Einzelhandel / „Hoffentlich ist der Lockdown bald vorbei“
Der Dessous-Laden Wolf in Petingen könnte in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen feiern, wäre da nicht die Coronavirus-Pandemie, die den Inhabern des Geschäfts in der Hauptstraße in Petingen das Jubiläum vermiest. Wir sprachen mit den Ladenbetreibern.
Die Firma „Lingerie Wolf S.àr.l.“ wurde 2005 in Petingen gegründet. 2008 zog das Geschäft in die Luxemburger Straße 60 um. Chefin ist Joëlle Wolf-Achen. Die gelernte Textilfachverkäuferin arbeitete nach ihrer Ausbildung beim Modehaus Bram, ehe sie ihr eigenes Geschäft eröffnete. Die 58-jährige Inhaberin wird von den Verkäuferinnen Sandra, Patricia und Susi unterstützt. Im Geschäft findet der Kunde eine große Auswahl an Unterwäsche, BHs, Pyjamas, Nachthemden, Morgenmänteln, Bademänteln, Strumpfhosen, Strümpfen, Bademoden, Bikinis, Tankinis und Strandkleidern.
Der Laden lief gut. Dann kam der Lockdown. „Wir wurden vom Beschluss der Regierung, alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte zu schließen, überrascht und waren ordentlich erschrocken. Wir hatten gerade die neuen Kollektionen erhalten“, so Marc Wolf, der Ehemann der Ladeninhaberin. Die Familie befürchtet nun, auf der Ware sitzen zu bleiben. Zudem weiß keiner, wie sich der Einzelhandel nach der Krise entwickelt.
Deshalb stellte sich die Frage: „Aufhören oder weitermachen?“ Es wurde entschieden, weiterzumachen, obwohl die Lage schwierig ist. Ein Großteil der Einnahmen aus dem Weihnachtsgeschäft und dem Winterschlussverkauf sei nämlich schon aufgebraucht. Die Lohnkosten laufen jedoch weiter, auch wenn sich das Personal im Augenblick in betrieblich bedingter Arbeitslosigkeit befindet. Gute Neuigkeiten gab es aber vom Besitzer des Gebäudes, in dem sich die „Lingerie Wolf“ befindet. Er hat die Zahlung der Miete vorübergehend ausgesetzt.
„Nur ein Tropfen auf den heißen Stein“
Um die Übergangszeit bis zur erneuten Öffnung des Dessous-Ladens zu überbrücken, setzt die Familie Wolf auf den Online-Handel. Sie versucht, ihre Ware über die Luxemburger Verkaufsplattform „letzshop“ an den Kunden zu bringen. „Wir sind seit 2018 Mitglied der Online-Plattform und zahlen 500 Euro Jahresbeitrag“, erklären die Ladeninhaber. Auch wenn die Verkaufszahlen seit dem Lockdown leicht angestiegen sind, reichen sie noch lange nicht aus, um alle Kosten zu decken. Es sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein, so die Geschäftsbesitzer. Die Konkurrenz im Internet sei zudem enorm. Der Online-Handel sei mit einem großen Zeitaufwand verbunden. Man müsse nämlich unter anderem permanent die Lagerbestände überprüfen und immer ein Auge auf den PC gerichtet haben. Werbung für ihre Produkte auf „letzshop“ macht die Familie Wolf auf Facebook. Außerdem weist eine Leuchtreklame in der Vitrine des Geschäfts auf den Online-Handel hin. „Wir liegen gleich an einer Ampel, so sehen viele Leute die Werbetafel, wenn sie dort auf grünes Licht warten“, so Marc Wolf. Auf „letzshop“ werden zurzeit rund 380 Artikel, teilweise mit Rabatten, angeboten. Vor allem Pyjamas, Nachthemden und Männer-Unterwäsche werden verkauft. Da man dem Kunden das Design nicht zeigen kann und er auch die Kleidungsstücke nicht anprobieren kann, kaufe er nur das, wo er sicher sei, dass es sitze, so Marc Wolf.
Joëlle Wolf-Achen und ihr Mann hoffen nun, dass bald wieder Normalität einkehrt und die Geschäfte öffnen können. „Lange halten viele Händler die Zwangspause nämlich nicht mehr aus“, erläutern sie. Probleme könnten auch die Zulieferer bekommen. Viele Händler wollen nämlich zuerst ihre Lagerbestände leeren. Nach der Krise wird das Geschäft jedoch wieder schnell anlaufen, dessen sind sich die Ladeninhaber sicher. „Wir haben eine sehr treue Kundschaft“, so Wolf abschließend.
