/ Kopf des Tages: Jacques Sitz, Bürgermeister von Remich
Jacques Sitz hat selbst am allerwenigsten damit gerechnet, dass er mal Bürgermeister an der Mosel wird. Ausgerechnet. Der 63-Jährige ist ein „Bäigepechter“ und stammt eigentlich aus dem Süden. Aus dem tiefsten Süden. Er ist in Esch geboren. „Minettsdapp“, sagt er und hält bis heute Kontakt. Einmal in der Woche geht er mit Freunden entweder in Esch oder in Differdingen essen. Da ist ein gezapftes Bofferding näher als der Moselwein, die Sprache direkter, das Leben rauer. Beruflich hat er ebenfalls mit dem „Minett“ und seiner Geschichte zu tun. Sitz arbeitet als „Informaticien industriel“ bei der Arbed, kommt viel in der Welt herum, bildet andere weiter und merkt, er kann gut mit Menschen.
Das, was ihn aber wirklich antreibt, ist der Sport, speziell der Basketball. Sein Name ist untrennbar mit dem Aufstieg der „Musel Pikes“ verbunden. Der Vater schleppt ihn im Alter von sechs Jahren mit aufs Basketballfeld in Zolver. Jacques bleibt. Jahrzehntelang steht er am Rand des Spielfeldes oder in der Kabine, gibt Tipps, entwirft Spieltaktiken vor allem für die Damenmannschaften. Seine erste Mannschaft sammelt er noch eigenhändig zusammen und geht von Familie zu Familie der Mädchen, um sie zu überzeugen.
Jacques Sitz war Trainer der Musel Pikes (Foto: Gerry Schmit)
In der Folgezeit sammeln die Pikes viele Titel, besonders im Jugendbereich. 2001 ist der Höhepunkt. Die Damenmannschaft steigt auf in die höchste Spielklasse, der Meistertitel kommt 2005/06. Davon zehren sie bis heute. Für Sitz hingegen wird irgendwann klar: Trainerdasein und die Arbeit lässt sich nicht mehr miteinander vereinbaren. Mit 56 Jahren nimmt er die „Préretraite solidaire“ und macht einem jüngeren Kollegen Platz. Die Ruhe dauert nicht lange. Der Amtsantritt als Bürgermeister nach der Wahl 2017 bedeutet das Ende des Pensionärslebens. Dass er mal keinen Sport mehr machen würde, hätte er sich nicht träumen lassen. Nun ist es so.
Wenn er über den Politiker Sitz spricht, hört sich das Amt nach einem Zwischenstopp an. Im Sport hat er gelernt, dass man nach einem „A“ auch „B“ sagen muss. Politisches Engagement dagegen ist lange in weiter Ferne. 2005 ändert sich das. Er wirbt bei den Lokalwahlen als „Freund der Partei“ um Stimmen für die DP. In den Rat schafft er es nicht. Sechs Jahre später sitzt er dann immerhin auf der Oppositionsbank und wird Mitglied der Partei.
Als die Grünen 2017 in Remich hohe Verluste einfahren, soll er Bürgermeister werden und „B“ sagen. Er macht es, sagt aber gleichzeitig: „Ich bin eher ein Auslaufmodell.“ Bis zum „Sortimentswechsel“ aber gibt er sein Bestes für Remich. Daran lässt er genauso wenig Zweifel.
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