/ Studentendebatte: Luxemburg vs. USA
Das Thema der Debatte könnte momentan, da der europäische Integrationsprozess festgefahren zu sein scheint und rechtspopulistische Strömungen in vielen Ländern auf dem Vormarsch sind, nicht aktueller sein: „Soll die EU die nächste US werden?“ Oder anders ausgedrückt: Soll aus der Europäischen Union eine Art Vereinigte Staaten von Europa werden?
Stichwort
Das sogenannte „Debating“ hat besonders im angelsächsischen Raum eine lange Tradition. Schon 1815 wurde an der University of Cambridge ein erster Debattierclub gegründet.
Die Regeln, nach denen debattiert wird, sind teilweise sehr unterschiedlich und werden vom jeweiligen Organisator bestimmt. Im studentischen Debating sind der „British Parliamentary Style“ und der „Open Parliamentary Style“ die gebräuchlichsten Regeln.
Auch auf dem europäischen Festland hat diese Form der Streitkultur mittlerweile Fuß gefasst. So haben sich in Deutschland seit 1991 mehrere Debattierclubs an den deutschen Hochschulen entwickelt, in Frankreich wurde 2015 sogar ein landesweiter Verband für Debattierclubs gegründet.
Darüber mussten im ersten „Studentenbattle“ Luxemburgs zwei fünfköpfige Teams aus Miami und Luxemburg diskutieren und die Jury von ihren Argumenten überzeugen. Moderiert wurde die Debatte von Thorunn Egilsdottir, Senior-Marketing-Manager des Tageblatt.
Lange Tradition in den USA und Großbritannien
In den USA hat das Debattieren, genau wie in Großbritannien, eine lange Tradition und gehört, genau wie Sport und Mathematik, zum Schulunterricht. Ganz anders als in Luxemburg, wo viele Studenten erst im Verlauf ihres Hochschulstudiums mit sogenannten Debattierclubs in Kontakt kommen. Nun also standen sich ein Team aus den USA und aus Luxemburg gegenüber – ein Duell mit vermeintlich ungleichen Voraussetzungen, wenn man bedenkt, dass die Debatte auf Englisch geführt wurde. Die amerikanischen Vertreter mussten deswegen jedoch mit einem kleinen Handicap in die Debatte starten – Fair Play geht vor. Erschwerend zu Sprache und Rhetorik kam hinzu, dass den Teilnehmern erst kurz vor Beginn der Debatte mitgeteilt wurde, ob sie Für- oder Gegenargumente vortragen sollten.
Doch nicht nur die inhaltliche Kohärenz ihrer Argumente wurde genauestens analysiert, die Jury, unter Vorsitz von Erna Hennicot-Schœpges, achtete ebenso auf Elemente wie Humor und das Zusammenspiel im Team. Dabei wurden die Teilnehmer nicht ohne Hilfe zurückgelassen, gecoacht wurden die Studenten von professionellen Journalisten. Das luxemburgische Team erhielt die Hilfe von Dhiraj Sabharwal, stellvertretender Chefredakteur des Tageblatt, die Studenten der University of Miami erhielten Unterstützung von David Broman vom Le Jeudi. Die Voraussetzungen für einen interessanten Schlagabtausch waren also gegeben.
Interessanter Schlagabtausch
Das Los entschied, dass die US-Studenten für, die luxemburgischen Studenten gegen eine weitere Integration der EU argumentieren sollten. Überzeugend hielten beide Seiten ihr Plädoyer. Europa würde stärker zusammenwachsen, das Kriegsrisiko minimiert und die EU könnte als Weltmacht ein Gegengewicht zu Russland darstellen. Außerdem müssten die USA dann nicht mehr alleine als Weltpolizei auftreten, so die Argumente der Studenten aus den USA.
Die Gegenseite war allerdings genauso überzeugend. Es gebe keine europäische Identität, keiner sei bereit, seine nationale Identität aufzugeben, meinte das Luxemburger Team. Hinzu käme, dass mehr Integration gleichzeitig weniger kulturelle Diversifikation bedeuten würde. Ein Einheitsstaat erfordere schließlich eine einheitliche Sprache.
Das wollten die US-Studenten wiederum nicht gelten lassen, die USA seien schließlich aus einer Vielzahl an Nationalitäten hervorgegangen. Die Europäische Union hingegen sei momentan nicht stabil genug, um eine Integration zu wagen. Allein der Versuch könnte das europäische Projekt zu Fall bringen.
Gegenseitiger Respekt nicht selbstverständlich
Eine inspirierende Debatte führte schlussendlich dazu, dass die Siegerehrung zu einer Nebensächlichkeit des Nachmittags wurde. Das Team Luxemburg-Tageblatt konnte sich gegen seine Kommilitonen aus den USA durchsetzen.
Den passenden Schlusspunkt setzte der Vertreter der US-Botschaft, Daniel Pattarini, der, mit Verweis auf die Präsidentschaftswahlen in den USA, erfreut feststellte, dass die Debatte von gegenseitigem Respekt gekennzeichnet war, was in unserer heutigen Zeit doch augenscheinlich nicht mehr selbstverständlich sei.
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