/ Mahnmal gegen die Barbarei: Im ehemaligen Kloster Fünfbrunnen fand die 50. Gedenkfeier statt
Im Jahr 1941 richteten die Nazi-Besatzer im Kloster Fünfbrunnen ein „Jüdisches Altersheim“ ein. Dabei handelte es sich jedoch um nichts anderes als um ein Internierungslager für ältere und kranke Juden. Die meisten wurden deportiert, nur wenige überlebten. Ein Denkmal, das vor 50 Jahren auf dem Klostergelände errichtet wurde, erinnert an die Opfer.
Von unserem Korrespondenten Ben Pfeiffer
Das „Jüdische Altersheim Fünfbrunnen“ ist bis heute fest im kollektiven Gedächtnis der jüdischen Gemeinschaft in Luxemburg verankert. Alte und kranke Menschen lebten hier unter erbärmlichen Bedingungen, bevor sie in die Konzentrationslager Litzmannstadt, Izbica, Theresienstadt oder Auschwitz deportiert wurden. Zwischen Oktober 1941 und Juni 1943 wurden rund 230 Personen von Fünfbrunnen aus in Viehtransportern nach Osteuropa verschleppt.
Ein Mahnmal wurde erst 24 Jahre nach Kriegsende errichtet. Am 6. Juli 1969 wurde das vom luxemburgischen Künstler Lucien Wercollier entworfene und mit Steinen aus dem Steinbruch des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof bestehende Denkmal im Beisein von Großherzog Jean eingeweiht.
Die Erinnerungen erhalten
Für die 50. Gedenkfeier, die mit der „Sonnerie aux morts“ eröffnet wurde, hatten sich viele Angehörige der jüdischen Gemeinschaft sowie deren Freunde vor dem Kloster Fünfbrunnen eingefunden. Was hier geschehen ist, nannte der Leiter des Klosters, Pater Claude Siebenaler, „une folie raciste“. Ein Wahnsinn, der bis in die heutige Zeit hinein seine Fortsetzung findet und mehr denn je bekämpft werden muss.
Für Oberrabbiner Alain Nacache ist Fünfbrunnen ein Ort, an dem man sich an die Spuren des Lebens erinnert. An die Menschen, die hier interniert waren, und an ihre Geschichten. Sich an den Tod zu erinnern, brächte nur Verbitterung hervor. Dieser Gemütszustand blockiere die Gedanken. Aber besonders in der heutigen Zeit sei es wichtig, klar Stellung zu beziehen und gegen den nach wie vor allgegenwärtigen Rassismus und Hass Zeichen zu setzen.
Der beste Weg, um dies zu erreichen, führt über die Jugend, so der Oberrabbiner. Für ergreifende Momente sorgten Jugendliche aus dem Wiltzer Lyzeum und der Ulflinger Grundschule, als sie Texte und Erlebnisberichte der damaligen Zeitzeugen vortrugen.
Abschließend zog François Moyse, Präsident der „Fondation luxembourgeoise pour la Mémoire de la Shoah“, eine kurze Bilanz der letzten Jahre. Er begrüßte die Anstrengungen, um die Vergangenheit, auch im Bezug auf die jüdische Gemeinschaft in Luxemburg, aufzuarbeiten und eine Kultur der Erinnerung zu schaffen. Ein wichtiger Schritt sei ohne Zweifel die Einweihung des nationalen Denkmals für die Opfer der Shoah im Juni 2018 am Boulevard Roosevelt in Luxemburg-Stadt gewesen.
Internierungslager, Feldlazarett und Gedenkstätte
1906 wurde das Kloster Fünfbrunnen für die Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Priester (Ulflingen) nach den Entwürfen des deutschen Architekten Johannes Klomp errichtet. 1941 vertrieb die nationalsozialistische Besatzungsmacht die Klostergemeinschaft und verwandelte das Gebäude in ein Internierungslager für die in Luxemburg lebenden Juden.
Von den 700 jüdischen Mitbürgern, die damals im Großherzogtum lebten (viele flüchteten während der Besatzungszeit nach Frankreich oder Belgien), kamen 300 nach Fünfbrunnen. Das war die letzte Station vor den Deportationen in die östlichen Konzentrationslager.
Im Oktober 1941 fuhr der erste Zug von Luxemburg ins jüdische Ghetto Lodsch. Bis Juni 1943 folgten noch sechs weitere Deportationen. 1944 wandelte das amerikanische Militär das Internierungslager in ein Feldlazarett um.
Nach dem Krieg kehrte die Ordensgemeinschaft zurück ins Kloster, bis es 1973 zu einem Ort des Rückzugs und zu einem Besinnungszentrum wurde. Seit einigen Jahren gibt es dort jedoch wieder eine Ordensgemeinschaft. 1965 wurde der Vereins der Überlebenden und der Familien der Opfer des Zweiten Weltkriegs im Großherzogtum gegründet. Erster Präsident wurde Emile Goldmann. Auf Initiative des Vereins hin wurde 1966 außerdem eine Gedenkplakette für die jüdischen Opfer in Ulflingen angelegt. 1969 wurde dort ein Erinnerungsmahnmal des Künstlers Lucien Wercollier errichtet.
1991 war das Gründungsjahr des Auschwitzkomitees Luxemburg – als Bestandteil des 1952 gegründeten internationalen Auschwitzkomitees. Das Komitee arbeitet mit anderen luxemburgischen Organisationen sowie mit Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs zusammen. Es unterstützt unter anderem pädagogische Projekte (zum Beispiel Konferenzen und Ausstellungen) im Zusammenhang mit dem Andenken an die Shoah. 1995 fanden in Fünfbrunnen ein Erinnerungskonzert der Klosterkapelle sowie eine Ausstellung über die Deportationen statt.
2005 wurde unter Anwesenheit des damaligen Vizepremiers und Außenministers Jean Asselborn im Zuge des 60-jährigen Jubiläums des Kriegsendes eine neue Informationsplakette enthüllt. 2014 folgten ein weiteres Konzert sowie einzelne Besuche von Schulen. Von 2017 bis 2019 fand die Wanderausstellung „Die Kinder von Auschwitz“ statt.
Von R.L.
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Och am Gedächtnis vun dem engen oder aneren Ëlwenter.