/ „Damals war alles noch anders“: Von den Schwierigkeiten eines Feinkostladens in der Alzettestraße
Im Juni 2018 hat „Le monde au naturel“ in der Alzettestraße seine Türen geöffnet. Die Geschäfte in dem kleinen Laden, in dem unter anderem hochwertiger Käse, exklusive Weine und Spirituosen, Feinkostprodukte und Gewürze feilgeboten werden, laufen nicht gut. Falls nicht bis Ende des Monats ein Wunder passiert, droht die Schließung. Inhaber Victor Rodrigues erzählt. Liegt es an der nicht ausreichenden Sichtbarkeit oder am falschen Angebot?
Tageblatt: Was ist die Geschäftsidee hinter „Le monde au naturel“?
Victor Rodrigues: Es geht darum, dass die Kunden bei uns Produkte kaufen können, die es anderswo nicht gibt. Schinken, Käse, Chorizo, Gewürze, allesamt Produkte, wie man sie in der Qualität nur im Einzelhandel findet. Heute wird ja vieles nur noch industriell gefertigt.
Woher stammt Ihr Sortiment?
Aus allen Ecken Europas. Wir haben da eine sehr feine und exklusive Auslese zusammengestellt. Und die Gewürze zum großen Teil aus Asien. Zudem ist es so, dass es in der Alzettestraße keinen Laden mit einem solchen Konzept gibt. Bevor wir im Juni unsere Türen geöffnet haben, hatte ich mich umgeschaut und versucht, eine Art Nische ausfindig zu machen.
Und dann?
Dann haben wir dieses Abenteuer gewagt und damit auch den Schritt in die berufliche Unabhängigkeit, wenn man so will. Zuvor habe ich in einem Unternehmen gearbeitet.
Welche Bilanz ziehen Sie?
Dass sich dieser Schritt nicht gelohnt hat. Wir haben eine Menge Zeit und Geld investiert, aber bislang hat sich das nicht gelohnt. Im Gegenteil. Der Laden läuft nicht. Es fehlt an Kunden. Auf der anderen Seite zahlen wir hier 4.500 Euro Miete, Heizung und Wasser inklusive. Die fixen Kosten sind schon erheblich. Aber das wussten wir.
Was sind die Ursachen für den Misserfolg?
Ich habe jahrelang hier in Esch gelebt und kenne mich hier aus. Aber das ist 20 Jahre her. Damals war alles anders. Es gab keinen Leerstand in der Alzettestraße. In der Geschäftswelt lief es noch richtig gut. Der Dezember war sehr schlecht bei uns. Und der Januar sieht ebenfalls nicht gut aus. Mir ist bewusst, dass der Januar ein schwieriger Monat ist, weil die Kunden nach dem ausgabenintensiven Monat nun sparsam mit dem Geld umgehen. Wir brauchen einen täglichen Umsatz von 500 bis 600 Euro, um kostendeckend zu arbeiten. Der beste Tag, den wir bislang hatten, war der 14. Juli.
Wie sah es sonst in den Sommermonaten aus?
Juli, August und September waren gut. Auch wegen des Straßencafés. Aber auch da war der Umsatz nicht hoch genug, um die laufenden Ausgaben zu decken. Außerdem habe ich mir noch kein Gehalt ausgezahlt. Das Gleiche gilt für meine Ehefrau, die hier mit anpackt. So läuft das bei uns. Und wenn man feststellt, dass ein Geschäftsmodell nicht richtig funktioniert, versucht man halt etwas anderes. Wir bieten seit Kurzem auch „Crêpes“ an. Ich habe ebenfalls in eine „Crêpière“ investiert. Aber auch hier ist die Resonanz bislang ziemlich schwach. Auch dies wird uns demnach wahrscheinlich nicht retten.
Sehen Sie noch einen Hoffnungsschimmer am Horizont?
Hand aufs Herz: Gegenwärtig nicht, es sei denn, unsere Lage wird sich von heute auf morgen ändern. Aber danach sieht es nicht aus. Wenn nicht noch ein Wunder passiert, werden wir Ende des Monats aufhören und unsere Türen wieder schließen.
Wie geht es dann weiter und was ist Ihr Plan?
Ich habe noch keinen Plan. Ich würde gerne weitermachen, aber es macht keinen Sinn mehr. Wir können mit Supermärkten nicht mithalten. Die bieten halt alles unter einem Dach an. Hinzu kommt die Parkplatzproblematik hier in Esch. Ich denke, dass dies das Kaufverhalten ebenfalls stark beeinflusst. Zudem ist da dieses „manger beaucoup et pas cher“ statt „manger peu et bien“. Dabei sind unsere Preise erschwinglich, obwohl wir nicht mit Discountern mithalten können. Die verkaufen nämlich billiger, als wir unsere Ware einkaufen.
An welchen Strohhalm klammern Sie sich noch?
Wir werden kommende Woche einen letzten Versuch wagen und unser Schaufenster anders dekorieren, damit wir mehr Sichtbarkeit bekommen. Wir werden gezielt darauf aufmerksam machen, dass man bei uns einen Mittagstisch bekommt. Vielleicht hätten wir das von Anfang an anders handhaben sollen. Vielleicht finden wir ja auch noch einen Kompromiss mit dem Vermieter. Ich denke, dass es im März aufwärts gehen könnte. Wenn das Wetter wieder besser wird, wir die Tische und Stühle herausstellen können.
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Ein Feinkostladen? In Esch? Ein Fachhandel für Klapp- und Butterflymesser wäre hier zweifellos die bessere Geschäftsidee. Ernsthaft: So ein Delikatessengeschäft mag für Auge und Nase anziehend sein, aber einkaufen wird dort kaum jemand. Nicht hier in Luxemburg, wo die Leute inzwischen auch kein Geld mehr zu verschenken haben. Und schon gar nicht im Süden, wo alle paar Kilometer eine Shoppingmall mit ebenfalls reichem Feinkostangebot aber zu deutlich niedrigeren Preisen lockt. Delikatessen à la Hummer und Stopfleber gibt es sogar schon bei bekannten Discountketten.
Es liegt an den großen Mall´s die Angebote zu kleineren Preisen im Sortiment haben.
Die Konsumenten sind nicht mehr bereit für guten Qualität mehr Geld zu zahlen so nach dem Motto Masse statt Klasse, dann kommen natürlich auch die hohen Mieten plus Nebenkosten, das heißt der Einzelhändler muß ganz anders Kalkulieren um über die Runden zu kommen, schließlich will er ja auch noch Gewinn machen wenn es plus minus null am Monatsende aufgeht lohnt sich der Stress nicht. Schade aber so verschwinden leider immer mehr gute Geschäfte. Hoffe das es der Herr Rodrigues schafft.
Haut een klengt Geschäft opmaachen ass riskant,
daat soll een sech virdrun iwerleen,am Minett scho guer nëtt,
am Rescht vum Land ass och nëtt vill Chance fir ze iwerliewen,
déi gudd Zeiten sinn schons laang doud,alles ass waat Mëttelstand
wor, ass vun der Politik an senge Bonzen futti gemaach ginn,
een Trauerspiel vun der haitiger Gesellschaft.