/ Zukunft des Polizeimuseums ungewiss
Seit 2010 betreiben mehrere Ehrenamtliche das Polizeimuseum auf Verlorenkost, dies in den geschichtsträchtigen Kulissen der im Jahr 1955 errichteten Gendarmeriekasernen- und Garagen. Über 5.000 Ausstellungsstücke (Dokumente, Fotos, Abzeichen, Kriminalakten, Fotolabore, Funkgeräte bis hin zu anatomischen Präparaten und dem letzten Hinrichtungspfahl) mitsamt Fuhrpark dokumentieren die Geschichte der Polizei, Gendarmerie und die Kriminalgeschichte Luxemburgs. Genau wie das Postmuseum steht nun auch das Polizeimuseum vor dem Aus. Aus Sicht der ehrenamtlichen Mitarbeiter sind die Gründe mehr als fragwürdig.
Die Ehrenamtlichen sind über diese Nachricht schockiert, fassungslos und entmutigt. Alleine vergangenes Jahr investierten sie über 1.600 Stunden Arbeit und teilweise ihre persönlichen Gelder in die Instandsetzungsarbeiten des Museums. Viele Projekte und Vorhaben sind geplant, u.a. sollten dieses Jahr anlässlich eines großen Pfadfindertreffens auf Kirchberg Spurensicherungstage in Zusammenarbeit mit der Spurensicherung organisiert werden, eine Ausstellung zum 90. Geburtstag der „Police de la route“ sowie eine Ausstellung zur Freiwilligen-Kompanie im Zweiten Weltkrieg.
Und die Museumsleiter haben noch weitere Ideen auf Lager, etwa verschiedene Themenzimmer wie ein historisches Polizeikommissariat, die Reparaturwerkstatt der ersten Telefonanlagen und Funkgeräte, eine Kleiderkammer bis hin zu Fotolaboren und Konferenzräumen für historische Vorträge.
Viel Geld und Arbeit investiert
Beim Rundgang wird einem schnell klar, dass das hier viel mehr als nur ein Polizeimuseum ist. Alle technischen Gegenstände beleuchten u.a. die Geschichte der Fotografie, Telekommunikation, Medizin, Kriminalistik, Informatik. Ein Raum wurde zudem jenen Polizisten und Gendarmen gewidmet, die ihr Leben im Dienst oder im Krieg ließen, auch das sei Teil der Geschichte, sagten Charles Manderscheid (Kassenwart) und Camille Diener (Vizepräsident).
Alle Ideen sind nun auf Eis gelegt, berichteten uns Diener und Manderscheid. Die Freiwilligen des Museums sind verzweifelt und stehen vor allem vor einem großen Fragezeichen. Die Polizeidirektion unterstützt das Museum, ebenso Guy Arendt, Staatsminister für Kultur, der im goldenen Buch des Museums seine Lobesworte hinterließ und die Ehrenamtlichen zum Weiterführen des Museums ermutigte. Die staatliche Abteilung „Bâtiments publics“, also jene Abteilung, die für den Unterhalt der staatlichen Gebäude zuständig ist, habe die geschichtsträchtigen Gebäude abgeschrieben, so die Museumsleiter.
Es werden demnach keine Unterhaltsarbeiten mehr durchgeführt. Kürzlich hieß es, das Gebäude sei baufällig und Besucher seien nicht mehr zugelassen. Diese Baufälligkeit könne man absichtlich herbeiführen, so Manderscheid. Jahrelang wurden keine Regenrinnen gereinigt. Das haben die Freiwilligen teilweise nun selbst in die Hand genommen. Über einen halben Meter hoch waren die Abflussrohre mit Blättern verstopft. Nun läuft das Regenwasser wieder ab, die Feuchtigkeit verschwand sehr schnell, berichtete Charles Manderscheid. Jedoch erreichen die Ehrenamtlichen nicht alle Dachrinnen und an jenen Stellen dringt Feuchtigkeit ein.
Schützenswert, aber nicht klassifiziert
Auch sei die Reparatur der Heizung nur eine Kleinigkeit, es handele sich um einen Riss in einem Rohr. An einigen Stellen bedarf es eines Anstrichs oder des Ausbesserns von kleinen, oberflächlichen Rissen im Putz, die für das Alter des Gebäudes normal sind.
Die „Commission des sites et monuments“ (Cosimo) des Kulturministeriums hat die Gebäude als schützenswert eingestuft, erstaunlich ist jedoch die Antwort des Kulturministers auf eine parlamentarische Frage: Eine Klassifizierungsprozedur werde nicht in die Wege geleitet. Dies mit der Begründung, man wolle andere künftige Projekte auf Verlorenkost nicht gefährden. Die Experten von Cosimo bezeichneten die gesamte Architektur und insbesondere den Betonpilz der Tankstelle in einem Umkreis von mehr als 150 km als einzigartig. Auch die Wandmalereien in einem der Treppenhäuser, die vor langen Jahren von einem behinderten Arbeiter angefertigt wurden, müssen laut den Experten erhalten bleiben.
In der gleichen Fragestellung informierte sich der Abgeordnete Marc Lies über mögliche Reparaturarbeiten. Diese fallen laut dem Antwortschreiben aus dem Kulturministerium unter die Zuständigkeit des Innenministeriums. Hinsichtlich der Ausstellungsstücke antwortet das Kulturministerium: „C’est pourquoi, le ministère soutient le Musée de la Police grand-ducale par le biais du réseau Musées Luxembourg auquel l’association a adhéré.“ Bis heute habe man jedoch nie einen Cent aus diesem Fonds gesehen. „Wir investieren sogar unser eigenes Geld, um die Geschichte von Polizei und Gendarmerie zu erhalten“, berichtete Charles Manderscheid.
Hoffen auf eine schnelle Lösung
Einen Plan B gibt es für die Zukunft nicht. Alleine für die über 5.000 Ausstellungsstücke benötigt man 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche, zuzüglich Räumlichkeiten für den Fuhrpark, Lager- und Versammlungsräumen. Die Museumsleiter bevorzugen ihren Standort, denn das historische Gebäude passt zum Museum. Vor allem wollen Camille Diener, Charles Manderscheid und ihr ehrenamtliches Team verhindern, dass das Museum geschlossen wird.
Man wolle nicht das gleiche Schicksal erleiden wie das Feuerwehrmuseum, dessen Fahrzeuge in einer ungeheizten und feuchten Halle auf Roost vor sich hinrosten, getreu dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Die Ehrenamtlichen des Museums können demnach auch nicht die Absage zum Schaffen eines gemeinsamen Museums von Polizei, Feuerwehr, Post und Zoll in Petingen verstehen. Bei diesem Gemeinschaftsprojekt wurde ihnen vorgeworfen, die Personalkosten seien zu hoch. Die Freiwilligen hoffen auf eine baldige Lösung, vor allem die Ungewissheit und das „Ballspiel“ zwischen den Ministerien machen den Geschichtsforschern zu schaffen.
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