/ Sozialwahlen: Pflegeberufe müssen in Luxemburg wieder attraktiver werden
Die Gruppe 7 der Arbeitnehmerkammer vertritt die Mitarbeiter aus dem Bereich Gesundheit und Soziales. Der Sektor kämpft derzeit mit Personal- und Nachwuchsmangel.
Im März finden Sozialwahlen statt. Gewählt werden nicht nur die Personalvertreter in den Betrieben, sondern auch die neuen Mitglieder der Arbeitnehmerkammer. Diese setzt sich aus 60 Delegierten der verschiedenen Wirtschaftssektoren zusammen. Sechs von ihnen sind Vertreter der Gruppe 7: Gesundheit und Soziales. Darunter fallen zum Beispiel die Krankenhäuser und Pflegeheime, aber auch Kindertagesstätten.
Im vergangenen Jahr war es zu einem Streik im Pflegesektor gekommen – dem ersten seit Jahren in Luxemburg. Die Mitarbeiter der Alten- und Pflegeheime traten in den Ausstand, um für die Anwendung ihres Kollektivvertrags zu kämpfen.
Personal- und Nachwuchsmangel
Eine Besonderheit des Sektors: Er wird größtenteils öffentlich finanziert, wie Nora Back erklärt, die bei der Gewerkschaft OGBL für diesen Sektor zuständig ist. Dominiert wird der Sektor von zwei sektoriellen Kollektivverträgen – dem SHL-Kollektivvertrag der Krankenhäuser und dem SAS-Kollektivvertrag für den Pflege- und Sozialsektor. Sie decken einen großen Teil des Sektors ab.
Ein Problem, mit dem der Sektor zu kämpfen hat, ist der Personal- und Nachwuchsmangel, besonders in der Pflege. „Das sind sehr schwere Berufe“, so Nora Back. Auch die Arbeitsbedingungen seien nicht attraktiv. Die Pflegeberufe müssten wieder attraktiver werden, sodass sich Menschen wieder dazu entscheiden, solche Berufe zu erlernen. Der Sektor brauche allerdings auch Menschen aus dem Ausland. Es sei nämlich falsch, zu glauben, dass es in Luxemburg genug Arbeitskräfte für den Sektor gibt.
Eine weitere Entwicklung, die den Gewerkschaften Sorgenfalten auf die Stirn treibt, ist das „Outsourcing“. Immer mehr Arbeiten, die nicht zum Kernbereich der Pflegebetriebe gehören, wurden ausgelagert, erzählt Back. So etwa die Reinigungskräfte oder das Küchenpersonal. Die Gewerkschaft ist entschlossen, sich gegen diese Entwicklung zu wehren.
Nur die Hälfte hat einen Kollektivvertrag
Unter die beiden genannten sektoriellen Kollektivverträge fallen rund 20.000 Menschen, erklärt Nora Back. Das sind rund die Hälfte der Mitarbeiter in dem Sektor. Nicht unter die Kollektivverträge fallen zum Beispiel private Kindertagesstätten, die privaten Laboratorien oder auch die Rettungssanitäter des Roten Kreuzes. Auch diese Mitarbeiter sollen, geht es nach dem Willen der Gewerkschaft, einen Kollektivvertrag erhalten.
Back reagiert auch auf die Gespräche um die neu anzuschaffenden MRT-Geräte (fr. IRM). Derzeit werde darüber diskutiert, ob sie in Kliniken untergebracht werden oder auch in Privatpraxen stehen könnten. Die Idee, sie Privatpraxen anzuvertrauen, sieht Back äußerst kritisch. Sie befürchtet, es könnte zu einer Zwei-Klassen-Medizin kommen, in der der Zugang zu solchen Geräten nicht mehr allen gleichermaßen offen steht. Das Gesundheitssystem müsse in öffentlicher Hand bleiben, so die Gewerkschaftlerin.
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