville und Carlo Birchen (beide LSAP) fehlten krankheitsbedingt. Andere Räte, obwohl zu Risikogruppen gehörend, hatten sich hingegen nach Tetingen bemüht. Auf eine Zuschaltung über Videokonferenz, wie u.a. von der DP gefordert, hatte der Schöffenrat verzichtet. Einerseits sei die Geschäftsordnung nicht geändert worden, andererseits seien die bisher getesteten Lösungen wenig zufriedenstellend gewesen, so Bürgermeister John Lorent (LSAP).
Covid-19 beschäftigte die Räte immer wieder. Bei den Pfadfindern, die sich gleich zu Beginn der sanitären Krise bereit erklärt hatten, die Einkäufe für ältere Mitbürger zu besorgen, werde man sich zu gegebenem Zeitpunkt bedanken, so der Wunsch aller Fraktionen. Vereinen, denen der Lockdown Einnahmeeinbußen bescherte, wolle man beistehen. In welcher Form, blieb am Donnerstag unklar. Insgesamt war die Bereitschaft zu solidarischen Aktionen in der Gemeinde groß. So hatten Privatpersonen Nase-Mund-Schutzmasken aus Stoff genäht und der „Service d’éducation et d’accueil“ hatte auf 3D-Printern Gestelle für Gesichtsschutzmasken gedruckt.
In die Rubrik Covid-19 fiel auch die Entscheidung, 14 Schülern und Schülerinnen ohne digitale Plattformen zu Hause schuleigene iPads zu Verfügung zu stellen, damit sie am virtuellen Schulunterricht teilnehmen könnten. Der Betreiberin des Restaurants im Park Ouerbett wurde die Miete für den gemeindeeigenen Pavillon im Park Ouerbett ab März erlassen.
Trotz einstimmiger Covid-Entscheidungen gab es vorsichtige Kritik aus den Oppositionsreihen. So mahnte CSV-Fraktionssprecher Jean Weiler an, andere Betriebe der Gemeinde nicht zu vergessen. Und DP-Rat Romain Becker wunderte sich darüber, dass der Schöffenrat anders als die Rümelinger Kollegen bisher noch nichts unternommen habe, um von der Pandemie-Krise betroffene Vereine zu unterstützen.
Nicht ohne Spannungen
Die Stimmung erreichte ihren Tiefpunkt jedoch bei der Diskussion um ein seit längerem geplantes Seniorenheim in der Gemeinde. Initiator war DP-Rat Patrick Krings. Er warf dem Schöffenrat Untätigkeit vor. Dem mit der Frage befassten Schöffen Marcel Humbert (LSAP) würden Bürgermeister John Lorent und Schöffin Viviane Petry („déi gréng“) ihre Unterstützung verweigern. Vorwürfe, die sämtliche Schöffenratsmitglieder vehement zurückwiesen. Lorent warf Krings Einmischung in Kompetenzfragen des Schöffenrats vor, Versuche, diesen zu spalten. Petry sprach von Unterstellungen. Wenn dem Schöffenrat nichts vorgelegt werde, könne er keine Entscheidungen treffen, meinte sie. Wenn die Gemeinde kein Gelände habe, könne nichts gebaut werden, so Lorent. Fehlender Verhandlungswille seitens der kommunalen Führung, entgegnete hierzu Romain Becker (DP), der von der Arroganz des Schöffenrats gegenüber der Opposition sprach.
Tatsächlich wird seit längerer Zeit ein Gelände unweit des neuen medizinischen Zentrums in Tetingen als möglicher Standort für das Seniorenhaus gehandelt. Nur, das Grundstück ist noch in Privathand, auch wenn der Besitzer zum Verkauf bereit ist. Schöffe Humbert schilderte die bisherige Entwicklung in Sachen Seniorenheim. Eine 2018 eingesetzte Arbeitsgruppe habe bereits wichtige Vorarbeiten geleistet, Kontakte zu möglichen Betreibern der Einrichtung geknüpft. Am 26. Mai stehe nach längerer Wartezeit endlich ein Treffen mit Familienministerin Corinne Cahen (DP) an. Dabei sollen unter anderem für die Gemeinde wichtige Finanzierungsfragen geklärt werden. Die weitere Entwicklung in diesem Dossier werde davon abhängen, was die Ministerin sagen werde, schloss Lorent die spannungsgeladene Debatte ab.
Zuvor hatte der Gemeinderat mehrere Änderungen am Verkehrsreglement beschlossen. Kleintransportern wird in Zukunft nur noch begrenzter Stationierungsraum auf dem Parking Schungfabrik zur Verfügung stehen. Pkws dürfen in der Woche zwischen 8.00 und 22.00 Uhr maximal vier Stunden ohne Parkscheibe abgestellt werden.
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