864.200 Geldscheine / Luxemburger horten Franken im Wert von fünf Millionen Euro
Es gibt ihn noch, den guten alten „Frang“. Tausendfach werden die alten Vor-Euro-Geldscheine offenbar noch in Luxemburgs Kellern, Kisten und Kleiderschränken gehortet. Wie Finanzministerin Yuriko Backes erklärt, sind noch fast 900.000 Scheine „im Umlauf“. Sie können jederzeit zurückgegeben werden. Und man bekommt dafür eine ganze Stange (neues) Geld.
(Mindestens) 80 Jahre lang war er die Währung und ein Stück nationale Identität Luxemburgs: der Franc. Am 1. Januar 2002 wurden die Luxemburger Scheine und Münzen mit der Einführung des Euro-Bargelds abgeschafft. 21 Jahre ist das also schon her – aber offenbar können viele Luxemburger trotzdem noch nicht loslassen. Wie Finanzministerin Yuriko Backes (DP) in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage des LSAP-Abgeordneten Mars Di Bartolomeo erklärt, sind noch immer Franken im Wert von fast fünf Millionen Euro im Umlauf. Genauer gesagt: im Wert von 4.932.349,15 Euro – oder 198.522.300 Franken. Das geht laut Backes auf Daten der Zentralbank BCL zurück, die jedes Jahr Daten zu den Luxemburger Banknoten veröffentlicht. „Die Zahl der noch im Umlauf befindlichen LUF-Banknoten nimmt jedes Jahr leicht, aber stetig ab“, schreibt Backes.
Wer heute auf einen Franken-Schatz unter der Matratze löst, kann diesen problemlos gegen Euros eintauschen – zum Wechselkurs von 1 Euro = 40,3399 LUF. Zumindest, wenn sie nicht zu alt sind – sie sollten von der Vorgängerinstitution der BCL, dem „Institut monétaire luxembourgeois“ (IML) ausgegeben sein. Um herauszufinden, welche luxemburgischen Banknoten einfach getauscht werden können, hat die BCL eine Übersicht der Banknoten auf ihre Website gestellt. Der Eintausch alter Münzen könnte problematischer sein: Diese konnten laut Backes nur bis zum 31. Dezember 2004 problemlos erstattet werden.
Fast eine Million Scheine im Umlauf
Insgesamt sind noch 864.200 Franken-Geldscheine im Umlauf, schreibt Backes. Alle haben gemein, dass sie das Antlitz Großherzogs Jean ziert. Mit Abstand am meisten verbreitet sind noch 100er-Banknoten – mit einem Wert von gerade einmal 2,50 Euro. Insgesamt 786.873 der alten 100er-Scheine „zirkulieren“ laut Backes noch, sind also noch nicht bei der Zentralbank gegen Euro eingetauscht worden. Insgesamt haben sie einen Wert von 1,95 Millionen Euro. Aber auch größere Einheiten sind noch immer nicht wieder bei der Zentralbank aufgetaucht, 66.700 1.000er-Noten – im Wert von jeweils immerhin 25 Euro – schlummern noch in alten Geldbörsen, Matratzen, Tresoren oder Umzugskisten. Ein Vermögen von insgesamt 1,65 Millionen Euro.
Und auch viele 5.000er-Scheine – also mit einem Wert von jeweils 125 Euro – sind noch nicht zur Zentralbank zurückgekehrt. Insgesamt sind das 10.627 der wertvollsten Luxemburger Banknoten – mit einem Wert von 1,32 Millionen Euro.
Der Franken hatte vielleicht auch deshalb eine tiefergehende Bedeutung für das Land, weil es in Sachen Währung für Luxemburg in der Geschichte ein ganz schönes Hin und Her gab. Bis 1825 war der von Napoleon geschaffene franc germinal auch in Luxemburg gesetzliches Zahlungsmittel, schreibt die Zentralbank. 1832 schuf Belgien, das zwei Jahre zuvor die Unabhängigkeit erlangt hatte, eine eigene Währung – den belgischen Franc. Dieser wurde anschließend auch in Luxemburg eingeführt. 1839 wurde Luxemburg schließlich selber unabhängig, mit dem Beitritt zum deutschen Zollverein im Jahr 1842 wurde der Preußische Taler eingeführt. Laut BCL blieb der belgische Franc dennoch die in Luxemburg vorherrschende Rechnungseinheit. Und: Mit der Banque internationale à Luxembourg (BIL) und der Banque nationale gaben gleich zwei Institute erste eigene Banknoten aus.
Während des Ersten Weltkriegs ersetzte der Franc nach und nach immer mehr die deutsche Währung. 1918 trat Luxemburg aus dem deutschen Zollverein aus. Die Regierung begann Papiergeld auszugeben – und sie verlieh den bereits vorher von den BIL ausgegebenen Banknoten Legitimität. 1918 wurde in einem großherzoglichen Dekret zum ersten Mal der Begriff „luxemburgischer Franc“ verwendet. 1921 unterzeichneten Luxemburg und Belgien ein Abkommen über eine Wirtschafts- und Währungsunion, das auch vorsah, dass das Großherzogtum seine eigenen Münzen und Geldscheine ausschüttete. Mit er Unterbrechung des Zweiten Weltkriegs begleitete der Franc Luxemburg bis 1999. Dann blieb er zwar noch als Scheine und Münzen erhalten, ging aber eigentlich in der Gemeinschaftswährung Euro auf. Am 1. Januar 2002 schließlich stellten die zwölf Gründungsländer der Europäischen Währungsunion auch auf Euro-Scheine und -Münzen um – und der Luxemburger Franc verschwand mit der Zeit. Genauso wie Mark, Lira, Escudo, Pesete, Gulden, Pfund, Schilling oder französische Franc.
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