/ Schnee von gestern: Wie Luxemburg Trinkwasserprobleme löst und vorbeugt
660 Millionen Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Eine Fotoausstellung im Athenäum will auf die Notwendigkeit von Wasserschutz aufmerksam machen. Auch in Luxemburg ist nicht alles im Reinen: Sorgen bereitet vor allem das vorhandene Volumen. Der Direktor des Wasserwirtschaftsamtes, Jean-Paul Lickes, erklärt die Probleme und was getan werden muss.
Die Bilder eines schwindenden Gletschers in Kirgistan oder vom zugefrorenen Baikalsee in Sibirien, dem größten Reservoir flüssigen Süßwassers, sind zwar atemberaubend, doch es sind Naturschönheiten, die in nächster Zukunft vielleicht nicht mehr existieren werden. Die Gletscher schmelzen und der Baikalsee ist von Verschmutzung bedroht. 660 Millionen Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Obwohl die Erde zu 70 Prozent von Wasser bedeckt ist, beträgt der Anteil von Süßwasser lediglich drei Prozent, davon sind fast 86 Prozent im Gletschereis gespeichert. Die genannten Bilder stammen zwar aus entfernten Regionen, doch resümieren sie die zwei Seiten des Problems, das auch bei uns besteht: einerseits die Qualität, andererseits die Quantität des Trinkwassers.
Kein Problem mit dem Wasser
Es gebe kein Problem mit dem Wasser, das zu Hause aus dem Hahn komme, versichert Jean-Paul Lickes, Direktor des Wasserwirtschaftsamtes (WWA). Jährlich würden in Luxemburg rund 5.000 Kontrollen durchgeführt. „Das Trinkwasser ist das am meisten kontrollierte Lebensmittel hierzulande. Es kommt zur Hälfte aus Oberflächengewässer aus Esch/Sauer, wo es eine Aufbereitungsanlage gibt. Die andere Hälfte stammt aus Grundwasserreserven, hauptsächlich Quellen, aber auch aus Bohrungen“, sagt er. Ein Dutzend Quellen jedoch mussten in den vergangenen Jahren wegen zu hoher Pestizid- oder Nitratbelastung aufgegeben werden.
Es sei ein aufwendiges Programm zum Grundwasserschutz in die Wege geleitet worden, sagt Lickes. Das brauche aber einige Jahre, um Wirkung zu zeigen. Erst 2013 mit der Dreierkoalition sei es zu einem Umdenken in Sachen Wasserschutz gekommen. Das Wasserschutzamt wurde damals wieder im Umweltministerium angesiedelt, vorher unterlag es dem Innenministerium. Das Prinzip des Schutzprogramms: „Vorbeugen ist besser als Heilen“, sagt Lickes. „Wir wollen nicht das Wasser exzessiv aufbereiten, sondern setzen auf Ressourcenschutz.“
Schwindende Quantität
Brauchen wir uns zurzeit noch keine Sorgen um die Qualität unseres Trinkwassers zu machen, so sieht die Sache bei der Quantität ganz anders aus. Den meisten wird das Problem bewusst, wenn in den Sommermonaten dazu aufgerufen wird, den Verbrauch zu drosseln. „Quantitativ wird unser Land ein Problem bekommen“, warnt Lickes. „Wir bauen zwar momentan eine neue Wasseraufbereitungsanlage in Eschdorf, aber auch diese wird langfristig die Versorgung nicht garantieren können.“
Eine neue Wasserschutzstrategie soll Abhilfe schaffen. Als Erstes müsse ein schonender Gebrauch gefördert werden. Neue Wohnsiedlungen sollen nicht nur energie-, sondern auch wassersparend gebaut werden. Das Trinkwasser soll zwei-, dreimal genutzt werden, ehe es in eine Kläranlage läuft. Zweitens soll der Grundwasserschutz konsequent vorangetrieben werden. Ziel ist es, geschlossene Quellen wieder nutzbar zu machen. Zu guter Letzt müssen neue Ressourcen angezapft werden. „Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir auch einmal die Mosel aufbereiten müssen“, sagt Lickes. Um die Trinkwasserversorgung langfristig abzusichern, müssten diese drei Ziele allerdings parallel angegangen werden.
