/ Mehr als nur „Show and Shine“: Luc Reuter zwischen Rennfahren und seinem Onlineshop RL Motorsport
Rennfahrer, Shop-Besitzer, Kundenkenner: RL-Motorsport-Betreiber Luc Reuter hat sich in seinem Büro zu Hause seine eigene kleine Auto-Oase errichtet und vermittelt sein Wissen auch an andere. Im Onlineladen des 35-Jährigen ist für jeden etwas dabei, denn Luc ist nicht nur auf Teile von Rennwagen spezialisiert, sondern handelt auch mit Felgen, Bremsen und Co. für Normalos. Nebenbei cruist er selbst mit seinem Team über die Strecken Europas und konnte auch schon den ein oder anderen Sieg feiern.
Von Laura Tomassini
Nürburgring, Oktober 2018: Bei RL Motorsports herrscht Feierlaune, denn Teamleader Luc Reuter platziert sich als Erster in der Klasse Club N/A bei den European TimeAttack Masters (TAM). Das Besondere: Es ist das zweite Rennen nach Lucs Unfall im selben Jahr, bei dem durch eine Ölspur auf der Fahrbahn nicht nur sein Wagen zu Schaden gekommen ist.
Die Rückenschmerzen vom schweren Aufprall gegen eine Betonwand spürt der 35-Jährige noch heute, vom Rennfahren haben sie ihn allerdings nie abgehalten. „Eigentlich wäre meine Saison letztes Jahr gelaufen, aber da ich einen zweiten Wagen besaß, habe ich weitergemacht. Ich dachte mir: ‚Wenn du jetzt nicht wieder ins Auto steigst, dann fährst du nie wieder’“, so Luc.
Gefahren ist der Luxemburger schon 2004, damals noch bei kleineren Amateur-Rallyes. Seit 2015 tritt er mit seiner Mannschaft regelmäßig bei Rennen an, auf dem Nürburgring oder der niederländischen TT Circuit Assen fühlt er sich zu Hause.
One-Man-Business in Dippach
Parallel zum Rennsport schlägt das Herz des 35-Jährigen für seinen Motorsport-Shop, den er im vergangenen Jahr eröffnet hat. „Eine One-Man-Show“ nennt Luc sein kleines Business, das er derzeit von seinem Büro in Dippach aus leitet. Zu kaufen gibt es auf seiner Seite alles, was das Autofahrer-Herz begehrt: „Die Grundidee war es, ein Geschäft hauptsächlich für Rennsport zu starten. Davon lässt es sich allerdings nur schwer leben, deshalb findet man bei mir auch alles für normale Straßenwagen.“
Von Bremsen über komplette Fahrwerke bis hin zu den passenden Outfits – RL Motorsports hat so einiges auf Lager. Es gibt allerdings weder einen physischen Shop noch ein Atelier, sodass die Kunden ihre Ware entweder selbst montieren oder sich zu einer der beiden Garagen in Bartringen und Hiwingen, mit denen Luc zusammenarbeitet, begeben müssen.
Auch wenn Luc Material für Otto Normalverbraucher vertreibt, stehen bei ihm die qualitativ hochwertigen Teile für Rennwagen definitiv im Vordergrund. „Besonders gefragt ist natürlich feuerfestes Equipment oder Felgen, die in den Tuning-Bereich gehören. Ich verkaufe aber auch beispielsweise 300V-Öl von Motul speziell für getunte Motoren oder die extrem leichte High-End-Liteblox-Batterie, die sich über eine App steuern lässt“, erklärt der 35-Jährige. Auch sogenannte „Head and Neck Supports“, kurz HANS, sind im Onlineshop gefragt, vor allem da die Preise von RL Motorsport im Vergleich zu anderen Händlern teilweise sehr niedrig sind.