Hilfe für die kleinen Betriebe
Kleine Läden wie die „Lingerie Wolf“ gibt es viele. Alle leiden unter dem Lockdown. Im Rahmen des Stabilisierungsprogramms für die Wirtschaft hat die Regierung dann auch diverse Hilfen für den Einzelhandel beschlossen. So haben kleine Geschäfte mit weniger als neun Angestellten und die 2019 einen Jahresumsatz von mindestens 15.000 Euro aufweisen können, die Möglichkeit, eine Direkthilfe von 5.000 Euro zu beantragen, wenn sie wegen der Pandemie schließen mussten. Am 8. April wurde zudem mitgeteilt, dass auch Freiberufler und Kleinunternehmer, die ihre Tätigkeit am 18. März nicht einstellen mussten, die aber unter den Einschränkungen durch die Maßnahmen leiden, Recht auf eine Soforthilfe in Höhe von 2.500 Euro haben.
Vor kurzem hatte die Regierung bereits eine Finanzhilfe in Form eines Kredits von maximal 500.000 Euro für die kleinen Unternehmen beschlossen. Der Zinssatz ist mit nur 0,5 Prozent vorteilhafter als bei den Banken (2 bis 6 Prozent). Die Rückerstattung der Finanzhilfe beginnt im Prinzip ein Jahr nach der Auszahlung der Hilfe. Die Frist kann aber verhandelt werden, zum Beispiel, wenn sich das Geschäft noch immer in großer Finanznot befindet. Der Betrag soll vor allem helfen, die Mieten, Löhne und Lieferanten zu bezahlen, heißt es seitens der Handelskammer.
Der Staat sieht zudem auch eine sogenannte Kaufmannshilfe, vor. Die „Mutualité de cautionnement“ der Handelskammer übernimmt bei Betrieben, die bei ihrer Bank einen Kredit beantragen, eine Bürgschaft. Die Hälfte von Darlehen bis zu einer Höhe von 250.000 Euro kann auf diese Weise abgesichert werden.
Auch ist eine Stornierung der vierteljährlichen Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer (Körperschaftsteuer) und die kommunale Gewerbesteuer für das erste und zweite Quartal 2020 vorgesehen. Außerdem werden die Strafen für die Überschreitung der Frist zur Einreichung von Mehrwertsteuererklärungen ausgesetzt. Zudem existieren Maßnahmen im Bereich der Sozialversicherungen, der Steuern oder der Arbeitsverträge. Stichwort Kurzarbeit: Hier stattet der Staat dem Geschäftsbetreiber 80 Prozent der Lohnmasse zurück.
Informationen über die Hilfen findet man auf der Internetseite der Regierung (https://meco.gouvernement.lu/de/dossiers/2020/coronoavirus-entreprises.html) oder der „Chambre de commerce“ (https://www.cc.lu/coronavirus/).
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Es ist einen einfache Frage des Überlebens für den Einzelhandel, dass der „lockdown“ bald vorbei sein muss…..es darf nicht zu lange mehr dauern! Das sollte die Regierung berücksichtigen……in ihrer Entscheidung wann es wieder losgehen kann…
Was in den Supermärkten klappt müsste doch auch im Kleinhandel funktionnieren. Abstand halten und Hände aus dem Gesicht,fertig.
Sowie bei den kleinen Gemüseständen wo die Leute ganz diszipliniert Abstand halten,bezahlen und gleich wieder verschwinden. Ewig wird die Gefangenschaft nicht durchsetzbar sein,zumal wenn die Menschen den Sinn nicht mehr wahrnehmen.
Frage: “ Wo kommen all die Kranken jetzt noch her,wo wir doch schon drei Wochen eingesperrt sind?“ Sind es noch soviele die sich nicht an die Mindestregeln halten? PS: Habe heute einem alten Herrn zugesehn wie er ,mit Maske und Handschuhen bestückt, eifrig seine Augen rieb. Das wird es wohl sein.Aber er hatte doch Handschuhe an!! Da sieht man was falscher Eifer bewirken kann.
Ein Ende des Lockdowns ist nur dann in Sicht, wenn die Pandemie erheblich abgeflaut ist und beim Einkaufen, das Tragen von Schutzmasken obligatorisch ist. Noch nie was von einer zweiten Welle gehört, die wesentlich schlimmer sein wird als das bis jetzt Erlebte?