/ Kopf des Tages: Patrick Weber hat das erste „Gaymat“ vor 20 Jahren ins Leben gerufen
Patrick Weber war von 1998 bis 2002 Präsident der „Rosa Lëtzebuerg Asbl“. Er war es, der 1999 die erste, damals noch sehr bescheidene, Ausgabe des „Gaymat“ organisiert hat.
Sein eigenes Coming-out hatte Weber um 1988, im Alter von 23 Jahren. „Das war für die damalige Zeit sehr früh“, sagt der heute 54-Jährige. Als er seinen ersten Freund hat, erzählt er seinen Eltern sofort davon. Er will sich nicht verstecken. Um die Reaktion seiner Mutter macht er sich damals keine Sorgen, um die seines Vaters schon eher. Am Ende nehmen sie es ganz entspannt auf. Sein damaliger Lebensabschnittspartner wird problemlos in seine Familie integriert – und umgekehrt genauso.
Als 1996 die erste Gay Pride in Brüssel stattfindet, reist Patrick Weber alleine dorthin. Es ist nicht nur die erste Pride in der belgischen Hauptstadt, sondern auch die erste für den damals 31-Jährigen. Heute, 23 Jahre später, erinnert er sich daran, wie er damals ein wenig verloren auf dem großen Platz stand, als ihn die Organisatoren fragten, ob er helfen könne, die Regenbogenflagge zu tragen.
„Dumm, wie ich war, habe ich natürlich Ja gesagt“, erzählt er lachend. Bei sommerlicher Hitze musste er die schwere Flagge vier Kilometer weit tragen. Im Endeffekt eine schöne Erinnerung: „Ich hatte das Gefühl, dazuzugehören.“
Diese Erfahrung motiviert Patrick Weber, selbst aktiv zu werden. Er schreibt einen ersten, anonymisierten Leserbrief und verschickt ihn an verschiedene Tageszeitungen. Darin verteidigt er die damaligen Gesetzesvorlagen der Abgeordneten Lydie Err zur „Union civile“ und von Renée Wagener zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.
Leidenschaft für Autorennen und Motorsport
Weber schließt sich der kurz zuvor gegründeten „Rosa Lëtzebuerg Asbl“ an. Bedingt durch seine Erfahrungen als Journalist, kümmert er sich um die Pressearbeit und moderiert Rundtischgespräche. Als sich der Gesundheitszustand des damaligen Präsidenten Marc Grond verschlechtert, übernimmt der junge Mann den Posten. Zunächst zögernd – denn durch seinen Beruf ist er viel unterwegs. Damals arbeitet Weber für die Auto-Revue.
Noch ein Punkt, der zu jener Zeit überrascht: Dass jemand, der über Autos schreibt und in seiner Freizeit selbst Autorennen fährt, schwul ist, können viele nicht fassen. Für Akzeptanz und Vielfalt, auch innerhalb der einzelnen Communitys, setzt er sich bis heute ein.
War er früher jedes Jahr auf der Pride in Brüssel und Paris, manchmal auch in Köln, ist es inzwischen still um den ehemaligen Journalisten geworden. Einen Großteil seiner Zeit verbringt er damit, zu Hause seinen Mann zu pflegen, der schwer krank ist. An den Wochenenden fährt er mit seinem Neffen zu Mountainbikerennen ins Ausland. Eine Mitgliedskarte eines Motorsportvereins hat er auch noch, ist aber nicht mehr wirklich aktiv.
Trotz vollen Terminkalenders hat er es sich nicht nehmen lassen, am Donnerstagabend am Rundtischgespräch zum Thema „Brauchen wir noch eine Pride?“ in der Kulturfabrik teilzunehmen.
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