Domaine Claude Bentz / Eine Herzensangelegenheit
Mit der Vorstellung des ersten Crémants aus der Domaine Claude Bentz macht Carole, Tochter und voraussichtliche Nachfolgerin des Winzers, an den kommenden fünf Wochenenden ihren offiziellen Einstieg ins Geschäft. Claude Wolf hat sich mit ihr über die neue berufliche Herausforderung unterhalten.
Sie habe mit 18 Jahren, bei der Entscheidung fürs Berufsstudium, noch nicht genau gewusst, wohin ihr Weg sie führen würde. Obwohl die Idee vielleicht schon im Hinterkopf gewesen sein mag. „Ich habe über Jura und Wirtschaft nachgedacht und mich dann letztendlich fürs Zweitere entschieden“, sagt die 36-jährige Absolventin eines Masters in Unternehmensmanagement.
Dieser Abschluss hat sie zuerst zum Wirtschaftsprüfer Ernst & Young und dann ins Ministerium der „Fonction publique“ geführt, wo sie mit der Kommunikation und Organisation großer Ereignisse befasst war. „Kommunikation ist ein Bereich, den ich kenne und liebe und der mir auch hier wichtig ist“, sagt Carole Bentz. „Zurück zu den Wurzeln“, nennt sie den 2019 vollzogenen beruflichen Wechsel, über den sie lange nachgedacht hat. Neuland hat sie dabei nicht betreten. Als Winzertochter war sie von Kind an in die einzelnen Etappen des Weinbaus einbezogen.
Wine meets architecture
Vater Claude Bentz, der seit 1986 für den 1933 gegründeten Betrieb verantwortlich zeichnet, freut sich natürlich über die gesicherte Nachfolge. Er habe die drei Töchter nie unter Druck gesetzt und ihre jeweilige berufliche Ausrichtung respektiert.
Die jüngste Tochter, studierte Architektin, ist ebenfalls in die Zukunft des Betriebes mit eingespannt. Um diese zu sichern, soll die Domaine Claude Bentz ausgebaut werden. Vor der aktuellen Weinkellerei, gleich am „Scheierbierg“, soll bis Mitte 2022 eine moderne Weinstube entstehen, in der größere gesellschaftliche Ereignisse wie Familien- oder Firmenfeiern bzw. Konferenzen und Produktvorstellungen stattfinden können. Dazu kommt eine Vinothek, in der die Produkte des Hauses vorgestellt und auch gepröbelt werden können, sowie ein Raum, in dem rund 15 Menschen unter professionellen Bedingungen eine Weinprobe mit Meeting abhalten können. Der Entwurf für den modernen Bau stammt von Jil Bentz, die Bauarbeiten haben im Juni angefangen. Ab Mitte nächsten Jahres will Carole mit den Planungen zur Besetzung der Einrichtung beginnen.
Die Pandemie und die dadurch bedingte ungewisse Zukunft haben diese Arbeiten zwar erschwert, die Begeisterung der jungen Winzerin aber nicht gebrochen. Dies umso mehr als sie im Beruf gleich fünf weitere junge Frauen hat, die auf den Spuren ihrer größtenteils männlichen Vorgänger den Weg in den Weinberg einschlagen.
Den buchstäblichen Weg in den Weinberg geht Carole Bentz allerdings nicht. Sie hat zwar im Vater einen guten Lehrmeister und selbst auch einige Weiterbildungskurse belegt, sie weiß aber, dass sie den Betrieb nicht allein leiten kann und hat deshalb ein gutes Team aus sechs erfahrenen Fachkräften aufgebaut.
Sie selbst hat, neben ihren organisatorischen Fähigkeiten, ein echtes Talent für Weinproben, das bei der Ausarbeitung des Crémants, der bei den Pröbeltagen erstmals verkostet werden kann, durchaus zum Tragen kam.
