Im Tauschrausch / Mit der „Givebox“ in Préizerdaul
In mehreren Gemeinden, darunter Esch, Luxemburg, Mertzig und Préizerdaul, stehen seit einiger Zeit Container, Kasten oder kleine Häuschen, die randvoll mit den verschiedensten Objekten sind. Das Prinzip: Geben und Nehmen. Der Sinn: gegen die Wegwerfgesellschaft ankämpfen und jemand anderem eine Freude machen.
Wenn man den Parkplatz vor dem Kulturzentrum „Op der Fabrik“ erreicht, fällt einem nicht weit von der orientalisch bemalten Bücherzelle ein bunt verzierter Container auf. Es handelt sich um eine Givebox. Dort können Bewohner und Passanten Gegenstände, die sie selber nicht mehr benötigen, ablegen beziehungsweise etwas mitnehmen, das in ihren Haushalt passen würde. So wechseln Bücher, Spielwaren, Kleidungsstücke, Gläser oder Küchensets den Besitzer und statt in den Müll zu landen, wird die Lebensdauer der Alltagsgegenstände verlängert. Dadurch wird ein Beitrag zur Müllvermeidung und Ressourcenschonung geleistet.
Die Idee, in Préizerdaul eine Givebox einzurichten, hat schon einige Jahre auf dem Buckel. In anderen Gemeinden ist das Konzept bislang erfolgreich. Die Boxen werden allgemein an öffentlich gut sichtbaren Orten aufgestellt, beispielsweise in ehemaligen Telefonkabinen. Als Standort wurde in Préizerdaul das ehemalige Bushäuschen auf dem Parkplatz gewählt. Die Kinder der örtlichen „Maison relais“ haben es im Sommer 2019 auf Vordermann gebracht und mit Graffiti verziert. Entstanden ist eine farbenfrohe Givebox, die die Blicke der Passanten auf sich zieht und seit vergangenem Herbst genutzt werden kann.
Dabei sollte dem Bushäuschen ursprünglich eine andere Funktion zukommen: als Raucherraum in der Nähe der Gemeindeateliers. Allerdings wurde es laut Bürgermeister Marc Gergen kaum genutzt. Die Idee mit der Givebox sei letztendlich auch kostengünstig gewesen: „Mehr als 500 Euro hat das Ganze nicht gekostet“, berichtet Gergen.
Keine alternative Mülltonne
Als wir dem Ort einen Besuch abstatteten, fanden wir in dem bunt verzierten Häuschen Kinderbücher, ein Paar Kinderstiefel, Gläser, ein Wäschegestell, Spielsachen und Kinderzeichnungen vor. „Es ist unglaublich, was die Leute alles nicht mehr brauchen“, sagt Jérôme, der regelmäßig dort spazieren geht. „Letztens habe ich ein ganzes, gut erhaltenes Tee-Set dort gesehen.“
Manchmal wird sich dort aber auch Sachen entledigt, die auf den Sperrmüll gehören. Besonders während des Lockdowns hätten etliche Personen die Givebox als alternative Mülltonne verwendet. Deshalb schickt die Gemeinde einmal pro Woche kommunale Arbeiter vorbei, um den nicht brauchbaren Unrat fachmännisch zu entsorgen. „Im Regelfall landen in den Regalen aber Gegenstände, die noch durchaus zu gebrauchen sind“, so ein Gemeindemitarbeiter.
Während des Lockdowns herrschte besonders viel Betrieb rund um die Givebox. Es schien so, als hätten die Leute von der Zwangspause profitiert, um zu Hause ordentlich auszumisten. Vielleicht waren es aber auch die geschlossenen Geschäfte, die viele Personen dazu brachten, sich in der Givebox nach brauchbaren Gegenständen umzuschauen.
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Gift-Box. Früher nannten wir das Sperrmüll.