Diskussionsrunde in Düdelingen / „Wir haben die Karten in der Hand, um bestehen zu können“
Die Diskussionsrunde zur lokalen Wirtschaftslage findet eigentlich im Zweijahresrhythmus statt. Aufgrund der aktuellen Situation rief die Stadt Düdelingen am Donnerstag zu einer „Covid-19-Auflage“ auf. Die Beteiligten bemühten sich vor allem darum, Optimismus zu vermitteln, und betonten, dass es wichtig sei, die Krise gemeinsam durchzustehen.
Die Corona-Krise hat nicht nur Einfluss auf das soziale Leben, auf die Stadtverwaltung als Arbeitgeber, sondern wird auch Konsequenzen auf die Gemeindefinanzen haben, sagte Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) am Donnerstag im regionalen Kulturzentrum „opderschmelz“. Die vergangenen Monate seien etwas völlig Neues für die Gemeinde gewesen. Ein Krisenstab wurde geschaffen und daneben mussten die wesentlichen Dienststellen weiter funktionieren. Nun müsse ein legaler Rahmen in Sachen Home-Office geschaffen werden.
Mit dem kommunalen Einkaufsdienst sowie der eigens darüber eingerichteten Helpline wurde den älteren und besonders gefährdeten Mitbürgern unter die Arme gegriffen. Auch die Verteilungen von Masken an alle Bewohner waren mit beachtlichem organisatorischem Aufwand verbunden. Die größte Herausforderung stellte jedoch die Wiederaufnahme des Schulbetriebes dar.
Um den lokalen Handel zu unterstützen, wurde die Initiative #MäinDiddeleng ins Leben gerufen. In der Gemeinderatssitzung am Freitag werden die politischen Verantwortlichen über eine weitere Hilfe abstimmen. Die Düdelinger sollen Gutscheine für den Einkauf in örtlichen Geschäften erhalten. Die über 200 Vereinigungen der Stadt bekommen ebenfalls eine Finanzspritze, um die Einbußen durch ausgefallene Veranstaltungen abzufedern. Alles in allem hätten die Menschen eine unglaubliche Solidarität und die Gemeindemitarbeiter einen enormen Einsatz gezeigt.
Luxemburger Widerstandsfähigkeit
Wirtschaftsminister Franz Fayot (LSAP) ist sein Mandat im Februar angetreten – unter sportlichen Voraussetzungen, wie er am Donnerstag sagte. Covid-19 habe die Gesellschaft erschüttert. Der erste Stabilisierungspakt für die Wirtschaft sei in Rekordzeit ausgearbeitet worden. Nicht viele Länder hätten so viele Anstrengungen unternommen. In Luxemburg würden kurzfristig die richtigen Antworten auf die Krise gegeben, so der 48-Jährige. Ein Wort, das oft gefallen sei und das er hervorheben wolle, ist die Widerstandsfähigkeit („résilience“). Dieser Begriff stecke „in der DNA des Großherzogtums“ – und das bedeute, dass das Land gestärkt aus der Krise herausgehen wird, wie dies schon bei vorherigen Ausnahmesituationen wie etwa der Stahlkrise der Fall gewesen sei. Der Minister ist zuversichtlich: „Wir haben die Karten in der Hand, um bestehen zu können.“
Ferner sei es wichtig, aus dem Lockdown und den Wochen danach zu lernen und die richtigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Home-Office sei ein Weg, der im juristischen Rahmen und auf steuerlicher Ebene weitergeführt werden muss. Hier spielt auch die Digitalisierung und deren Umsetzung eine ausschlaggebende Rolle. Mit dem Maßnahmenpaket „Neistart Lëtzebuerg“, das Unternehmen Investitionshilfen verspricht, soll eben jene Digitalisierung vorangetrieben werden. „In meinen Augen ist die Krise wie ein Marathon und wir stehen noch am Anfang“, sagte Fayot. „Doch gemeinsam können wir es schaffen.“
Vor allem junge Arbeitslose
Isabelle Schlesser, die Direktorin der ADEM („Agence pour le développement de l’emploi“), verschaffte einen kurzen Überblick zur Situation auf dem Arbeitsmarkt. In Luxemburg sind die Zahlen der Beschäftigten in den vergangenen Jahren stetig angestiegen – im Gegensatz zu den Nachbarländern. Auch während der Krise habe es hier einen Zuwachs gegeben, erklärte Schlesser. Im April wurde ein Anstieg von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet.
Ab März ist die Anzahl der Arbeitslosen stets gewachsen und lag im Mai bei 7 Prozent. Doch diese Steigerung erklärt sich nicht dadurch, dass es so viele neue Einschreibungen gegeben hat, sondern dadurch, dass in der Zeit weniger Arbeitssuchende eine neue Stelle gefunden haben als sonst. Von dieser Arbeitslosigkeit sind vor allem junge Erwachsene betroffen. „Das ist leider kein neues Phänomen und war bei allen vorherigen Krisen so“, präzisierte Schlesser. Viele junge Menschen seien mit befristeten Arbeitsverträgen angestellt, die dann nicht verlängert würden.
Der „chômage partiel“ habe in den vergangenen Monaten sehr viel dazu beigetragen Arbeitsplätze zu erhalten: 148.000 Arbeitnehmer in 14.000 Unternehmen waren von dieser Maßnahme betroffen. Im Juni sind der ADEM 3.000 offene Stellen gemeldet worden. Das sind zwar weniger als im Vorjahr, doch bedeutend mehr als im April oder Mai. 35 Prozent der neuen Stellen sind als zeitlich begrenzte Verträge ausgeschrieben worden. Im Juni 2019 waren es hingegen nur 20 Prozent. Dies erkläre sich durch die vielen Unsicherheiten, die die Zukunft mit sich bringe.
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