LGBTQIA+ / Bisher kein genderneutrales Pronomen im Luxemburgischen bekannt
Gibt es ein genderneutrales Pronomen oder sogar mehrere im Luxemburgischen, wie das im Englischen der Fall ist? Diese Frage hat Daisy Schengen den Sprachforschern, die am „Lëtzebuerger Online Dictionnaire“ (LOD) arbeiten, gestellt und erfahren, dass es möglicherweise bisher kein Pronomen gibt. Denn im Luxemburgischen beeinflussen mehrere Faktoren die Bildung von Pronomen.
„Pronomen“: Aus dem Lateinischen übersetzt, bedeutet das Wort „für das Nomen“. Pronomen werden stellvertretend für Nomen benutzt. Im konkreten Fall geht es um die Existenz und Verwendung eines genderneutrales Pronomen im Luxemburgischen für queere Menschen. Damit sind Personen gemeint, deren „sexuelle Orientierung und/oder geschlechtliche Identität (wen sie begehren oder wie sie lieben) nicht der heteronormativen Norm entspricht“, so die Plattform „Diversity Arts Culture“ der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung aus Berlin.
Während im Englischen genderneutrale Pronomen wie they/them/their, ze/hir/hirs oder zee/here/heres genutzt werden, so „ist (uns) derzeit kein (gängiges) genderneutrales Pronomen im Luxemburgischen bekannt“, antworten die Sprachwissenschaftler, die am „Lëtzebuerger Online Dictionnaire“ arbeiten, auf eine Tageblatt-Anfrage vom 22. Juni.
Weiter heißt es in der Rückmeldung: „Es ist denkbar, dass unterschiedliche Formen oder auch Mischformen der genderneutralen Pronominalisierung existieren. In unseren Datenbanken tauchen allerdings bislang keine entsprechenden Belege auf.“
Pronomen und Personen
Nach Angaben der Sprachwissenschaftler basiert die pronominale Referenz (Bezug der Pronomen) auf Personen im Luxemburgischen auf vier Formen: drei im Singular (Einzahl) und eine im Plural (Mehrzahl). „Die Singularformen der 3. Person lassen sich nach Genus (grammatisches Geschlecht) und Sexus (biologisches Geschlecht) kategorisieren:
hien/en (Genus: Maskulinum, Sexus: männlich)
si/se (Genus: Femininum, Sexus: weiblich)
hatt/et (Genus: Neutrum, Sexus: weiblich)
Die Form „hatt“ ist abhängig von grammatischen und soziopragmatischen Faktoren wie Referenz auf Vornamen, jüngeres Alter, emotionale Nähe usw.
si/se (Plural, nicht genus- oder sexusspezifisch)
Die Kategorie Sexus hat in diesem pronominalen System einen binären (zweifachen, Anm. d. Red.) Wert männlich/weiblich.“
Als eine mögliche Lösung für „eine genderneutrale Personenreferenz müsste man wahrscheinlich auf ein gender-unspezifisches Substantiv ausweichen wie ‚déi Persoun““, antworten die Experten. Die Verwendung einer gender-unspezifischen Pluralform, wie sie im Englischen teilweise verwendet wird, sei im Luxemburgischen nach Kenntnisstand der LOD-Forscher unüblich. Zudem sei die Pluralform „si“ (3. Person Mehrzahl) formgleich mit dem weiblichen Singular-Pronomen „si“ (3. Person Einzahl), was die Genderneutralität in gewisser Weise wieder aufhebe, so die Linguisten. (Daisy Schengen)
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Ganz schlimm . Da muss unsere Sprache wohl neu erfunden werden.