/ Die fetten Jahre sind vorbei: CSV ringt nach einem historischen Wahldebakel nach Fassung
Minus 16,5 Prozentpunkte im Vergleich zur vergangenen EU-Wahl und nur noch Platz zwei hinter der DP: Die alte Dame der Luxemburger Politik befindet sich im freien Fall.
Claude Wiseler wusste es bereits im Dezember. Der CSV-Spitzenkandidat der vergangenen Nationalwahlen sah die CSV vor einem strukturellen Problem: „Wir sind nicht mehr attraktiv für junge, urbane Wähler unter 35 und haben den Speckgürtel der Stadt verloren. Das wird uns auf Jahre hin schwächen“, so Wiseler damals im Gespräch mit dem Tageblatt. Tatsächlich folgte auf die heftige Niederlage im Oktober eine noch heftigere: Die EU-Wahl am Sonntag ist die größte Wahlkatastrophe in der Geschichte der Volkspartei CSV. Der Rekordwahlsieger verliert 16,5 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014 und ist mit 21,1 Prozent der Stimmen nur noch zweite Kraft im Land – hinter der DP.
Wie konnte das passieren? Tatsächlich hat die CSV vor allem in Luxemburg-Stadt und im urbanen Speckgürtel an die DP und „déi gréng“ Stimmen verloren: Der Raum zwischen den Gemeinden Mersch und Roeser sowie Kehlen und Niederanven ist DP-Land. In den ländlichen Kommunen im Osten, Norden und Westen hat die CSV allerdings noch die Nase vorn. Dabei waren 2014 noch sämtliche Gemeinden in CSV-Hand. Oder anders: Luxemburg war ein CSV-Land.
Engels Wagnis
Nicht wenige innerhalb der CSV machen dabei vor allem einen an der Wahlniederlage fest: Frank Engel. Seit Anfang Januar ist Engel CSV-Präsident. Und seither hat sich die Partei eher zerstritten, unentschlossen gezeigt und allgemein eine unglückliche Figur abgegeben. CSV-Granden in der Chamber waren vom Parvenü aus Brüssel wenig begeistert und verweigerten ihm die Zusammenarbeit.
Engel hingegen hatte wenig Verständnis für die Befindlichkeiten der ehemaligen Parteihonoratioren und kannte irgendwann nur einen Weg: die Flucht nach vorne. Er machte aus der „Not eine Tugend“, wie es der Journalist Christoph Bumb formulierte, und setzte mangels Alternativen auf eine neue, junge Liste. Kein Marc Spautz, keine Viviane Reding. Sondern sechs mehr oder weniger unbekannte Gesichter, deren Namen selbst für Politexperten ein Rätsel waren.
Engel ging ein Wagnis ein: Bereits früh schenkte er einen möglichen dritten Sitz im EU-Parlament her. „Der dritte Sitz ist kein Mantra“, so Engel im Wahlkampf. Er sprach von einem langfristigen Prozess der personellen und inhaltlichen Erneuerung und nahm dafür kurzfristige Niederlagen in Kauf.
Wir haben heftig verloren
Das Kalkül: Im Erfolgsfall steht er als großer Erneurer und Gewinner da, denn die Liste trägt seine Handschrift. Bei einer Niederlage kann er hingegen den Erneuerungsprozess anführen sowie die mangelnde Unterstützung innerhalb der Partei. Nun ist genau Zweiteres eingetreten. Und Engel bemüht sich zwar das Ergebnis seiner jungen CSV-Liste als Erfolg zu deuten, doch auch der CSV-Präsident muss einen Tag nach der Wahl gestehen: „Ehrlicherweise muss ich sagen: Wir haben heftig verloren.“
Als Gründe macht er den europäischen Trend der Erosion der Volksparteien verantwortlich, erinnert aber auch an die hohe Fallhöhe der CSV. 2014 sei eine besondere Wahl gewesen: In der unmittelbaren Nach-Juncker-Zeit habe die Luxemburger Bevölkerung ihre Missgunst gebenüber der neuen Dreierkoalition ausdrücken wollen.
Mit Viviane Reding, ihm selbst sowie Jean-Claude Juncker als quasi siebtem Kandidaten auf der CSV-Liste, sei es eine außerordentlich starke Liste gewesen. Daher das hervorragende Resultat von rund 37 Prozent. Zur Realität gehört aber auch: Das Wagnis mit einer jungen Liste konnte keine neuen Wähler mobilisieren. Zu keinem Zeitpunkt konnte die CSV so etwas wie Aufbruchstimmung vermitteln, sich „cool und modern“ präsentieren, wie es Engel vorschwebt, oder auch inhaltlich gegenüber den Kontrahenten punkten.
Ergebnis soll keine neue Normalität werden
Vor dem Hintergrund einer Schicksalswahl-Rhetorik über mögliche unstabile Verhältnisse in Europa schreckte Engels Experiment mit junger Liste womöglich eher konservative Wähler ab. Die sichere Wahl 2019 war nicht die CSV. „De séchere Wee“ war die DP. Mit dem Elder Statesman Charles Goerens hatte die DP vom Profil her den souveränsten und erfahrensten Kandidaten aufgestellt, der für Ordnung und Stabilität steht.
