/ Winzer Abi Duhr ist ein „Enfant terrible“ der luxemburgischen Weinszene
Für Abi Duhr (66) ist Wein ein Kulturgut. Das Getränk vereint Menschen unterschiedlichster Herkunft und spornt zum Austausch unter Gleichgesinnten an. Deshalb muss er gut sein. Der Winzer in Grevenmacher will mehr als guten Wein machen, aber nicht den besten. Irgendwo dazwischen liegt der Anspruch. „Einmal an der Spitze kann es schnell bergab gehen“, sagt er. Neu- oder gar Quereinsteiger ist er nicht. Seit mehr als 300 Jahren stellt die Familie Wein her. Trotzdem bleibt die Arbeit im Weinberg lange Jahre sein „Hobby“, sagt er. Untertreibung oder Understatement? Die Antwort fällt angesichts seines Rufes schwer. Abi Duhr ist über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Geringe Produktionsmengen, handverlesene Vertriebswege und hohe Qualität, das sagt die Fachwelt ihm nach.
Und auch das wird ihm nachgesagt: „Enfant terrible“ der luxemburgischen Weinszene. Kein Wunder. Der Top-Winzer liebt es, neue Wege zu gehen und mit dem Potenzial der Trauben zu experimentieren. Die Stilistik des Burgunds prägt seine Pinot blancs und Chardonnays, den Auxerrois baut er im Barrique-Fass aus. Im Hauptberuf arbeitet er bis zu seiner Pension als Biologie- und Chemielehrer, studiert aber Weinbau in Deutschland und in Bordeaux.
Die Hochschule in Geisenheim (D) ist eine pragmatische Entscheidung. Das deutsche Klima ist vergleichbar mit dem in Luxemburg. Die heutige „Faculté d’oenologie“ in Bordeaux (F) ist die Kür, damals wie heute die Eliteschule in Europa. Zu der Zeit interessiert ihn die „Magie“, von der französische Winzer bis heute zehren.
Mittlerweile hat sich das relativiert. „Heute funktionieren Weingüter, die nicht in Frankreich liegen, mindestens genauso hervorragend.“ Der Geschmack des Kunden hat sich geändert. Aromatische Noten von woanders laufen gerade den „Cuvées“ aus dem Medoc den Rang ab.
Duhr formuliert bedacht, ruhig, reflektiert. „Man muss dem Wein Zeit geben.“ Glaubenssätze wie diese passen dazu. Das Ziel, Trauben zu ernten, die alles mitbringen und keine Veredelung brauchen, ist ein anderer Glaubenssatz. Das im Weinkeller ausgebaute Ergebnis landet stilecht in Flaschen, auf denen Bordeaux-like „Château Pauqué“ klebt.
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