Dabei könnte man meinen, dass ein so regenreiches Land wie Luxemburg keine Probleme mit der Quantität hat. Dem ist aber nicht so.
Einerseits regne es übers Jahr über noch immer gleich viel, d.h. jährlich zwischen 800 und 900 Liter Regen pro Quadratmeter, aber es regne heutzutage in kürzeren Abständen, erklärt Lickes. Ganz schlecht für die Grundwasserneubildung sei auch der mangelnde Schnee. Dieser sei aber sehr wichtig, weil er langsam schmilzt und in den Boden sickert. Bei heftigem Regen aber läuft das meiste Wasser in die Bäche und hat keine Zeit, in den Boden zu gelangen.
Klimawandel
Hinzu kommt, dass die Natur wegen der höheren Temperaturen früher im Jahr aufblüht. Wiesen und Bäume fangen schon Anfang April an, grün zu werden, und sie bleiben es länger, fast bis Mitte November. „Die wichtigen Monate für die Grundwasserbildung sind aber die Monate, wenn es keine Vegetation gibt. Je länger die Natur blüht, umso kleiner ist dieses Zeitfenster. Wir sehen das deutlich an den Schüttungen der Quellen. Über die letzten 10-15 Jahre nahm die Quantität um ein Drittel ab.“ Normalerweise würden die Abflussmengen in geologischen Zeitabschnitten gerechnet, aber in so einer kurzen Zeitspanne sei das schon besorgniserregend.
Durch die wachsende Bevölkerung (pro Jahr 13.000-15.000 Einwohner) steige auch der Konsum. Die wachsende Wirtschaft wiederum bedeutet mehr Arbeitsplätze. Aber auch Grenzgänger verbrauchen Wasser, mindestens 40-45 Liter am Tag. Bei Einwohnern liegt der Verbrauch bei 120-125 Liter pro Tag. „All dies muss in die Überlegungen zum Wasserschutz mit einfließen“, sagt Jean-Paul Lickes.
Infos unter www.onwater.lu.
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Der Direktor des Wasserwirtschaftsamtes hat also wie man so sagt „du pain sur la planche…“also Erschliessung neuer Quellen usw….den sonst verdursten wir noch alle im Ländchen…..,
Die Probleme sind bekannt seit Anfang dieses Jahrhunderts aber leiner fühlt sich verantwortlich was zu tun. Vielleicht hilft uns Google!
„Ein Dutzend Quellen jedoch mussten in den vergangenen Jahren wegen zu hoher Pestizid- oder Nitratbelastung aufgegeben werden.“
Wa mer 1000 Bauere manner hätten, da wär dat kee Problem.
Wa mer 1000 Bauere manner hätten, hätte mer wahrscheinlech aner Problemer! Wéi wier ët dann, wa mer 100.000 Awunner manner hätten?
In den 1960er Jahren hatte Lorentzweiler, damals noch eine von der Landwirtschaft geprägten Gemeinde, mit seinen 650 Einwohnern, Trinkwasserquellen im Überfluss. Heute, mit nur noch einer Handvoll Bauernbetrieben aber dem Fünffachen an Einwohnern, muss es den Grossteil seines Trinkwassers importieren. Dieses Trinkwasserproblem wird in Zukunft zu einer unserer grössten Herausforderung werden. Und dann kann Michel Sardou noch so laut singen “ eux ils ont le pétrole mais nous, on a de l’eau „. Unabhängig von der Bevölkerungszunahme, nimmt die Zahl an Quellen drastisch ab. Unsere Gewässer sind verseucht, da können wir noch so viele Kläranlagen bauen wie wir wollen. Das Trinkwasser beziehen wir grösstenteils nur noch aus Plastikflaschen. Man hat, in Zeiten des Überflusses, ganz einfach versäumt, uns den sinnvollen Umgang und den massvollen Verbrauch dieses wertvollen Nahrungsmittels beizubringen. Wenn mit dem Trinkwasser die WCs gespült, die Autos gewaschen, der Rasen berieselt werden, und gleichzeitig der Wasserverbrauch mit der Bevölkerungszahl dramatisch zunimmt, muss man sich nicht wundern, wenn das wertvolle Nass immer knapper wird.
Der Schnee von gestern kann sich recht schnell in den Schlamm von morgen verwandeln!