„Die DP hat wegen Goerens gewonnen“, sagt auch Engel. Mit prominenteren Kandidaten hätte die CSV wohl auch ein besseres Ergebnis eingefahren. Aber das sei eben nicht der Weg, den die CSV gehen will. Und gegenüber den Kritikern innerhalb der Partei sagt Engel: „Wenn jemand versucht hat, auf mich zu zielen, was ich nicht bestätigen kann, dann wisse dieser jemand jetzt, sofern es ihn denn gibt, dass das nicht der Partei hilft.“ Dieser Schachtelsatz à la Juncker heißt übersetzt: Wer Frank Engel schadet, schadet der Partei.
Und wie will er das strukturelle Problem angehen, das Claude Wiseler sieht, um den Speckgürtel wieder für die CSV zu gewinnen? „Indem wir wieder in der Mitte stark werden.“ Die CSV sei die Partei der gesellschaftlichen Mitte, einen Rechtsruck werde es mit ihm ebenso wenig geben wie eine grüne Wende. Und Engel versichert: „Dieses Ergebnis ist nicht die neue Normalität für die CSV, wir wollen wieder die klare Nummer eins im Land werden.“
- Kopf des Tages: Lex Delles, Politiker als Nebensache - 25. Juli 2019.
- Der Bienenstock: Ein Blick hinter die Kulissen des Weltkonzerns Amazon - 8. Juli 2019.
- Verfassungsreform auf Abwegen - 4. Juli 2019.
Ass jo ganz normal CSV ass einfach net méi zeitgemäss an huet keng Argumenter méi den Wieler ze motiveieren CSV ze wielen!
Watfier Argumenter hat d’CSV da fréier?
Laut de Walplakater déi doten:
„Santer“
„Juncker“
„De séchere Wee“
„Juncker“
„Juncker“
„Juncker“
„Juncker“
„Mir hunn e Plang“ (a verroden iech näischt dovun)
Mat deem leschten Argument si se dunn net méi wäit komm. Sonsteg Argumenter déi se fréier hate waren d’Kampfblatt Wortchen an de Paschtouer. E gewëssene Luc Frieden hat jo virun 1-2 Joer gesot, d’Wort misst erëm méi zu engem CSV-Kampfblat ginn. Dono ass de Jean-Lou Siweck do rausgeflattert a vill huet sech awer net geännert.
Eng einfach a kloer verständlech Explicatioun
In der Mitte ist nichts zu holen. Die Wähler wollen eine klare Linie. Eine Linkspartei kann die CSV aber nicht werden, und als ehemalige Rechtspartei wird sie von den Menschen so anachronistisch gesehen, wie die katholische Religionsgemeinschaft, aus der sie einst hervorging.
Zumal es ja bereits mehrere ultrarechte Parteien gibt und in der Ecke kaum noch Platz ist. Die Piraten fischen stark an den Extremen bzw. bei den Unzufriedenen. Déi Konservativ braucht man nicht mehr zu beschreiben und die 5/6-Truppe wird nach dem Abgang von Gibéryen massiv nach rechts rücken, denn Kartheiserchen und Keupchen warten… Etwa 20% für rechte Parteien bei den EU-Wahlen spricht eine mehr als nur deutliche Sprache über die politische Gesinnung vieler Wähler.
Ganz normal. D’Quiselen sin bal alleguer ausgestuerwen an den Paschtouer kuckt vum Predegtstull op 3 Leit erof déi sech nach vir sein Kabes interesséieren.
An déi aner Leit denken no an awer och zreck.
Dat war an schingt nach ëmmer an dësem Land e Problem ze sinn: dat eent vun deem aneren ze trennen. Wat huet eegentlech d’Religioun mat der Politik ze doen, an ëmgekéiert? Lang genuch si déi béid matenee vermëscht ginn. D’Zäite vum Muttergottesstaat sinn définitiv eriwwer.
Trennen? Dofir ass d’Police and d’Arméi an der Schlusspressesion matgetrëppelt 😉
Gedold, och déi Vermëschung verschwënnt nach. Si mer mol frou, datt jeglech reliéis Indoktrinéierung elo mat vill Joerzéngte Verspéidung endlech aus der Schoul eraus ass.
Denkt och drun, si feieren jo nach ëmmer den angeblechen ‚hellege‘ Martin a wat fir en Trallala lass ass, wann d’Boxemännercher fir de Kleesche net ukommen, dat hu mer jo och matkrut.
Der CSV fehlt es an überzeugenden, tatkräftigen und charismatischen Führungspersönlichkeiten. Sie ist sehr schwach aufgestellt, zu schwach und zerstritten um, in absehbarer Zeit, aus dem Tief herauszukommen in dem sie seit Juncker’s Abgang steckt. Schade nur, dass die LSAP von dieser Schwäche nicht zu profitieren weiss.