Die richtige Achsgeometrie
Seinen absoluten Vorteil gegenüber größeren Autoteile-Vertreibern sieht Luc allerdings im direkten Kontakt zu seinen Kunden: „Das Allerwichtigste ist die Beratung. Etwa 80 Prozent des Tages verbringe ich mit Bedarfsermittlungen – sprich: wer braucht was, wie viel kann/will man ausgeben, welche Teile passen zu welchen Ansprüchen …“ Zugutekommt dem Händler hierbei seine sechsjährige Erfahrung als Verkäufer bei Volkswagen. „Einmal wurde eine Landesmeisterschaft für die beste Kundenbetreuung organisiert –und ich schaffte es unter die ersten Vier“, verrät er.
Sein Spezialgebiet ist mittlerweile die Achsgeometrie, also die richtige Einstellung der Reifenachse, und genau darauf will Luc in Zukunft bauen: „Mein aktueller Wagen ist ein Honda Civic von 2003, mit einem K20-Motor und 260 PS. Ich habe Stunden ins Chassis investiert, um die Achsgeometrie genau auf den Punkt zu bringen, und danach werde ich auch regelmäßig gefragt.“
Im kommenden Jahr will er deshalb doch ein Lokal finden, um die perfekte Einstellung auch bei Kunden durchführen zu können. Privat sind sein derzeitiges „Markenzeichen“ fluo-gelbe Handschuhe, ansonsten setzt Luc eher auf ein neutrales Design mit viel Raum für Sponsoren-Aufkleber. Auch im Shop gilt Leistung vor Optik: „Es gibt einige Dinge aus dem Rennsport, die ebenfalls im Tuning benutzt werden, aber generell verkaufe ich keine ausgefallenen Sachen wie krasse Stoßfänger oder grüne Neonröhren für unter den Wagenboden. RL Motorsport bedeutet Performance, nicht Show and Shine.“
Eine wahre #racingfamily
Um Leistung geht es auch bei den gefahrenen Rennen des Teams. „Ich kann schon mal richtig muffig werden, wenn etwas nicht klappt. Ein Traum wäre es, in einer der kleineren Klassen der VLN-Langstreckenmeisterschaft Fuß zu fassen. Das ist allerdings kein Muss. Wichtig ist es, Spaß am Fahren zu haben und wenn der Reiz irgendwann mal weg ist, dann höre ich auf.“
Dies wird wohl noch eine Weile dauern, denn nicht nur sein Team ist für Luc Teil der Familie geworden, sondern auch die Racing-Gemeinschaft. „Bei Rennen herrscht ja schon irgendwo ein Konkurrenzdruck. Als ich allerdings meinen Unfall hatte, war jeder ausnahmslos direkt zur Stelle. Einer brachte mir ein Butterbrot und meinte ‚Iss erst mal was‘, ein anderer hat mich mit dem Scooter vom Medical Center abgeholt. Diesen Zusammenhalt findet man auch unter dem Hashtag #racingfamily wieder, denn genau das sind wir: eine Familie.“
Die Familie war es auch, die Luc überhaupt erst auf den Geschmack vom Rennsport brachte. Mit etwa neun Jahren nahm sein Onkel den kleinen Burschen erstmals mit zur Euro Racing Show nach Spa. Bereits damals war Luc begeistert von Gokart, Carting und Co. – und er wusste immer schon, dass er mal auf den ganz großen Strecken fahren würde.
Eine Leidenschaft, die der mittlerweile 35-Jährige nicht mehr nur in seiner Freizeit ausleben darf, sondern tagein, tagaus bei sich zu Hause im Büro. Die ein oder andere Bestellung kam sogar schon aus Indonesien. „Da wird das Shipping aber echt zu teuer“, meint Luc mit einem Lachen. Ein bisschen geschmeichelt fühlt sich der Händler allerdings schon, denn trotz „One-Man-Show“ kann sein Betrieb genau wie beim Rennen auch nur im Team funktionieren, und zwar in Zusammenarbeit mit seinen Kunden.
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