Plogging / Sport und Umweltschutz vereinen
Sport und Umweltschutz unter einen Hut zu bringen, das ist das Ziel des „Plogging – Pick up and run“, das am Sonntag, dem 5. Juli in Lamadelaine organisiert wird. Um was handelt es sich? Wir sprachen mit dem Vorsitzenden des lokalen Umweltausschusses Patrick Arendt (CSV).
In Lamadelaine kann man am Sonntag jede Menge Läufer, Wanderer oder Spaziergänger sehen. Sie alle nehmen an der Aktion „Plogging – Pick up and run“ teil. Plogging setzt sich aus den Worten „plocka“ (schwedisch für aufheben) und Jogging zusammen. Bei diesem Event steht aber nicht nur der Sport im Vordergrund. Es geht nicht darum, seine Bestzeit zu unterbieten, sondern um den Umweltschutz. Auf einer Länge von etwa fünf Kilometern werden die Teilnehmer nämlich aufgefordert, den Unrat aufzuheben und in einer Tüte zu entsorgen. Letztere ebenso wie Handschuhe werden den Teilnehmern vor Ort zur Verfügung gestellt. Man kann aber auch sein eigenes Material, zum Beispiel eine Abfallzange oder einen Müllspieß, mitbringen. Los geht es um 10.00 Uhr auf dem Parkplatz der Grundschule (rue de la Providence). Veranstaltet wird das Event von der Umweltkommission der Gemeinde Petingen, in Zusammenarbeit mit dem Verein „Cercles d’athlétisme réunis Red Boys Differdange“/„Union athlétique Pétange“. Die Teilnahme am Lauf ist gratis. Am 1. März fand bereits ein Plogging in Rodange statt. Jetzt ist Lamadelaine an der Reihe. Im August ist Sommerpause, ehe man am 6. September Petingen vom Unrat befreit.
Die Idee, einen Plogging zu organisieren, hatte Patrick Arendt, der Präsident des Umweltausschusses der Gemeinde. „Die ,Grouss Botz‘ richtet sich vor allem an die Vereine. Als wir eine Analyse des Events machten, stellten wir fest, dass die Aufteilung der Strecken nicht optimal ist. Also beschloss die Umweltkommission, die Routen selbst festzulegen. Unser Ziel ist es, eine flächendeckende Säuberung der Gemeinde zu erreichen. Da ist jedoch die Hilfe jedes Bürgers gefragt. Deshalb das Plogging“, so der Initiator der Aktion.
Nicht abbaubar
Das sogenannte Littering stellt in vielen Gemeinden ein immer größeres Problem dar. Littering ist die zunehmende Unsitte, Abfälle im öffentlichen Raum achtlos wegzuwerfen oder liegen zu lassen, ohne die dafür vorgesehenen Abfalleimer zu benutzen. Die Mitarbeiter der Straßenbauverwaltung sammeln im Jahr weit über 100 Kilogramm Müll pro Kilometer Landstraße und mehr als 200 Kilogramm pro Kilometer Autobahn auf. Das hat seinen Preis. Insgesamt gibt die öffentliche Hand laut einer Studie mehr als 2,5 Millionen jährlich für die Säuberung der Straßenränder aus. Der gesammelte Müll besteht laut Studien vorwiegend aus Zigaretten, Kunststoff, Blechdosen, Karton und organischen Abfällen. Auch findet man etliche Bierflaschen, Pappdeckel und Papiertüten entlang der Straßen. Der meiste Dreck ist nicht biologisch abbaubar und belastet die Umwelt für Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte, warnen Experten. Besonders Glas und Plastik stellen in diesem Zusammenhang problematische Stoffe dar.
Durch Sensibilisierungs- und Informationskampagnen versucht man, der Lage Herr zu werden. In den Jahren 2017 und 2018 wurde zum Beispiel die Kampagne „Klengen Offall, grousse Problem“ durchgeführt. 2019 hieß sie „Offall kann déidlech sinn“ und wies neben den Gesundheitsrisiken beim Menschen auf die Gefahren für die Tierwelt hin. Weitere Aktionen seien vorgesehen, heißt es aus dem Umweltministerium. Auch die alljährliche „Grouss Botz“ in den Gemeinden ist eine Maßnahme gegen das Littering. In diesem Jahr fielen die Putzaktionen aber der Coronavirus-Pandemie zum Opfer. Die Gemeindedienste und die Straßenbauverwaltungen müssen regelmäßig ausrücken, um den Dreck aufzusammeln. „Wir säubern andauernd die Straßenränder. Nach kurzer Zeit bemerkt man aber nichts mehr davon. Das ist frustrierend. Deswegen ist jede Hilfe willkommen. Auch wenn es nur ein Tag ist, die ,Grouss Botz‘ in den Gemeinden ist wichtig“, so Marco, ein Mitarbeiter der „Ponts et Chaussées“. Seinem Kollegen Rick zufolge habe die zunehmende Vermüllung ihren Ursprung vor allem im Durchgangsverkehr, denn da sei es gang und gäbe, dass die leeren Cola-Dosen einfach aus dem Autofenster geschmissen würden und der Zigarettenstummel gleich hinterher.
Das illegale Wegwerfen von Müll kann aber teuer werden. Das Gesetz sieht nämlich Geldstrafen von 49 bis 250 Euro vor. In diesem Zusammenhang sollen die kommunalen Ordnungsbeamten weitreichende Befugnisse erhalten und können Verwarnungsgelder von 25 Euro für die Verschmutzung von Straßen und Plätzen verhängen.
Sensibilisierung
Im Kampf gegen das Littering spielen die Kinder eine wichtige Rolle. Deshalb rückt Patrick Arendt seit drei Jahren mit seinen Schützlingen aus der „Maison relais“ aus Niederkorn, wo er als Erzieher arbeitet, einmal pro Woche mit einem Bollerwagen aus, um Müll einzusammeln. „Auf diese Weise entdeckt der Nachwuchs neue Orte und die Natur, bewegt sich und erfährt etwas über das Recycling“, so Arendt. Nach der „Botz“ steht immer ein Besuch des Recyclingzenters auf dem Programm. Dort können die Kinder sich dann auch ein Geschenk aussuchen. „Sie lernen dabei, dass nicht alle interessanten Objekte neu sein müssen“, erklärt der Erzieher. Vor einiger Zeit hatte er vorgeschlagen, die Straße, in der sich die „Maison relais“ befindet, vom Müll zu befreien. Die Kinder waren der Meinung, das ginge sehr schnell, waren nachher aber erstaunt, als mehr als zwei Stunden für die Aktion aufgewandt wurden, sagt Arendt und grinst dabei.
In Petingen werden regelmäßig Informations- und Sensibilisierungskampagnen gegen das Littering organisiert. Bei den kommenden Aktionen stehen die Zigarettenstummel im Fokus. „Besonders bei den Verkehrsinseln mit Bäumen wird sich oft seiner Zigarette entledigt“, ärgert sich Patrick Arendt. Durch Baum-Patenschaften und einem Appell an das Verantwortungsbewusstsein der Café-Betreiber soll dieses Problem bekämpft werden. Dabei arbeitet die Gemeinde mit den lokalen Sektionen (Petingen, Rodange und Lamadelaine) des CTF („Gaart an Heem“) zusammen. In Petingen ist man aber zuversichtlich. Die Aktionen würden Früchte tragen und die Recyclingquote in der Gemeinde sei hoch, auch wenn immer noch Luft nach oben sei, so Arendt.
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