Mich würde interessieren was die Politiker verdienen. Ich verstehe noch immer nicht, warum man das Gehalt von Staats/Gemeindebeamten ausrechnen kann und bei Politikern ist alles verschwommen. Anhand des Gehalts kann man dann nachschauen wer für sein Gehalt am meisten geleistet hat und wählt dementsprechend. Im öffentlichen Dienst seh ich schon das Einfrieren des Dienstgrades (also das Weiterkommen im Gehalt) kommen, schliesslich führt man bereits obligatorische Mitarbeitergespräche bei Dienstgraderhöhungen. „Entretien d’appréciation des performances professionnelles“. Wenn sowas kommt, dass Vorgesetzte im öffentlichen Dienst, einen Mitarbeiter „einfrieren“, dann will ich auch über sowas bei Politikern abstimmen können.
Das Gehalt der nationalen Politiker ist im Wahlgesetz festgelegt. Europa-Politiker erhalten das doppelte. Was schwieriger ist, betrift die Nebenverdienste durch Doppel-Mandate, Aufsichtsratsposten, etc, etc, …. Da wird einen Heidengeld verdient. Beantragen Sie mal einen Kadasterauszug Ihres Lieblingspolitikers! Sie werden staunen, und sich komische Fragen stellen. Deshalb rührt auch niemand an der Grundsteuer.
De Junker get elo frei‘ an kann als Coach bei der CSV di richteg Leit ausbilden !
Wann Sie politischen Courage géifen weisen dann hätten Sie schon lang den C fallen geloss an dann wier ech och villäicht der Partei beigetrueden.
Trennung vun Staat an Kierch as jo schon geschitt.
Den „S“ stëmmt awer och net sou wierklech, spéitstens mam Juncker an allerspéitstens mam Frieden ass dee just nach eng dreckeg klerikal Ligen.
De Juncker:
– Kierzt de Staatsbeamten aus purer Expressegkeet d’Pensiounen, sou datt d’5/6-Partei verschwanne soll. Dat ass net geschitt an d’LSAP huet sech mat dem Vote och nach onméiglech gemaach bei de Staatsbeamten an hire Familljen (an dat si vill Leit), op d’mannst deene mat enger méi laangfristeger Mémoire.
– Déclaréiert (indirekt), datt hien a seng Fra eng Famill sinn (keng Kanner!), Steierklass 2. Déclaréiert datt eng alleinstehend Fra, mat awer 2 Kanner um Bockel, keng Famill duerstellt, Steierklass 1. Och vun der aktueller Koalitioun leider nach ëmmer net aus der Welt geschaf, op d’mannst hu se d’Ongerechtegkeet awer schonn erkannt.
– Regelméissegt Gebraddels iwwer eng fiktiv Rentemauer, fir datt d’Leit sech den Hënner aus der Bochs fäerte sollen.
Frieden:
– Sou e schlechte Budget, datt e vum Juncker ëffentlech eng Rüg kritt.
– All Mënsch reegt sech op iwwert d’Mesurë vu Blo-Rout-Gréng, ma de gudde Luc hat der vill méi a méi graver geplangt.
Joerzéngte laang louch CSV wei eng schwaarz Pescht iwwer dem Land „staatserhaltende“ Partei wei et am LW gehéicht huet, Gutt dat dat elo endlech eriwwer ass an dat Aufklärung och endlech zu Lëtzebuerg ukomm ass, no 200 Joer…
Bei ons dauert villes ebe méi lang. Ass jo gewosst. Mir baue jo zB an der Péitruss e Skatepark wann néierenswou méi e mat Skateboard fiert. Juste fir ze soën!
naja, da war der nach net rof an de Skatepark kucken, do ass alles voll mat Skater.
Häh? Ech fueren/ginn ëfters do laanscht an deen ass, grad bei guddem Wierder, meeschtens gutt besicht. Ganz vill Kanner, souguer nach aus der Primärschoul, hunn e Skateboard. Datt „néirenswou méi e (sic!) mat (sic!) Skateboard fiert“ kann ech sou absolut net bestätegen.
Déi Partei do huet nach ëmmer neischt verstan.
Also, do muss ee sech da froen, wat e Skatepark mat der CSV ze doen huet!
Deen ass en Effet net eng schwaarz, mä eng blo-gréng Co-Produktioun.
Dat nennt en eng Analogie!
An desem Fall och nach en Anachronismus.
Et sinn der nach emmer dei‘ Kommentei’eren wei‘ di Gro’uss an den Artikel net gelies hun !
An trotzdeem kucken déi zwee op der foto dran, wéi wann d’Hinger hinnen d’Brout gehol hätten.
Majo dann, dir léif Schwëmmer, Leefer, Fechter, RTL-Leit asw, déi Zäite wou ee bei der CSV sécher gewielt gouf, sinn eriwwer.
Maacht et einfach wéi d’Madame Lulling, wiesselt d’Partei, wann et muss sinn, e puer Mol.
Schued, dass déi Madame “ Bäumchen wechsle dich “ nët nach eng Kéier fir Tseesvau mat an d’Europawale goung. Si wier bestëmmt nach eemol gewielt ginn.