Gemeinderatssitzung in Düdelingen / Nächster Schritt für das Viertel „Neischmelz“ gemacht
Seit 2005 steht die Frage zur Neunutzung der Industriebrachen im Raum: Nach 15 Jahren Abwarten und viel Planungsarbeit seitens der Stadtverantwortlichen, „Fonds du logement“ und der Architektenteams stimmten die Gemeinderäte am Freitag schließlich über die vier Teilbebauungspläne („plan d’aménagement particulier“, PAP) für das neue Öko-Viertel „Neischmelz“ ab.
„Fonds du Logement“-Direktor Jacques Vandivinit bezeichnete das Projekt rund um das verkehrsberuhigte CO2-neutrale Viertel „Neischmelz“ am Freitag als eines der wichtigsten Unterfangen, um der Nachfrage an bezahlbarem Wohnraum nachzukommen. Auf dem 40 Hektar großen Areal sollen 1.000 Wohneinheiten entstehen. Das Öko-Viertel wird die Stadtverantwortlichen wahrscheinlich die nächsten 10 bis 15 Jahre beschäftigen.
Wohnen, Arbeiten sowie Kultur, öffentliche Räume und Freizeitgestaltung an einem Ort in Einklang zu bringen, wird von den Planern großgeschrieben und so setzen sie die „Zukunftsweichen für Düdelingen“, wie Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) es formulierte. Als weiterer roter Faden soll das industrielle Erbe auch in Zukunft zur Geltung kommen und die „Diddelenger Baach“ wird wieder sichtbar und an mehreren Stellen in das Gesamtkonzept integriert. Ein Teil dieser architektonischen Zeitzeugen soll bei „Esch2022“ eine Rolle spielen. Als weiteres Hauptthema gilt die Energieversorgung und in dem Bereich soll Pionierarbeit geleistet werden.
Fohrmann-Platz bekommt neue Bestimmung
Am Freitag mussten die Gemeinderäte nun über die vier dazugehörigen Teilbebauungspläne befinden, die im Oktober 2019 in die Prozedur geschickt wurden. Im letzten Jahre war bekannt geworden, dass doch keine „cité du film“ auf dem Gelände entstehen wird und die Regierung ein neues „projet d’envergure nationale“ ausarbeiten soll. Am Freitag war zu dem Thema von Dan Biancalana zu erfahren, dass mehrere Vorschläge auf dem Tisch liegen, die in die wirtschaftliche oder auch kulturelle Richtung gehen. Hier fehle es noch am Finetuning, so der Bürgermeister.
Doch durch die Teilbebauungspläne wird nicht nur brachliegendes Land erschlossen: Der PAP Nord umfasst eine vollkommen neue Ausrichtung des Fohrmann-Platzes, gegenüber des großen Supermarktes, auf dem sich heute ein Parkplatz mit 250 Plätzen befindet und wo traditionell die Kirmes stattfindet. Dort soll ein ganz neues Gebäude entstehen, in das öffentliche Institute einziehen sollen, wie etwa das Polizeikommissariat. Der Platz soll mit dem Rathausplatz in der Nähe urbanistisch verbunden werden und ein unterirdischer Parkplatz die wegfallenden Parkplätze ersetzen.
Der PAP Zentrum schließt an den vorherigen an. Hier befinden sich öffentlichen Einrichtungen wie Pomhouse und Wasserturm. Auch weitere Elemente der Industriekultur wie Schienenelemente und Maueranteile bleiben erhalten. Auf den 13,4 Hektar sollen eine Grundschule mit „Maison relais“ und eine kleine Sporthalle Platz finden. „Urban Farming“ soll auf dem Dach der Grundschule sowie auf den Parkdecks möglich werden. Für den bereits bestehenden „Urban Garden“ ist ebenfalls ein definitiver Standort vorgesehen. Auch das neue Viertel bekommt einen Shared Space. Ein Teil der route de Thionville wird zu einer Stadtstraße und somit zu einer 50er-Zone.
Wasser wird zum Thema
Ganze 15 Hektar umfasst der Teilbebauungsplan Süden, der nicht weniger als drei öffentliche Plätze beinhaltet. Hier spielt das Wasser eine wichtige Rolle. Das langgezogene Walzwerk bekommt ebenfalls seine Rolle und behält seine Präsenz im Landschaftsbild. Der PAP Italien ist der kleinste Teil des Quartetts und muss sich am meisten in das bereits Bestehende einfügen. Hier sind unter anderem 109 Wohneinheiten vorgesehen sowie ein Sammelparkplatz und eine Esplanade.
Bei den Räten fand das Projekt seine Zustimmung, mit Abstrichen in der B-Note. Michèle Kayser-Wengler (CSV) wurde „warm ums Herz“, da das Vorhaben immer weiter Form annimmt. Sie befand gerade den Respekt vor dem Industrieerbe als extrem wichtig, da dies zur Identität der Stadt gehöre. LSAP-Rätin Martine Bodry-Kohn unterstrich, dass hier neuer Lebensraum für Mensch und Tier geschaffen wird, die miteinander und nebeneinander leben sollen.
„déi gréng“ wollten nur die Bebauungspläne Norden und Zentrum mittragen. Bei den anderen beiden PAP enthielten sie sich, da das Viertel offen bleibt für Durchgangsverkehr und nicht genug in die Höhe gebaut wird und so für sie nicht genug Wohnraum entsteht. Auch für Jos Thill („déi Lénk“) wird nicht hoch genug gebaut, um weiteren Wohnraum zu schaffen, wie für ihn die Chance verpasst wurde, ein autofreies Viertel zu schaffen.
Nachdem die vier Teilbebauungspläne mit großer Mehrheit angenommen worden sind, steht als nächste Etappe die finale Ausarbeitung der „projets d’exécution“ an.
Weitere Neuigkeiten
LSAP-Rat Henri Glesener hat am Freitag seinen Rückzug aus dem Gemeinderat angekündigt. Diese Entscheidung sei langsam herangereift, erklärte Glesener. Er wolle jungen und engagierten Menschen, die Chance geben, einen Posten im Gemeinderat zu bekleiden. Optiker und Präsident des Geschäftsverbandes Alain Clement war mit exakt gleicher Stimmenanzahl aus den letzten Wahlen hervorgegangen. Durch Losentscheid wurde beschlossen, wer in den Gemeinderat einziehen durfte. Nun soll Clement das Zepter übernehmen.
Die Stadt Düdelingen möchte auch nach der Krise die lokale Geschäftswelt weiter unterstützen und wird dies in zwei Phasen angehen. Voraussichtlich Ende Juli wird jeder Düdelinger einen Gutschein von 10 Euro erhalten, den er in der lokalen Geschäftswelt, wie etwa in Einzelhandelsgeschäften, Cafés oder Restaurants einlösen kann. Davon ausgenommen sind unter anderem Apotheken. Die Geschäfte müssen vorher ihre Teilnahme an dieser Aktion anmelden.
Von September bis Dezember hat dann jeder, der seinen Gutschein eingelöst hat, die Chance, bei einer Tombola mitzumachen und weitere Gutscheine in Höhe von 200 Euro zu gewinnen. Rund 300.000 Euro fließen auf diese Weise in die lokale Geschäftswelt. Diese indirekten Hilfen seien am Schluss nachhaltiger, so Biancalana. Der Bürgermeister hielt die Menschen dazu an, wieder mehr durch die Innenstadt und den Shared Space zu gehen.
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