Neue Wege
„Ich bin der letzte Privatwinzer, der einen Crémant auf den Markt bringt. Es sollte deshalb kein weiterer Schaumwein sein, sondern ein ganz besonderes Produkt. Dies umso mehr als ich ein leidenschaftlicher Champagner-Trinker bin und die Latte deshalb bewusst hoch gelegt habe“, sagt Claude Bentz. Gemeinsam haben Vater und Tochter ein Produkt ausgearbeitet, das den Vergleich standhält, dem Luxemburger Markt einen Mehrwert bringt und der Linie des Hauses entspricht.
Auffallend sind bereits die elegante Flasche und das runde Etikett, in dem das Familienwappen in feiner Prägung im Untergrund ist.
Der Crémant von Claude Bentz ist eine Mischung aus 45% Pinot blanc, 45% Riesling und 10% Auxerrois. Er hat insgesamt 18 Monate auf der Hefe gelagert, wodurch die Perlen besonders fein werden und dem Wein dadurch eine besondere Frische verleihen. Er kommt am 10. Oktober offiziell auf den Markt.
Kommerziell erwartet die Domaine Claude Bentz viel davon. Sie hat zahlreiche Kunden in der Gastronomie, die seit März weniger Umsatz machen. Bentz beliefert außerdem viele Gemeinden oder Eventmanager, die seit dem Ausbruch der Pandemie keine Empfänge mehr veranstalten. „All das müssen wir wettmachen.“
Um die Crémant-Produktion zu fördern, hat der Betrieb im April im Naumberg anderthalb Hektar mit Chardonnay- und Pinot-noir-Trauben bepflanzt. „Damit werden wir unser Angebot erweitern können, wobei wir unserem Stil jedoch treu bleiben werden“, unterstreicht die Kommunikationsfachfrau, die unter anderem auch auf die Präsenz in den neuen Medien setzt, um die Firma weiterzubringen.
Ins Agenda eintragen
Gleich an fünf Wochenenden stellt die Domaine Claude Bentz der Kundschaft ihre Produkte (darunter dieses Wochenende) von 14.00 bis 18.00 Uhr im Rahmen von Verkostungstagen vor. Dabei werden die gegenwärtigen Regeln streng eingehalten: Die Weine werden nur an den Tischen serviert, die in dem großen Verkostungsraum der Domaine stehen. Sie werden nach jeder Besetzung desinfiziert. Ist der Andrang zeitweilig zu groß, kann die Wartezeit im Garten überbrückt werden.
Verkostet wird natürlich der Crémant, aber auch die Weine aus zwölf verschiedenen Lagen, vom filigranen Auxerrois Kurschelt über den harmonischen Pinot blanc, den spritzigen Pinot gris, den würzigen, feinen Riesling bis hin zu einem perfekt ausgewogenen Gewürztraminer aus dem Naumberg, eine der Vorzeigelagen der Domaine. Alle Lagen bringen kleine, qualitativ hochwertige Erträge. Genau wie der neue Crémant können auch die Weine bei einer Blindverkostung dem internationalen Vergleich standhalten.
Farbe ins Spiel bringen
Wie es die Tradition im Haus Bentz bei den jährlichen Verkostungen will, wurde auch dieses Jahr ein Künstler mit eingebunden. Dabei handelt es sich um Hans Jørgen Frydendal, einen Künstler aus Dänemark mit langjährigen Verbindungen zu Luxemburg, wo er teilweise auch lebt und arbeitet. Der 80-Jährige ist studierter Möbeldesigner, hat sich jedoch seit über 30 Jahren immer stärker der Malerei verschrieben. Er arbeitet hauptsächlich mit Wasser- und Acrylfarben, die er zu bunten, ausdrucksstarken Werken verarbeitet. Der reisefreudige Frydendal liebt das Meer und seine gleitende Weite. Genau wie der Wein stehen auch die Bilder zum Verkauf, der Künstler wird auch an den zehn Verkostungstagen anwesend sein.
- Den Neuanfang wagen: „déi gréng Stad“ stellen ihr Programm vor - 19. Mai 2023.
- Chardonnay – der Weltstar unter den Weinen - 26. März 2023.
- Das Gold der Erde - 12. März 2023.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos