Erlkönig im Weinberg / Der neue Opel Astra auf Tarnfahrt
Der neue Opel Astra befindet sich im Vorserien-Stadium und unternimmt erste Fahrten im Tarnkleid auf öffentlicher Straße, an denen auch eine kleine Auswahl von Journalisten teilnehmen durfte. Marc Schonckert war dabei und dachte dabei weniger an Borussia Dortmund als an Avenir Beggen.
Was ist das? Es ist gut über 4 Meter lang, fährt auf vier Rädern und trägt ein gelb-schwarzes Tarnkleid wie aus geschredderten Trikots von Borussia Dortmund, vorne ragen nur die Scheinwerfer und Blinker, ein unterer Lufteinlass und das Kennzeichen von Groß-Gerau heraus, hinten blickt man auf eine gelb-schwarze Wand, da ist nichts, das erkennen lässt, dass es sich um den neuen Opel Astra handelt, der nun in der zweiten von vier geplanten Vorserien-Phasen eine Reihe von Tests durchläuft. Auch im Innenraum bleibt viel unter einem dicken Plastiküberzug versteckt, nur Tür- und Fensteröffner, Tacho mit einzelnen Funktionsdaten, Bedienung für Heizung und Klimaanlage und ein Teil der Mittelkonsole bleiben zugänglich. Wie die Kommandozentrale dann einmal aussehen wird, zeigte man uns in einem Briefing vor der Fahrt, hier wird sich alles um innovatives Design in einem modernen Umfeld mit zwei großen Displays drehen, die alle wichtigen Funktionen überwachen und bedienen. Dass sich die Front des neuen Astra an den Look des Mokka anlehnt, ist längst bekannt.
Der neue Astra basiert auf der EMP-2-Plattform des jungen Stellantis-Konzerns, ist aber drinnen wie draußen ein echter Opel. Mit Stolz verweist man bei Opel auf die Tatsache, dass der neue Astra in Rüsselsheim entworfen, entwickelt und gebaut wird und eine Menge Innovationen beinhaltet, in Design und Ausstattung, die aus diesem Auto einen Renner im Kompaktsegment machen sollen. Hervorzuheben ist hier die neue Generation von LED-Leuchteinheiten, mit 84 LED-Einheiten pro Scheinwerfer. Der neue Astra ist mit 4,37 m nur unwesentlich länger als sein Vorgänger, sein Radstand wurde auf nunmehr 2,76 m verlängert, ein Hauptaugenmerk der Ingenieure galt dem Fahrwerk, das dem Astra die notwendige Stabilität bei hoher Geschwindigkeit, beim Bremsen und in Kurven verleihen soll. Hier zeigte sich der Astra bei unserer Validierungsfahrt von der besten Seite, wobei nicht zu übersehen war, dass besonders das Komfortverhalten im Vergleich zum Vorgänger weniger hart ausgelegt wurde.
Zu gut 80 Prozent wäre man durch beim Lastenheft, das die Gesamtheit aller Entwicklungen begreift, jetzt geht es um die Validierung und Erprobung einzelner Funktionen und Elemente, teilen uns die Entwicklungsingenieure von Opel mit, die uns in Rüsselsheim mit zwei Vorserien-Modellen erwarteten, einem getarnten Astra mit Dreizylinder-1,2-Liter-Turbo-Benziner und 130 PS und einem getarnten Astra-Plug-in-Hybrid mit 1,6-Liter-Benziner in Kombination mit einem E-Motor und einer Systemleistung von 180 PS. Dieser PHEV soll 50 km Autonomie im rein elektrischen Betrieb ermöglichen, wir konnten uns bei der Testfahrt von seinem guten Ansprechvermögen und seiner Durchzugskraft überzeugen, die man schon aus dem Grandland PHEV kennt. Wir konnten bei dieser Validierungsfahrt neben den neuen Modellen auch die entsprechenden Vorgänger fahren, so den derzeitigen 130 PS Astra und den 145 PS Astra, um bessere Vergleichsmöglichkeiten vom alten zum neuen Modell zu erhalten.
Im Blickpunkt standen bei unserer Fahrt vor allem Federungsverhalten und Lenkung. Im Anschluss an eine aufregende Fahrt auf enger Straße in den Weinbergen oberhalb von Mainz, hinter einem Werks-Insignia, der das Tempo diktierte, waren wir alle einer Meinung, dass die Lenkung zwar hervorragend auf das Fahrwerk abgestimmt ist, der Astra auch in schnellen Kurven und auf holprigem Untergrund gut auf der Straße liegt und sich auch bei hohem Tempo nicht aus der Ruhe und der Balance bringen lässt. Bemängelt wurde allerdings, dass die Lenkung nicht genügend Rückmeldung an den Fahrer gibt, was eventuell bei sportlicher Fahrweise ein Nachteil sein kann. Von Opel-Seite hieß es, dass man daran noch arbeite. Immerhin will man hier einen gesunden Kompromiss zwischen Komfort und Sicherheit einerseits und Dynamik und sportlichem Fahrverhalten andererseits erzielen, bevor der neue Astra dann Anfang kommenden Jahres zu den Händlern kommt.
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